Online kursiert ein erfundenes Zitat von Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Sie soll einen Zusammenhang zwischen geförderten Radwegen in Peru und Hochwassern in Deutschland sehen. Doch dahinter steckt ein Satire-Beitrag.

In einem Beitrag auf X kursierte Anfang Mai ein Bild der Vizepräsidentin des Bundestages, Katrin Göring-Eckardt. Darüber steht das Zitat: "Ohne die Radwege in Peru hätten wir hierzulande jedes Jahr Hochwasserkatastrophen." Der Beitrag wurde allein auf X über 75.000 Mal angesehen und erhielt auch auf Instagram, Facebook und Telegram tausende Reaktionen.

Mehr aktuelle News

Eine Suche nach dem Zitat in der Pressedatenbank Genios erzeugt keine Treffer, und auch bei einer Google-Suche ist der Beitrag auf X das älteste Ergebnis. Aus dem Büro von Katrin Göring-Eckardt schrieb ein Mitarbeiter auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck: "Dieses Zitat ist frei erfunden." Das Büro distanzierte sich auch inhaltlich von der Aussage: Man sehe keinerlei Zusammenhang zwischen Hochwasser-Ereignissen in Deutschland und Entwicklungshilfe in Ländern wie Peru.

Das Profil auf X, welches das Zitat vermutlich erstmals veröffentlichte, bezeichnet sich in seiner Biografie als Satire-Account. Doch die vermeintliche Satire wurde in den Kommentaren nicht als solche erkannt; zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer reagierten auf die Beiträge mit Anfeindungen gegen die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt und Kritik an der Wirtschaftsförderung.

"Dieses Zitat ist frei erfunden", heißt es aus dem Büro von Katrin Göring-Eckardt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck. © X, Collage und Bearbeitung: CORRECTIV.Faktencheck

Radwege in Peru: Zuständiges Bundesministerium dementiert Finanzierung in Höhe von 315 Millionen Euro

Das erfundene Zitat bezieht sich auf eine Debatte um eine Finanzierung von Radwegen in Peru durch die Bundesregierung. Ursprünglich stieß der AfD-Abgeordnete Michael Espendiller diesen an, als er in einer Sitzung des Haushaltsausschusses im Herbst 2023 forderte, die Finanzierung von "Radwegen und Bussen" in Peru für 315 Millionen Euro zu streichen. Seitdem hat das Thema Schlagzeilen gemacht.

Die Zahl 315 Millionen Euro ist laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das für die Förderung verantwortlich ist, jedoch falsch.

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit Peru hat die Bundesregierung, so schreibt das BMZ auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, im Jahr 2022 529 Millionen Euro an Fördergeldern zugesagt. Davon sind 460 Millionen zinsverbilligte Kredite und 69 Millionen direkte Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden. Von diesen Zuschüssen seien 24 Millionen Euro für Radwege vorgesehen.

Das Paket ist Teil der Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands mit Schwellenländern wie Peru, die sich in diesen Ländern auf die Bekämpfung von Armut, nachhaltige Infrastruktur und Klimaschutz konzentriert. Im Jahr 2021 hat das Ministerium bereits 20 Millionen für den Bau von Radwegen zugesagt, damals noch unter der Federführung von Gerd Müller (CSU).

Verwendete Quellen

Über CORRECTIV

  • CORRECTIV ist ein gemeinnütziges, unabhängiges und vielfach ausgezeichnetes Recherchezentrum. Die investigativen Journalisten recherchieren langfristig zu Missständen in der Gesellschaft, wie dem Cum-Ex-Steuerraub oder illegaler Parteifinanzierung.
  • Eine eigene Faktencheck-Redaktion - CORRECTIV.Faktencheck - überprüft irreführende Behauptungen und Gerüchte in den sozialen Medien. Die Faktenchecker erklären, wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschmeldungen schützen können.
  • Immer freitags erhalten Sie die neuesten Faktenchecks zu Gerüchten im Netz direkt in Ihr Postfach: Abonnieren Sie hier den CORRECTIV Newsletter.
  • Wenn Sie auf mögliche Falschmeldungen oder Gerüchte stoßen, können Sie diese CORRECTIV.Faktencheck zur Überprüfung schicken — entweder über den CrowdNewsroom oder über WhatsApp an die +49-151-17535184.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.