- Bei der AfD führen Tino Chrupalla und Alice Weidel in Zukunft Partei und Fraktion.
- Beide erhielten die entsprechende Mehrheit auf dem Bundesparteitag in Riesa.
- Der Politiker aus Sachsen will die Partei von der Union und der FDP abgrenzen.
Tino Chrupalla und
Zusammen führt das Duo damit nun sowohl die Bundestagsfraktion als auch die Bundespartei an. Weidel und
Meuthen: AfD "endgültig ganz rechtsaußen angekommen"
Chrupalla bekam 287 von 538 abgegebenen Stimmen. Sein Gegenkandidat Norbert Kleinwächter kam auf 195 Stimmen (36,3 Prozent) - ein Achtungserfolg für den Vertreter des eher gemäßigten Lagers. 55 Delegierte stimmten gegen beide Kandidaten. Es gab eine Enthaltung. Für Weidel votierten 360 von 538 Delegierten. 111 Delegierte (20,8 Prozent) stimmten für ihren Gegenkandidaten, den Europaabgeordneten Nicolaus Fest. 64 Stimmberechtigte votierten gegen beide Kandidaten, drei enthielten sich.
Mit der Wahl ist die AfD nach Ansicht des früheren AfD-Chefs Jörg Meuthen noch weiter nach rechts gerückt. "Die Partei ist, wie es nicht anders zu erwarten war, auf dem Parteitag in Riesa mit der von Höcke choreographierten Neuwahl des Bundesvorstands wie des Bundesschiedsgerichts endgültig ganz rechtsaußen angekommen", sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur. "Wer da jetzt noch mitmacht, muss und wird wissen, auf was er sich einlässt", fügte er hinzu.
Der langjährige Vorsitzende war Ende Januar aus der AfD ausgetreten und hat sich inzwischen der Zentrumspartei angeschlossen. Seinen Rückzug aus der Partei begründete er unter anderem mit dem gewachsenen Einfluss der Strömung des Thüringer Landes- und Fraktionschefs Björn Höcke in der Partei.
Partei bleibt vorerst bei Doppelspitze
Die Delegierten hatten am Freitag zwar die Satzung der AfD geändert, so dass künftig theoretisch auch eine Einzelspitze möglich ist. Der Thüringer Landesschef und Partei-Rechtsaußen
Auf dem Delegiertentreffen, das noch bis Sonntag dauert, wird der gesamte, zuletzt 13-köpfige Bundesvorstand neu besetzt. Damit wird auch über den künftigen Kurs der AfD entschieden - je nachdem, wie viele Vertreter der jeweiligen Parteiströmung sich einen Posten in dem Gremium sichern können.
"Weg von der Wutbürgerpartei"
Chrupalla steht seit November 2019 an der Spitze. Bei seiner ersten Wahl auf dem damaligen Parteitag in Braunschweig hatte er 54,5 Prozent der Stimmen geholt. Der Handwerksmeister aus Sachsen führte die AfD nach dem Weggang von Ex-Co-Chef
Parteiinterne Kritiker, die sich selbst dem gemäßigten Lager zurechnen, hatten nach den jüngsten Stimmenverlusten bei mehreren Landtagswahlen den Parteichef offen angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, im Westen nicht punkten zu können. Man müsse "weg von der Wutbürgerpartei". Sie kritisieren Chrupallas Kurs auch als zu russlandfreundlich und bringen Parteiaustritte damit in Verbindung.
Chrupalla für Abgrenzung von CDU und FDP
Chrupallas Gegenkandidat Kleinwächter sagte in seiner Bewerbungsrede, "wir müssen aus dem Tief, in dem wir sind, dringend rauskommen". Er sprach sich für Professionalisierung, Einigkeit, Disziplin und einen neuen Stil in der Kommunikation nach außen aus und pochte auf einen "liberal-konservativen" Kurs der AfD. "Wir vertreten eigentlich die Mehrheit der Bevölkerung in unserem Land. Sie weiß es nur nicht und wir müssen sie darüber informieren." Als Vertreter der gemäßigten Strömung erzielte er auf dem Parteitag einen Achtungserfolg.
Chrupalla warb für Abgrenzung zu Union und FDP. "Wir wollen CDU und FDP überflüssig machen", sagte er. CDU-Parteichef Friedrich Merz sei ein "grüner Wolf im schwarzen Schafspelz." Die AfD mache nicht mit bei "Impfpflicht, Krieg und offenen Grenzen". Der 47-Jährige will die AfD in den kommenden zwei Jahren nach eigenen Angaben auf einen "freiheitlich-sozialen" Kurs führen.
Weidel: AfD "das "notwendige Korrektiv in der verkrusteten Parteienlandschaft"
Mutmaßlich mit Blick auf die Stimmenverluste bei den zurückliegenden Landtagswahlen appellierte Weidel an die Delegierten: "Lassen wir uns nicht von jedem Rückschlag gleich nach unten ziehen." Sie forderte mehr Geschlossenheit und sagte: "Hören wir doch auf mit den haltlosen Anwürfen in der Öffentlichkeit." Die AfD sei kein Auslaufmodell, sondern "die Partei der Zukunft"
Weidel nannte die Partei das "notwendige Korrektiv in der verkrusteten Parteienlandschaft". Ihr Herausforderer Fest warb für mehr innerparteiliche Harmonie. Er beklagte den nach seinen Worten überflüssigen "Dauerbeschuss" gegen gewählte Funktionäre der Partei. (dpa/okb)
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