Ein Stromausfall nach einem Brand in einem Umspannwerk hat den Flughafen London-Heathrow lahmgelegt. Mehr als 1.300 Flüge sind betroffen, auch aus Deutschland. Polizei und Feuerwehr ermitteln derzeit die Ursache. Am Abend soll der Betrieb wieder langsam starten.
Die Nachwirkungen des Stromausfalls legen Europas größten Flughafen Heathrow in London weiterhin lahm. Zwar sind die Löscharbeiten an einem Umspannwerk in Hayes im Londoner Bezirk Hillingdon, wo ein Brand den Stromausfall verursacht hatte, mittlerweile unter Kontrolle, wie die Feuerwehr auf der Plattform X mitteilte, doch am Flughafen läuft noch nicht alles wieder nach Plan. Langsam solle am Abend der Betrieb wieder aufgenommen werden und später die ersten Flüge wieder abheben, teilte ein Sprecher mit. "Wir hoffen, dass wir morgen wieder einen vollständigen Betrieb durchführen können."
Anti-Terror-Einheit untersucht Stromausfall
Die Londoner Polizei geht bei dem Stromausfall derzeit nicht von Sabotage aus, schaltet aber vorsorglich ihre Anti-Terror-Einheit ein. Die Brandursache ist derzeit noch unklar. Polizei und Feuerwehr arbeiteten daran, die Ursache zu klären, teilte die Metropolitan Police mit. Obwohl es derzeit keinen Hinweis auf vorsätzliches Handeln gebe, halte man sich alle Richtungen offen.
"In Anbetracht des Standorts des Umspannwerks und der Auswirkungen, die der Vorfall auf kritische nationale Infrastruktur hatte, leitet nun die Anti-Terror-Einheit der Met die Ermittlungen." Deren besondere Ressourcen und Fähigkeiten sollen helfen, schnell mit den Ermittlungen voranzukommen.
Kritik am Flughafen
Der Chef des Internationalen Luftfahrtverbands Iata, Willie Walsh, erhob Vorwürfe gegen den Flughafen selbst: "Wie kann es sein, dass kritische Infrastruktur - von nationaler und globaler Bedeutung - vollkommen abhängig ist von einer einzigen Stromquelle ohne Alternative?", fragte Walsh im Onlinedienst X. "Wenn das der Fall ist - wie es scheint - dann ist es ein klares Planungsversagen des Flughafens."
Energieminister Miliband sagte im Interview mit dem Sender Sky News, es habe zwar einen Notstromgenerator gegeben, doch dieser sei ebenfalls vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden. Luftfahrtberater Philip Butterworth-Hayes schätzte die Kosten für Flughafen und Fluggesellschaften auf umgerechnet mehr als 59 Millionen Euro.
Strom am späten Nachmittag zum Teil wieder da
Der britische Netzbetreiber National Grid hat nach eigenen Angaben eine Übergangslösung gefunden, um die Stromversorgung am Londoner Flughafen Heathrow wiederherzustellen. "Teams haben rund um die Uhr gearbeitet, um den Strom so schnell wie möglich wiederherzustellen", teilte das Unternehmen am Nachmittag auf der Plattform X mit.
Gemeinsam mit dem örtlichen Netzbetreiber habe man das Netzwerk rekonfiguriert, um alle betroffenen Kunden wieder versorgen zu können. Dies sei allerdings eine Übergangslösung.
Flugzeuge in der Luft umgeleitet
Von der Schließung des Flughafens sind mehr als 1.300 Flüge betroffen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA. Passagiere wurden angewiesen, nicht zum Flughafen zu reisen und ihre Fluggesellschaft zu kontaktieren. Etliche Flüge mussten morgens umgeleitet werden. Laut der Website Flightradar24 waren am frühen Morgen rund 120 Flugzeuge in der Luft, die ausweichen mussten. Der Londoner Flughafen Gatwick erklärte, einige der Flüge nach Heathrow zu übernehmen. Andere wurden zu den Flughäfen in Shannon im Südwesten Irlands, nach Frankfurt und an den Pariser Flughafen Charles de Gaulle umgeleitet.
Auch Flüge von und nach Deutschland betroffen
Der Stromausfall hat auch spürbare Folgen für den Luftverkehr von und nach Deutschland. Knapp 100 Flüge fänden täglich zwischen einem deutschen Flughafen und London-Heathrow statt, erklärte der Flughafenverband ADV in Berlin. Zwar könne ein Teil nach London-Gatwick und London-Stansted umgeleitet werden. Dennoch rechne man mit mehr als 50 Flügen und rund 9.000 betroffenen Passagieren, die wegen des Stromausfalls in Heathrow nicht fliegen könnten, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Der Verband empfahl allen Fluggästen, sich frühzeitig bei ihrer Airline über den Flugstatus zu informieren.
Alleine am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sollten am Freitag rund 30 Flüge von und nach London annulliert werden, sagte ein Flughafensprecher. Auch am Hamburger Flughafen mussten einige Flüge gestrichen werden.
Der ADV forderte einen besseren Schutz der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland. Der Vorfall zeige, dass kritische Infrastrukturen trotz aller Vorkehrungen verwundbar seien. "Ein Flughafen kann sich nicht vollständig selbst versorgen und ist auf externe Versorgungsnetzwerke angewiesen", sagte Beisel. Die Politik müsse beim künftigen Gesetz zum Schutz kritischer Infrastrukturen in Deutschland hier auf Verbesserungen zielen. (dpa/afp/bearbeitet von skr)