- Alle Menschen auf der Welt eint ein Wunsch: das Ende der Pandemie.
- In einigen Ländern fallen schon die Masken, andere setzen weiter auf Lockdowns.
- Die Gründe für die unterschiedlichen Wege - ein Überblick.
Weltweit ist die Zahl der Neuinfektionen mit COVID-19 rückläufig und auch die Zahl der Todesfälle hat in der letzten Woche abgenommen. Angesichts dieses Trends, aber auch der "Pandemüdigkeit" in der Bevölkerung und aus politischen Motiven setzen viele Länder nun auf Lockerungen.
Neuseeland sperrt Bürger nicht mehr länger aus
Selbst Neuseeland, das seit Beginn der Pandemie auf eine Abschottungs- und zeitweise auch eine Null-COVID-Strategie gesetzt hatte, öffnet sich nun schrittweise wieder. Diese Entscheidung kam überraschend.
In Neuseeland hatte die verpflichtende, staatliche Hotel-Quarantäne namens MIQ den Bürgerinnen und Bürgern zwar zwei COVID-freie Jahre beschert. Aber: Es es hat auch zu Bürgern zweiter Klasse geführt – den Ausgesperrten. Denn sogar für Schwangere und Angehörige Sterbenskranker gab es dort im Zweifelsfall kein Zimmer.
Mit dem Aussperren ist es jetzt jedoch vorbei. Ab Ende des Monats werden die Grenzen schrittweise geöffnet: zuerst für Neuseeländer, dann für Fachkräfte und Studierende, ab Oktober auch für Touristen. Eine Isolationszeit nach der Einreise bleibt weiterhin Pflicht, kann jedoch auch privat verbracht werden. Nur Ungeimpfte werden weiterhin in Quarantänehotels untergebracht.
Südafrika reagiert mit eigenen Vakzinen auf Omikron
Geschlossene Grenzen waren auch in Südafrika ein Politikum: Zu Beginn der Pandemie hatte sich das Land selbst für sechs Monate abgeschottet, Ende letzten Jahres wurde es selbst ausgesperrt. Nach Bekanntwerden der Omikron-Variante verhängten unter anderem die USA und europäische Länder Einreiseverbote.
Südafrikanische Forscherinnen und Forscher stiegen auf die Barrikaden: Das sei der Dank dafür, dass man die Welt über die neue Variante informiert habe, hieß es. Wieder einmal werde Afrika abgestraft.
Das ist nicht vergessen, obwohl die Omikron-Welle in Südafrika offiziell für beendet erklärt wurde und wieder so etwas wie Alltag einkehrt. Nach den meisten Maßnahmen ist nun auch eine Aufhebung des Katastrophenfalls im Gespräch. Masken bleiben jedoch angesichts einer vergleichsweise geringen Impfquote Pflicht.
Nicht nur Südafrika, der ganze Kontinent hat auf die global ungleiche Verteilung von Impfstoffen reagiert. Während Aktivisten weiterhin eine Aufhebung des Patentschutzes für Impfstoffe während der Pandemie fordern, entwickeln Unternehmen eigene, darunter auch mRNA-Vakzine. Und das auch mit Blick auf andere Infektionskrankheiten und Länder des globalen Südens, mit denen die Technologie geteilt werden soll.
Brasilien feiert zwar nicht offiziell Karneval, aber private Partys
Auch mit Brasilien ist eine Kooperation geplant, obwohl das Land zuletzt eine beachtliche Impfrallye hingelegt hat. 82 Prozent der Bevölkerung sind zweimal geimpft, auch Impfungen für Kinder ab fünf Jahren und Booster stehen zur Verfügung. Die Impfkampagne kam spät im größten Land Südamerikas – und wird von Kritikern als reine Politstrategie des Impfkritikers und Präsidenten Jair Bolsonaro vor der anstehenden Wahl interpretiert.
Zurzeit stehen nur noch 19 Prozent der Bevölkerung zu seiner Regierung. Seine Entscheidung, auf Herdenimmunität zu setzen, hat zu mehr als 600.000 Corona-Toten beigetragen. Dennoch hält sich derzeit kaum jemand an Maskenpflicht und Abstandsregeln. Der Karneval wurde zwar offiziell abgesagt, doch privat feiert ein Teil der Brasilianer fröhlich Partys. Aktuell sind daher die Zahlen der Corona-Toten so hoch wie zuletzt im August 2021.
In den USA folgt Inflation auf Infektion
Auch Nordamerika hat viele Tote zu beklagen: Die USA nähern sich der Millionen-Marke. Und auch dort spielt der Wahlkampf eine Rolle: Im Herbst stehen die Mid-Term-Wahlen an, bei denen sich entscheidet, ob die Demokraten die Mehrheit im Kongress halten können. Die Umfragewerte von US-Präsident Biden sind jedoch im Keller, auch weil ihm vorgeworfen wird, er sei nicht ausreichend auf Omikron vorbereitet gewesen.
Bisher gibt es wenig, was Biden den Wählerinnen und Wählern als Erfolg verkaufen kann. Im Gegenteil: Auch wenn von den Corona-Beschränkungen nicht mehr viel zu spüren ist, liegen den Amerikanern die Nachwirkungen der Pandemie schwer im Magen. Allem voran die rasende Inflation, die in den USA so hoch ist wie seit 40 Jahren nicht mehr.
In London scheint die Pandemie schon vorbei
Auf der anderen Seite des Atlantiks sieht es in dieser Hinsicht ähnlich aus: Auch dort gibt es Sorgen angesichts der steigenden Inflation und Hoffnung angesichts sinkender Infektionszahlen. Bereits Ende Januar hatte Premierminister Boris Johnson fast alle Corona-Maßnahmen wieder aufgehoben. In London sind die Pubs wieder voll. In Cafés sitzen kaffeetrinkende Menschen mit ihren Laptops dicht an dicht neben frühstückenden Familien, und auch in der U-Bahn geht es wieder hektischer zu.
Wer in der Stadt unterwegs ist, hat zuweilen das Gefühl, die Pandemie sei vorbei. Nachdem die Omikron-Welle auf der britischen Insel vor den meisten Ländern des europäischen Festlands angeschwollen war, sinkt die Zahl der Neuinfektionen nun schon seit Wochen.
Dänemark feiert schon zum zweiten Mal das Ende der Pandemie
Anders als in Dänemark: Dort werden momentan wieder mehr Bürgerinnen und Bürger positiv auf Corona getestet, und auch die Zahl der Todesfälle hat wieder zugenommen. Trotzdem setzt Dänemark auf Lockerungen und lässt sogar die Masken fallen. Als die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen das Ende aller Einschränkungen ankündigte, sprach sie geradezu euphorisch von einem "Übergang in eine neue Zeit". Die Menschen feiern das mit einem sogenannten Freedom Day und hoffen, dass es nicht erneut zu einer Wiederholung kommt. Den ersten Freedom Day hatten sie bereits im September 2021 gefeiert – verfrüht, wie sich herausstellte.
Nun weckt die derzeitige Infektionslage erneut Zweifel: Wer in Dänemark lebt und Bekannte in Deutschland hat, wird von ihnen häufig dafür bemitleidet, dass man in einem Land mit einer so hohen Corona-Inzidenz lebt – und das ohne Maske. Ein Teil der dänischen Strategie sind neben einer hohen Impfquote auch massenweise Tests.
"Alles gurgelt" in Österreich
Dänemark ist weltweit der Spitzenreiter der Tests pro Einwohner. Auch England, Frankreich und Österreich haben seit Beginn der Pandemie wesentlich mehr getestet als Deutschland. In Wien werden 800.000 Tests pro Tag ausgewertet. Salzlösung und ein Smartphone – mehr braucht es dazu nicht. Denn Österreich wirbt mit seiner Kampagne "Alles gurgelt!" für gleichnamige Gurgeltests, die ein Wiener Unternehmen entwickelt hat.
China macht den pandemischen Öffnungstrend nicht mit
Während die Österreicher also gurgeln, müssen die Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Winterspielen in Peking täglich einen PCR-Test machen, so wie alle innerhalb der abgeschotteten "olympischen Blase". Die täglichen Infektionszahlen unter den internationalen Athleten, Trainern und Journalisten waren ähnlich niedrig wie unter den insgesamt 1,4 Milliarden Chinesen.
Während die Omikron-Welle in Europa langsam abflaut, ist sie in China noch nicht einmal richtig angekommen. Vereinzelte Fälle wurden mit Lockdowns lokal eingedämmt. Und doch bedeutet der epidemiologische Erfolg auch ein extrem niedriges Niveau an Herdenimmunität. Zudem sind die in China zugelassenen heimischen Vakzine gegen Omikron offenbar nicht wirksam genug. Von daher bleibt der Status Quo im bevölkerungsreichsten Land der Welt wohl noch eine Weile erhalten: Quarantäne, geschlossene Grenzen und internationale Isolation.
© RiffReporter
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