Die Corona-Zahlen steigen und viele Menschen fragen sich: Wann ist es sinnvoll, mich (erneut) impfen zu lassen? Schützt mich der Impfstoff vor Long Covid? Wann lohnt es sich, Maske zu tragen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Wie ist die aktuelle Corona-Situation in Deutschland?

Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldete 7-Tage-Inzidenz liegt bei neun Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Diese Zahl erscheint niedrig. Das liegt auch daran, dass deutlich weniger als früher auf das Corona-Virus getestet wird. Doch die aktuell niedrige Inzidenz kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Corona an Fahrt aufnimmt.

Die Zahl der Arztbesuche wegen einer Atemwegserkrankung mit einer Covid-19-Diagnose beträgt 56 je 100.000 Bürgerinnen und Bürgern und ist damit um 7 Prozent gesunken im Vergleich zur Vorwoche.

Aktuell breiten sich vor allem zwei Varianten aus, beide sind Sublinien von Omikron. Zum einen ist das Eris (EG.5). Nach derzeitigen Erkenntnissen von Experten ist bei Eris nicht von einer größeren Krankheitsschwere als bei anderen Varianten auszugehen. Deutlich stärker mutiert ist jedoch die Variante Pirola (BA.2.86), die ebenfalls in Deutschland nachgewiesen wurde.

In der vergangenen Woche wurden nach Angaben des BMG 128 Covid-19-Todesfälle verzeichnet.Das sind 42 Prozent weniger als in der Vorwoche zuvor. Seit Beginn der Pandemie starben bundesweit 175.989 Menschen (Stand: 27.09.2023) an oder mit Covid-19.

Impfung: Wie lauten die Empfehlungen?

Seit dem 18. September ist eine Booster-Impfung in den Arztpraxen erhältlich. Sie ist an die Variante XBB.1.5 angepasst. Das ist die Variante, die zuvor in Deutschland dominant war und von der Eris und Pirola abstammen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und das RKI riefen die Bevölkerung gemeinsam auf, sich über die Impfempfehlungen zu informieren und sich in Abstimmung mit ihrem Arzt impfen zu lassen.

Viele Fachleute halten es für sinnvoll, den eigenen Immunstatus auf die weiterentwickelte Omikron-Sublinie XBB.1.5 upzudaten – auch im Hinblick auf die neuen Varianten Eris und Pirola. Denn Impfungen reduzieren das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf nachweislich und bergen deutlich weniger Risiken für Nebenwirkungen als eine Corona-Infektion.

Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollen sich Menschen ab 60 Jahren, Personen mit Vorerkrankungen, Beschäftigte, die im Gesundheitsbereich tätig sind, oder Angehörige von Menschen mit einer gestörten Immunantwort impfen lassen. Auch Menschen, die viele Kontakte zu anderen Menschen haben, können nach einer Impfung fragen. In der Regel sollten dann nach der letzten Impfung oder Infektion zwölf Monate vergangen sein.

Die deutsche Stiko empfiehlt anders als die CDC in den USA nicht den Booster für alle. Vorzugsweise sollen besonders gefährdete Personen geimpft werden.

Aber: Jeder kann seine Hausärztin auf den eigenen Impfwunsch ansprechen. Es gilt Argumente abzuwägen, die für oder gegen eine Impfung sprechen, auch wenn man jünger ist und keiner Risikogruppe angehört.

Ich bin unter 60. Kann ich mich trotzdem impfen lassen?

Ja, im Prinzip kann sich jeder impfen lassen. Die Covid-19-Vorsorge-Verordnung des BMG sieht vor, dass Versicherte über die Schutzimpfungs-Richtlinie hinaus einen Anspruch auf Schutzimpfungen gegen Covid-19 haben, wenn ein Arzt oder eine Ärztin die Impfung für medizinisch erforderlich hält. Sollte der eigene Hausarzt die Impfung nicht vornehmen, kann man bei einem anderen Arzt nachfragen. Auch einige Apotheken bieten Impfungen an.

Grundsätzlich sprechen Fachleute von einer sehr breiten Grundimmunität, die aufgrund von bisherigen Impfungen und / oder durchgemachten Infektionen in Deutschland bestehen. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht mehr mit dem Coronavirus anstecken kann, auch wenn man geimpft ist – schließlich mutiert das Virus schneller als andere heimische Erreger. Jede neue Infektion birgt zudem das Risiko, Langzeitschäden davonzutragen.

Wie groß das Risiko für Long Covid nach einer Infektion ist, lässt sich bisher nicht sicher sagen. Es fehlt an bevölkerungsrepräsentativen, kontrollierten Studien mit ausreichender Nachbeobachtungszeit, die einen Vergleich von Personen mit und ohne durchgemachte Covid-19-Infektion ermöglichen. Verschiedene Studien mit unterschiedlichen methodischen Designs kommen zu verschiedenen Ergebnissen.

Eine Studie aus Deutschland schätzt die Häufigkeit von Post-Covid-19 im Zeitraum von 6 bis 12 Monaten nach einer Infektion auf mindestens 6,5 Prozent bei überwiegend nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten, wenn neben den berichteten Symptomen auch Einschränkungen der alltäglichen Leistungs- und Funktionsfähigkeit berücksichtigt werden. Analysen aus routinemäßig erhobenen ambulanten Daten der gesetzlichen Krankenversicherung gelangen in den vier Abrechnungsquartalen im Jahr 2022 mit 7 Prozent bis 13 Prozent zu etwa größenordnungsmäßig ähnlichen Einschätzungen der Häufigkeit.

Schützt die Impfung vor Long Covid?

"Diese Frage ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Die beste Möglichkeit zur Verhinderung von Long Covid ist nach aktuellem Kenntnisstand das Vermeiden von Sars-CoV-2-Infektionen und Reinfektionen durch die Einhaltung von Infektionsschutzmaßnahmen", schreibt das Robert-Koch-Institut (Stand: 20.09.2023).

Zwar liefern einige Studienergebnisse Hinweise darauf, dass die Impfung nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen von Covid-19 schützt, sondern auch die Häufigkeit und Ausprägung von Long-Covid-Symptomen nach einer Durchbruchinfektion mildern kann. Andere Studien liefern Hinweise darauf, dass sich durch eine Impfung das Risiko für Long Covid um 30 bis 50 Prozent reduzieren lässt. Dennoch müssen zukünftige Datenauswertungen "abgewartet werden, um die potenzielle Schutzwirkung der Impfung vor Long Covid besser abschätzen zu können", so das RKI.

Die Folgen mehrfacher Infektionen sind nach wie vor unklar. Das Virus kann nicht nur Atemorgane, sondern auch Blutgefäße und innere Organe schädigen.

Soll ich mein Kind impfen lassen?

Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Stiko derzeit keine Covid-19-Impfung (Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung). In anderen Ländern gelten andere Impfempfehlungen. So raten beispielsweise in den USA die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zu einer Impfung ab dem Lebensalter von sechs Monaten.

Auch Kinder können von Langzeitfolgen einer Corona-Infektion betroffen sein. Long Covid bei Kindern scheint im Vergleich zu Erwachsenen seltener aufzutreten.

Dennoch können Eltern ihre Kinder auf Wunsch gegen Covid-19 impfen lassen. Aktuelle Impfmöglichkeiten finden Eltern bei ihren Kinderärzten oder über Initiativen wie U12Schutz oder Bildung Aber Sicher. So kommuniziert die Initiative U12Schutz beispielsweise auf dem Nachrichtendienst X (ehemals Twitter) regelmäßig Impftermine; Bildung Aber Sicher schreibt, dass Menschen, die die keine Impfpraxis finden, sich per Direktnachricht ebenfalls auf X melden können.

In seltenen Fällen können Kinder und Jugendliche wenige Wochen nach einer Corona-Infektion schwer am sogenannten PIMS-Syndrom erkranken. Das Risiko eines Infizierten an einem PIMS zu erkranken, ist stark abhängig von der Corona-Variante. Für die aktuell zirkulierenden Varianten ergibt sich laut RKI ein PIMS-Risiko von etwa 1:60.000 bis 1:80.000. Zu beachten ist, dass sich dieses Risiko auf immunnaive Kinder und Jugendliche bezieht, die es praktisch nicht mehr gibt.

Es ist irrelevant, ob die Kinder eine Corona-Infektion mit den typischen Symptomen durchgemacht haben oder ob die Viruserkrankung symptomlos abläuft. Im medizinischen Sprachgebrauch wird diese Krankheit "Multisystem Inflammatory Syndrom in Children" (MIS-C) oder "Pediatric Multisystem Inflammatory Syndrom" (PIMS) genannt. Nach der Infektion spielt das Immunsystem der betroffenen Kinder verrückt.

Sie leiden plötzlich an Fieber, geschwollenen Lymphknoten und einer geröteten Bindehaut oder bekommen Hautausschläge. Zudem können Bauchschmerzen auftreten, die zunächst an eine Blinddarmentzündung denken lassen. Der Großteil der erkrankten Kinder leidet nicht an Vorerkrankungen. PIMS ist laut dem RKI in der Regel gut behandelbar und hat eine gute Prognose.

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Sollte man jetzt wieder Maske tragen?

Grundsätzlich kann sich jeder mit einer FFP2-Maske gut vor Covid-19, aber auch anderen Viren wie Influenza (Grippe) oder dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), die im Herbst zirkulieren, schützen. Wer also lieber nicht krank ist und auch seine Umgebung schützen möchte, trägt Maske – insbesondere in geschlossenen, stark frequentierten Räumen, etwa in Bus und Bahn, auf öffentlichen Toiletten, bei Konferenzen, Klassenzimmern, Arztpraxen usw. Werden Räume regelmäßig mit Frischluft gelüftet und mit einem geeigneten Luftfilter gereinigt, sinkt die Gefahr einer Ansteckung deutlich.

Verwendete Quellen:

Dieser Beitrag stammt vom Journalismusportal RiffReporter. Auf riffreporter.de berichten rund 100 unabhängige JournalistInnen gemeinsam zu Aktuellem und Hintergründen. Die RiffReporter wurden für ihr Angebot mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.
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