Mit dem Herbst treten Erkältungs- und Grippeviren vermehrt wieder auf. Vor der Ansteckung und oft fiesen Erkrankung mit einer Influenza können wir uns mit der Grippe-Impfung schützen. Dafür ist nicht zwingend der Gang zum Arzt nötig. Was Sie zum Start der Grippesaison 2023/2024 wissen sollten.

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Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Grippe-Impfung für Menschen über 60 Jahren, Schwangere und Erwachsene mit chronischen Grunderkrankungen sowie für Bewohner von Alten- und Pflegeeinrichtungen. Ihr zufolge sollten sich zudem Personen mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko immunisieren lassen.

Doch auch alle, die nicht in diese Gruppen fallen, können sich bei ihrem Hausarzt informieren und nach der Grippeimpfung fragen. Die jährlich erneute Impfung ist wichtig, da sich das Influenzavirus regelmäßig verändert und entsprechend aktualisierte Vakzine zur Verfügung gestellt werden.

Impfung in Apotheken ist Angebot für viele Erwachsene

Impfen lassen kann man sich in Arztpraxen. Mittlerweile ist dies aber auch in vielen Apotheken möglich. In der vergangenen Grippesaison 2022/2023 wurden laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) in 1.200 teilnehmenden Apotheken deutschlandweit mehr als 60.000 Menschen gegen Grippe geimpft.

In diesem Jahr könnten es noch mehr werden: Kürzlich haben die vier großen Ersatzkassen Barmer, DAK-Gesundheit, TK und KKH sowie IKK Südwest mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) die neue "Ergänzungsvereinbarung Grippeschutzimpfung in der Apotheke ab 18 Jahren" geschlossen. Ihr zufolge können sich seit September alle dort erwachsenen Versicherten in der Apotheke kostenlos impfen lassen.

Kinder auch impfen?

Kinder hingegen dürfen in der Apotheke nicht gegen Grippe geimpft werden. "Kinder bitte vom Kinderarzt oder -ärztin impfen lassen", rät Ursula Sellerberg von ABDA. Die STIKO empfiehlt die Grippe-Impfung nur für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren, die durch eine Vorerkrankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren Grippeverlauf tragen.

Generell können Kinder ab einem Alter von sechs Monaten gegen die Influenza geimpft werden. Kinder bis zu neun Jahren, die das erste Mal gegen Grippe geimpft werden, erhalten in der Regel zwei Spritzen im Abstand von vier Wochen. Bei den in Deutschland verfügbaren Grippe-Vakzinen handelt es sich meist um Totimpfstoffe. Solche enthalten inaktivierte Viren bzw. Bestandteile von diesen.

In Form eines Nasensprays hingegen steht für Kinder von zwei bis 17 Jahren ein Lebendimpfstoff zur Verfügung. Sein Einsatz kann besonders im Fall einer Spritzenphobie oder einer Gerinnungsstörung sinnvoll sein. Im Fall von Kindern und Jugendlichen deckt sich die Empfehlung der STIKO in Deutschland nicht mit denen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Sie empfiehlt die jährliche Grippeimpfung für alle ab sechs Monaten. Ihre Begründung liegt darin, dass vor allem Kinder zur Übertragung des Influenzavirus beitragen. Besonders gefährdet sind gesunde Kindergarten- und Schulkinder durch eine Erkrankung allerdings nicht. Eltern sollten sich bei Fragen an ihren Kinderarzt wenden.

Grippe-Impfung und Corona-Auffrischung parallel möglich

Eine zeitgleiche Impfung gegen Grippe und Corona ist möglich – ebenfalls beim Arzt oder in teilnehmenden Apotheken. "Die Influenza-Impfung kann simultan, d.h. gleichzeitig, mit einer COVID-(Booster-)Impfung verabreicht werden. Die Injektion soll jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen", schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI).

Apropos Corona-Impfung: Der auf die Omikron-Variante angepasste Impfstoff ist jetzt verfügbar. Man geht davon aus, dass das Vakzin auch gegen die derzeit zirkulierende Variante EG.5 wirksam ist, da sie von Omikron abstammt. Die STIKO empfiehlt eine Corona-Auffrischungsimpfung für Risikogruppen. Das heißt, Menschen mit Vorerkrankungen, Senioren und Seniorinnen über 60 Jahren, Bewohner und Bewohnerinnen in Pflegeheimen, medizinisches oder pflegerisches Personal sowie Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen unter immunsuppresiver Therapie.

Für alle anderen gehen Fachleute wie der Virologe Ulf Dittmer davon aus, dass bei vorhandener Basis-Immunisierung durch bisherige Impfung oder Infektion keine weitere Impfung notwendig ist. Geimpft werden sollte auch hier möglichst im Herbst, aber erst 12 Monate nach der letzten Impfung, so das RKI. Eine vorhandene Basis-Immunisierung durch Impfung und überstandene Infektion schützt vor schweren Verläufen und senkt auch das Long-Covid-Risiko.

Impfquote gegen Grippe in Deutschland zu gering

Bei gesunden Menschen verläuft die Grippeinfektion in der Regel zwar ohne schwerwiegende Komplikationen. Trotzdem kann die Erkrankung mit hohem Fieber und Gliederschmerzen einhergehen. Schnupfen und Husten treten meist länger auf. Zudem ist das saisonale Grippevirus über Tröpfchen beim Niesen, Husten oder Sprechen sehr ansteckend.

Sind wenige Personen geimpft, breitet es sich schnell in der Bevölkerung aus. "Die Durchimpfungsquote ist in Deutschland bedauerlicherweise seit Jahren zu niedrig", so Ursula Sellerberg. Die STIKO schreibt dazu: "So werden die Zielvorgaben der Europäischen Union, wonach eine Impfquote von 75 Prozent bei älteren Menschen vorgesehen ist, in Deutschland nicht annähernd erreicht." Im Jahr 2022 lag die Impfquote der Senioren gegen Grippe deutschlandweit nur bei 43,3 Prozent.

Zum Vergleich: In Dänemark ließen sich in der gleichen Altersgruppe rund 78 Prozent das Vakzin verabreichen. Deshalb werben die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland dafür, sich impfen zu lassen. "Wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere vor Ansteckung", betont Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes

Grippe-Vakzin "gut verträglich"

Laut Stiko ist der saisonale Influenza-Impfstoff in der Regel gut verträglich. "Leichte Symptome sind Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff. Unabhängig von der Art des Impfstoffs treten gelegentlich vorübergehend Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf", so Sellerberg. Diese können Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen sein.

"Man sollte sich in dieser Zeit körperlich schonen. In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab". Auch ausreichend Schlaf wirkt sich positiv aus. Vor der Impfung gilt: ein gesunder Organismus verträgt das Vakzin am besten. Daher auch mit leichten Erkältungssymptomen oder anderen Infekten besser warten, bis man wieder ganz fit ist.

Impfung am besten schon im September oder Oktober

Wer sich jetzt schützen möchte, braucht keine Sorge haben, es könnte zu wenig der Influenza-Vakzine geben. Das Paul-Ehrlich-Institut hat bereits 8,5 Millionen Impfdosen freigegeben. "Für die Wintersaison 2023/2024 ist die Versorgung der Menschen mit Impfstoffen gegen Grippe gesichert", so Hubmann.

Mit dem Gang zur Impfung sollte man nicht zu lange warten: "Die Höhepunkte der Infektionswelle waren in den vergangenen Jahren nach der Jahreswende, also meist im Januar oder Februar. Wir empfehlen deshalb eine Impfung ab September und Oktober, idealerweise bis Mitte Dezember. Denn nach dem Impfen ist der ideale Impfschutz erst nach zehn bis 14 Tage aufgebaut", betont Sellerberg.

Verwendete Quellen:

  • Pressemitteilung ABDA vom 04.09.2023
  • Statista: Impfquote bei älteren Menschen bis 2022
  • destatis.de: Influenza: Grippeschutz-Impfquoten OECD-Vergleich 2022
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Grippeimpfung bei Kindern im Alter von 0 - 12 Jahren
  • WHO: Why It's Important to Get an Influenza Vaccine Every Year
  • cdc.gov: Who Should and Who Should NOT Get a Flu Vaccine
  • Robert-Koch-Institut: Impfungen A - Z - Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza
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