Ende Oktober ist es jedes Jahr so weit: Viele Menschen erwartet ein Mini-Jetlag. Die Uhr wird umgestellt, aus Sommerzeit wird Winterzeit. Die Frage: vor oder zurück? Und was halten die Deutschen von der Zeitumstellung? All das erfahren Sie hier.
Umstellung auf Winterzeit 2024: Wann die Uhr umstellen?
- Die Umstellung auf die Winterzeit - wie die Normalzeit landläufig auch genannt wird - findet jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober statt. In der Nacht werden alle Uhren um 3:00 Uhr eine Stunde zurückgestellt. Im Jahr 2024 fiel die Zeitumstellung auf Winterzeit in die Nacht auf den 27. Oktober.
- Die Umstellung auf die Sommerzeit findet jedes Jahr am letzten Wochenende im März statt. 2024 war es am 31. März so weit, die Uhren wurden um 2:00 Uhr eine Stunde vorgestellt.
Winterzeit: Stunde vor- oder Stunde zurückstellen?
- Im Winter werden die Uhren auf die Normalzeit zurückgestellt. Man "gewinnt" also die "verlorene" Stunde in der Nacht zurück, die man bei der Umstellung auf die Sommerzeit abgeben musste.
- Denn im Sommer werden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Da "verliert" man dann also diese eine Stunde.
Klingt einfach - und dennoch stellt sich die Frage jedes Jahr immer wieder aufs Neue - und das gleich zweimal. Aus dem Grund geben wir Ihnen ein paar Gedankenstützen an die Hand.
Eselsbrücken für die Zeitumstellung
Wer die Zeiger seiner Uhr von Hand vor- oder zurückstellen muss, merkt sich am besten folgende Eselsbrücken:
- Im Frühling stellt man Tisch und Stühle vor die Terrassentür, im Herbst stellt man sie zurück ins Haus.
- "Im Winter gibt es Winterschlaf." Eine Stunde mehr Schlaf, denn die Uhren werden zurückgestellt.
- Im Winter sind die Temperaturen im Minus-Bereich (zurück), im Sommer wieder im Plus-Bereich (vor).
- Wer es sich lieber auf Englisch merken möchte: "Spring forward, Fall back."
Also im Frühling nach vorne, und im Herbst wieder zurück.
Unzufriedenheit über Zeitumstellung
Die Deutschen sind mit dem Rhythmuswechsel jedoch unzufrieden. Eine große Mehrheit will, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird: 80 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2018 haben angegeben, dass sie das Drehen an der Uhr überflüssig finden. Mehr als jeder Vierte berichtet laut DAK von gesundheitlichen Problemen bei der Umstellung auf die Winterzeit.
Hier haben wir für Sie alle wichtige Information zur Abschaffung der Zeitumstellung zusammengefasst.
Zeitumstellung: EU-weite Abschaffung schwierig
Die EU-Kommission schlug als Konsequenz aus der Umfrage vor, die Zeitumstellungen in Europa zu beenden und es den Mitgliedstaaten zu überlassen, zu entscheiden, ob sie dauerhaft die Winter- oder die Sommerzeit haben möchten.
In einer EU-weiten Online-Umfrage hatten sich bereits 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssten einem solchen Vorhaben allerdings mehrheitlich zustimmen.
Einfach wird die Umsetzung nicht: Möglicherweise bleibt die Zeitumstellung, weil etliche EU-Staaten eine eher zögerliche Haltung dazu hätten, hieß es in Brüssel.
Zeitumstellung: Die Folgen für Männer, Frauen und Kinder
Eigentlich gleicht die Zeitumstellung einem Mini-Jetlag, sagt Hans-Günter Weeß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und Leiter des Schlafzentrums des Pfalzklinikums in Klingenmünster.
"Zahlreiche Menschen leiden unter dem ständigen Wechsel", sagt auch DAK-Vorstand Andreas Storm. Nach den Ergebnissen der Umfrage unter den Deutschen fühlen sich 79 Prozent der Betroffenen müde oder schlapp. Mehr als die Hälfte gab an, Probleme beim Einschlafen zu haben oder zwischendurch wach zu liegen.
Aber: "Gerade Ältere, Kinder oder Menschen mit Schlafstörungen tun sich mit der Umstellung schwerer." Bei ihnen kann die Umstellung bis zu einer Woche dauern. Zudem ist die Umgewöhnung auch geschlechterabhängig.
Frauen klagen eher über Beschwerden nach der Zeitumstellung als Männer. Das hat eine GfK-Umfrage von 2015 ergeben. Von den weiblichen Befragten hat knapp die Hälfte (49,3 Prozent) mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Unter den Männern waren es nur etwas mehr als ein Drittel (35,2 Prozent). Drei von zehn Frauen beklagten etwa Schlafstörungen (29,5 Prozent) und Konzentrationsprobleme (28,3 Prozent).
Von diesen Beschwerden berichteten Männer seltener: Schlafstörungen (18 Prozent) und Konzentrationsschwäche (19 Prozent) betreffen nur knapp jeden Fünften.
Vielen macht die Zeitumstellung aber nichts aus: Gut die Hälfte der Männer (54,4 Prozent) und mehr als vier von zehn Frauen (42,2 Prozent) bemerken sie "eigentlich kaum".
Besonders schwer haben es kleine Kinder. Sie haben oft einen sehr festen Schlaf- und Wachrhythmus.
Die Uhrenumstellung in heutiger Form wurde in Deutschland 1980 wieder eingeführt - mit dem Ziel, Energie zu sparen. Der Erfolg ist umstritten. Technisch wäre eine Abschaffung laut der in Deutschland zuständigen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig kein Problem. Jeder Beschluss könne von der PTB ohne nennenswerten Aufwand umgesetzt werden, hieß es dort nach Bekanntwerden der EU-weiten Umfrageergebnisse.
Kuriose Pannen bei der Zeitumstellung
Auch wenn die technische Zeitumstellung der Uhren in der Regel unkompliziert verläuft, hat der Mensch hin und wieder seine Probleme damit.
Eine Stunde vor oder eine zurück? Das ist nicht immer so einfach, wie die Beispiele zeigen: kuriose Pannen bei der Zeitumstellung.
Zeitumstellung ist Gesetz!
Die Zeitumstellung ist fest im "Einheiten- und Zeitgesetz" definiert. Das erteilt dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die Befugnis, in Deutschland die Mess- und Zeitwerte festzulegen.
Neben der Zeitumstellung betrifft dies unter anderem auch Messwerte wie die Masse von Edelsteinen, längenbezogene Masse von textilen Fasern und Garnen oder auch den Blutdruck und Druck anderer Körperflüssigkeiten.
Muss ich die Uhr überhaupt umstellen?
In der Tat betrifft das Umstellen der Uhren immer weniger Geräte. Viele Uhren regeln das automatisch und erhalten das Signal aus Braunschweig von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).
Fernsehgeräte und Digitalradios erhalten die korrekte Uhrzeit von den Sendeanlagen im hessischen Mainflingen. Auch die Uhren der Deutschen Bahn (DB) sowie der Telekom erhalten ihre Signale automatisch.
Zeitumstellung auf dem Smartphone
Natürlich können Smartphones die Zeitumstellung ebenfalls selbst regeln- vorausgesetzt, man hat es dem Gerät in den Einstellungen erlaubt.
Bei Android geht man über Einstellungen in "Datum & Uhrzeit" und aktiviert dort "Autom. Datum/Uhrzeit".
Bei iPhones von Apple führt der Weg ebenso über die Einstellungen, dort dann auf "Allgemein" klicken und in "Datum & Uhrzeit" die Option "Automatisch einstellen" aktivieren.
Warum werden die Uhren umgestellt?
Die Zeitumstellung wurde in den meisten Ländern Europas 1977 eingeführt, Deutschland zog im Jahr 1980 nach. Auslöser für die Zeitumstellung war unter anderem die Ölkrise von 1973.
Mit der Regelung sollte das Tageslicht besser genutzt werden, um Energie zu sparen. Doch der Dreh an der Uhr ist ein zweischneidiges Schwert, wie es in einer Mitteilung des Umweltbundesamts heißt:
Man kann zwar durch die längere Nutzung des Tageslichts in der Tat Energie einsparen, doch diese Einsparung wird durch den Mehrverbrauch an Heizenergie – durch das Vorverlegen der Hauptheizzeit in die kühleren Morgenstunden – in etwa kompensiert.
Zeitumstellung in Deutschland: Vor 130 Jahren noch 60 Zeitzonen
Schon beim Gedanken an die Umstellung der Winter- auf die Sommerzeit stöhnen viele also auf und fragen sich, was das eigentlich soll.
Dabei wissen viele gar nicht, dass es gerade mal 130 Jahre her ist, als sich die Uhrzeit von Ort zu Ort unterschied und es mehr als 60 verschiedene Zeitzonen allein in Deutschland gab.
Mitte des 19. Jahrhunderts orientierten sich Städte und Gemeinden noch nach dem Höchststand der Sonne. Sie bestimmte die Uhrzeit und die Kirchturmglocken informierten die Bürger, wie spät es war.
In Folge der Drehung der Erde unterschied sich der Höchststand der Sonne und demnach auch die Mittagszeit von Stadt zu Stadt.
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