Der Hauch des Geheimnisvollen: Sagenumwobene antike Religionen. Wer fühlt sich nicht von fremden Kulten, bunten Gottheiten und mysteriösen Riten angezogen, wer möchte nicht mehr erfahren?
Wir haben recherchiert und stellen Ihnen die wichtigsten antiken Religionen in Kurzform vor.
Götterglaube im Alten Ägypten
Das alte Ägypten verfügt über eine der faszinierendsten Religionen überhaupt. Zahlreiche Götter wurden in Tempeln der wichtigsten Kulturzentren verehrt. Wie in jeder Kultur veränderte sich Zusammensetzung und Bedeutung der Götterwelt aber mit der Zeit. In sofern gab es keinen "Hauptgott". Am Alten Reich galt Re, im Mittleren Reich Amun und später Osiris als einflussreichster Gott. Besonders ausgeprägt war der Aton-Kult unter Echnaton. Der Pharao rückte Aton, die Sonnenscheibe, in das Zentrum seiner Religion. Zum ersten und einzigen Mal in der Ägyptischen Antike verehrte das Volk während seiner Regentschaft so nur einen einzigen Gott. Echnatons Nachfolger führten allerdings wieder die alte Götterordnung ein.
Die meisten altägyptischen Götter wurden in Tiergestalt oder als Mensch mit Tierkopf verehrt. Statuen des Sonnengottes Re zum Beispiel besitzen Falkenstatue oder werden als Mensch mit Falkenkopf dargestellt. Auch Bastet, die Göttin der Fruchtbarkeit, hatte die Gestalt einer Katze oder einer Frau mit Katzenkopf.
Der Glaube an ein Leben nach den Tod ist eines der herausragenden Merkmale der ägyptischen Mythologie. Durch das Ritual der Einbalsamierung und die Entnahme aller Organe wurde der Körper für die Nachwelt konserviert und seine Seele auf die Unterwelt vorbereitet. Anubis, dargestellt als Schakal, fungiert hier als Seelenbegleiter: Er überwacht die Mumifizierung und führt später die Wägung des Herzens beim Totengericht durch. Wird der Verstorbene als würdig befunden, darf er in das Reich der Unterwelt eintreten – ist er nicht würdig, verschlingt ihn die Göttin Ammit.
Herr der Unterwelt war der Gott Re, später nahm Osiris seine Position ein.
Die römische Götterwelt
Die römische Religion wurde von zahlreichen Gottheiten geprägt. "Große Götter" wie Apollo, Bacchus oder Herkules wurden im ganzen Land verehrt – wieder andere besaßen nur lokalen Einfluss und zollten vor allem dem bäuerlichen Leben Tribut. Zu den "kleinen Gottheiten" gehörten unter anderem Flora, die Göttin der Blumen und Pales, die Göttin der Weide und Hirten.
Die Verehrung überregionaler und lokaler Gottheiten wurde straff organisiert: So genannte Priesterkollegien überwachten die genaue Einhaltung zahlreicher religiöser Riten. Die Macht der Kollegien reichte so bis in das Privatleben der Römer, was ihnen eine gewisse politische Macht verlieh.
Neben den offiziellen Gottheiten spielten auch kleine Geisterwesen eine wichtige Rolle im römischen Alltag, ihr Einfluss war tagtäglich spürbar. So waren die Penaten die Schutzheiligen des Hauses, sie sorgten für Sicherheit und Bestand der Familie. Verehrt wurden sie am so genannten Hausaltar, dem Lararium.
Wie in den meisten antiken Religionen spielte auch bei den Römern die Vorstellung von Jenseits eine große Rolle. Den Sagen der Griechen nicht unähnlich, glaubten auch die Römer an einen schwarzen Fluss, den die Seele des Verstorbenen überqueren muss, um in die Unterwelt zu gelangen. Um die Reise in die Unterwelt, das Reich des Hades, zu ermöglichen, legte man den Verstorbenen eine Münze in den Mund – ein Entgelt für Charon, den Fährmann der Toten.
Griechische Mythologie
Wer sich mit alten Religionen beschäftigt, dem werden verblüffende Ähnlichkeiten zwischen römischer und griechischer Kultur auffallen. Zeitlich vor den Römern entstanden, gilt die griechische Mythologie als Grundbaustein für die römische Glaubenswelt, die etliche Gottheiten übernahm. Hier war besonders die Vermenschlichung der Götterwelt samt aller Stärken und Schwächen wichtig. Auch hatte jeder Gott seine spezielle Aufgabe.
Sitz der griechischen Hauptgötter war der Berg Olymp – daher auch der Name "Olympier" oder "Olympische Götter". Hier herrschte eine starke Hierachie, Zeus als Göttervater stand über Poseidon, Hera, Demeter, Apollon, Artemis, Athene, Ares, Aphrodite, Hermes, Hephaistos und Hestia. Letztere wurde aber später von Dionysos von ihrem Platz verdrängt.
Neben den Olympiern spielten vor allem die Titanen und Schöpfungsgötter eine große Rolle. Auch die Vorstellung von der Unterwelt war sehr detailliert: Hier herrscht Zeus Bruder Hades über das gleichnamige Reich. Das Totenreich war für alle Sterblichen offen. Ob reich oder arm, gut oder böse: nach Eintritt in den Hades wurden sie zu Schattenwesen. Eine Rückkehr war nicht möglich. Für die alten Griechen war die Unterwelt eine ungemütliche, dustere Ruhestätte - selbst die Götter waren nur schwerlich zum Gang in das Totenreich zu bewegen. Hades fand dementsprechend keine Gattin unter den Göttinen und raubte so seine Nichte Persephone, Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. Der Sage nach wurde Persephone verurteilt, ein Drittel des Jahres im Hades zu leben - während dieser Zeit ist es Winter. Während der übrigen Jahreszeiten weilt sie auf der Erde.
Die Maya
Die Kultur und Religion der alten Maya gibt immer noch viele Rätsel auf. Sehr auffällig sind die monumentalen Sakralbauten – Religion und Priester scheinen im Leben der Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben.
Dabei waren Rituale und Zeremonien sehr eng mit den astronomischen Zyklen verbunden, dementsprechend bestand die Hauptaufgabe der Maya-Priester in der Beobachtung der natürlichen Zyklen und dem Erstellen von Kalendern.
Ihrem Glauben nach bestand das Universum aus drei Ebenen: der Unterwelt, der mittleren und der himmlischen Welt. Diese Ebenen wurden durch den Weltenbaum verbunden.
Eine besondere Rolle in den Verehrungsriten der Götter spielt das menschliche Blut, angeblich Sitz der Seele und Lebenskraft. Schmerzhafte Rituale waren von großem religiösem Wert, so dass selbst hochgestellte Persönlichkeiten Blut durch Verletzungen mit Dornen oder Seeigelstacheln spendeten. Ein derartiger Ritus hielt die sterblichen und dennoch uralten Götter am Leben. Selten waren auch Menschenopfer üblich, dabei wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder des eigenen Volkes getötet.
Die Azteken
Genau wie die Maya waren die Azteken eine mittelamerikanische Kultur mit einer reichhaltigen Mythologie. Kerngebiet war die heutige Region Mexiko, Mexiko-Stadt befindet sich an der Stelle der alten Hauptstadt Tenochtitlan. Auch heute noch finden sich wenige verbliebene Ruinen im modernen Stadtzentrum.
Hauptgott der aztekischen Religion ist Huitzilopochtli, der Gott der Sonne und des Krieges. Ihm sind alle anderen Götter unterstellt. Teilweise verfügen mehrere Götter über die gleiche Funktion, so sind zum Beispiel mehrere Gottheiten für Ernteerträge zuständig. Die Bedeutung von Menschenopfern ist zwar umstritten, neue Grabungsfunde weisen tatsächlich auf grausame Kulte hin. Neben Kriegsgefangenen und Kindern wurden auch Krieger in denkbar blutrünstigen Riten den Göttern dargeboten – der Ritus selbst galt als Ehre für den Geopferten. Je nach Gottheit wurde dabei verbrannt, gehäutet oder mit Pfeilen durchbohrt.
Um die Götter zu beschwichtigen, führten die Azteken sogar Kriege: Ziel war hier nicht das Töten von Feinden, sondern die Gefangennahme von Opfern.
Die alten Germanen
Die germanische Mythologie ist ein Sammelsurium verschiedener Glaubensformen germanischer Stämme. Auch wenn sich die einzelnen Glaubensformen leicht unterscheiden, gleichen sie sich doch in den wesentlichen Grundzügen.
Grundlage der germanischen Gesellschaftsordnung war ein intaktes Sippengefüge, das auf Pflichterfüllung und Ehre für den Einzelnen baute. Die Nordische Mythologie fußt hier eher auf einem theoretischen "Überbau" für das tägliche Leben, eine religiöse Gesellschaft wie in anderen Religionen gab es nicht. So finden sich auch nur wenige religiöse Zeugnisse aus der damaligen Zeit, die auf Entstehung und Durchführung der Kulte schließen lassen.
Die meisten Kenntnisse stammen aus römischen Quellen und wenigen Runeninschriften. Sicher ist eins: Schicksal war die bestimmende Macht in Leben der Germanen – selbst die Götter waren dem Schicksal unterworfen und so weder vollkommen noch unsterblich. Sie wurden verehrt, allerdings erwarteten die Germanen auch für jede Opfergabe eine Gegenleistung – frei nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere".
Entstanden aus einer reinen Naturreligion war die germanische Götterwelt denen der griechischen und römischen nicht unähnlich. Es gibt drei Geschlechter: Die Riesen und Ungeheuer, die Wanen und die Asen. Währen die Riesen die Macht hatten, die Welt zu zerstören, wurden die Wanen als weise und naturverbunden angesehen und verfügten über ewiges Leben. Die Asen dagegen galten als stark und mutig, waren dafür aber nicht besonders klug. Alle klassisch germanischen Götter entstammten dem Asen-Geschlecht.
Das Oberhaupt der Götter war Wodan, auch Odin genannt, der Schutzgott der Krieger, Fürsten und Toten. Das Bild seines achtbeinigen Schimmels Sleipnir ist weltbekannt – auf ihm reitet er zwischen der Welt der Toten und Sterblichen.
Allgemein spielt die Vorstellung vom Tod eine entscheidende Rolle im germanischen Glauben. Üppige Grabbeigaben sind archäologische Zeugnisse eines Glaubens an das Weiterbestehen nach dem Tod. Die Germanen glaubten, dass Walküren, weibliche Geisterwesen, im Kampf gestorbene Helden nach Walhalla begleiten. In dieser prächtigen, in Odins Reich gelegenen Halle mit 540 Toren finden sie ihre ewige Ruhe. Der Sage nach verbringen sie ihre Tage im Wettkampf mit anderen verstorbenen Helden, beim Wildschwein-Schmaus und einer Tasse Met, während alle Nicht-Helden das Leben nach dem Tod in ewiger Dunkelheit fristen. Immerhin kein schlechter Anreiz für jeden Germanen, als Held zu sterben!
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