Das warme Mittelmeer bereitet einer invasiven Giftalge gute Voraussetzungen, sich zu verbreiten. Behörden an der Adriaküste kontrollieren regelmäßig das Wasser. Denn das Heimtückische ist: Die Alge ist mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und verbreitet ihr Gift über die Luft.
Mit der Adria - gelegen an der Ostküste Italiens - verbinden Urlauber vor allem Sonne, Strand und Badespaß. Doch das Vergnügen kann schnell getrübt werden. Denn an der Ostküste Italiens breitet sich eine giftige Algenart aus. Seit einigen Jahren ist sie im Sommer immer wieder an felsigen Küstenabschnitten oder in der Nähe von Riffen im Mittelmeer zu finden. Dass das Mittelmeer in diesem Jahr besonders warm ist, kommt der Alge gerade recht.
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Ostreopsis Ovata kann für Menschen giftig sein
Ostreopsis ovata ist nicht mit dem bloßen Auge, sondern nur unter dem Mikroskop sichtbar ist. Die einzellige Alge ist gerade einmal zwischen 30 und 60 Mikrometern groß, wie Arpa Puglia, eine regionale Agentur für Prävention und Umweltschutz, berichtet. Ein Warnzeichen ist allerdings ihre sogenannte Blüte, von der man spricht, wenn sich Individuen verbreiten. Dann bildet sich ein bräunlicher Film an Felsen und Klippen und auf dem Grund ist eine rote Schicht zu sehen, informiert die Umweltschutzbehörde Arta.
An und für sich sei die Alge zwar nicht giftig, sagt Maurizio Dionisio, Chef der Umweltbehörde der Region Abruzzen, der "Tagesschau". "Aber sie wird giftig, wenn ihre Zellen beim Kontakt mit Felsen brechen. Die Zellbruchstücke können dann in die Luft gelangen und eingeatmet werden." Wenige Stunden, nachdem man die Giftstoffe eingeatmet hat, kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Unwohlsein
- Hautrötungen
- Atembeschwerden
- Fieber
- Erbrechen und Übelkeit
- Bindehautentzündung
- Bewusstlosigkeit
Üblicherweise klingen die Symptome innerhalb von 24 bis 48 Stunden ohne weitere Komplikationen ab. Wenn nicht, sollte man sich ärztliche Hilfe holen.
Wie lässt sich Kontakt mit den Giftalgen vermeiden? "Bei einer nachgewiesenen Ostreopsis-Blüte sollte der Aufenthalt an felsigen Ufern während eines Sturms vermieden werden", rät Arpa Puglia. Und man sollte Organismen wie Seeigel oder Weichtiere wie Venus- oder Miesmuscheln dann nicht essen.
Wieso keine Seeigel und Muscheln essen?
- Seeigel ernähren sich von Algen. Bei Auftreten der giftigen Algenblüte könnten sie deshalb potenziell das Toxin enthalten. Die Giftstoffe der Algen können auch in Muschelkörper gelangen.
- Wer belastete Organismen verspeist, könnte unter Magen-Darm-Beschwerden leiden.
Immer wieder Fälle giftiger Algenart –Überwachung der Badeorte notwendig
Bereits Anfang Juni berichteten mehrere italienische Medien, dass in Apulien wieder Alarm wegen der giftigen Algenart herrsche. An zwei Probenahmestellen wurde sie in den ersten beiden Juniwochen nachgewiesen. Dabei blieb es nicht.
Im Sommer seien einzelne Küstenabschnitte wegen der Ausbreitung sogar gesperrt worden, berichtet die "Tagesschau". Badeverbote gab es demnach an einigen Orten südlich von Pescara wie Ortona, Rocca San Giovanni und San Vito Chietino. Und auf der anderen Seite - in Ligurien – seien rund 500 Menschen von Vergiftungserscheinungen betroffen gewesen.
In Apulien überwacht unter anderem Arpa Puglia in der Sommersaison Küstenabschnitte, die bei Badenden beliebt sind. Die Agentur kontrolliert von Juni bis September in vierzehntägigem Rhythmus – bei übermäßiger Blüte auch öfter – 20 Standorte in der Region. Eine Karte, die regelmäßig aktualisiert wird, zeigt an, an welchen Überwachungsstellen giftige Algen nachgewiesen wurden.
Klimawandel bedingt Ausbreitung von Ostreopsis Ovata
Die Population entwickelt sich üblicherweise in den Sommermonaten sehr stark, begünstigt durch Umweltfaktoren wie hohe Temperaturen und wenig Wellengang. Wissenschaftler machen auch den Klimawandel dafür verantwortlich, dass die Giftalge in den vergangenen Jahren vermehrt aufgetreten ist. "Die Erhitzung des Wassers schafft für die Alge einen optimalen Lebensraum, den es hier unter normalen Bedingungen nicht gäbe", sagt Dionisio der "Tagesschau".
Wie kam Ostreopsis Ovata nach Italien?
- Ursprünglich stammt die Giftalge aus den Tropen. Es wird angenommen, dass sie über den Schiffverkehr von Japan an die Mittelmeerküsten gelangte. Erste Belege gab es in den 90er-Jahren. Seitdem verbreitet sie sich.
- Die Giftalge macht nicht nur Italien zu schaffen. Auch in Spanien und Frankreich ist sie bereits entdeckt worden.
Wie Klimaforscher Giulio Betti weiter erläutert, seien viele Algen und Fische voneinander abhängig. Durch den Klimawandel würden einheimische Arten verschwinden und eingeschleppte Arten könnten sich leichter verbreiten. "Sobald eine bestimmte Algenart verschwindet und eine besser angepasste, widerstandsfähigere auftaucht, vermehrt sich diese Art meist viel schneller, weil sie eine günstige Umgebung ohne Fressfeinde vorfindet", erklärt er, und fügt hinzu: "Und dann vermehren sich auch eingeschleppte Fische, die sich von dieser speziellen Alge ernähren."
Verwendete Quellen
- Tagesschau.de: "Giftalge breitet sich in italienischer Adria aus"
- Arpa Puglia: "Alga Tossica (Ostreopsis ovata)"
- Arta Abruzzo: "Ostreopsis ovata: le attività dell’Arta nel programma di monitoraggio algale"
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