Der Hope-Diamant gilt als schönster und wertvollster Diamant der Welt – zugleich soll er der gefährlichste sein. Seit seiner Entdeckung in Indien soll einen tödlicher Fluch auf ihm liegen. Europäische Könige, die reichste Frau Amerikas und weitere Besitzer ereilte ein schlimmes Schicksal: Sie gingen bankrott, wurden ermordet, begangen Selbstmord oder starben bei einem Unfall.

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Aus dem Auge einer Statue einer indischen Gottheit raubte ein Franzose den wertvollsten Diamanten der Welt. Doch das brachte dem Dieb kein Glück, wird erzählt: Er wurde angeblich von Hunden zerrissen. Den späteren Besitzern des Steins erging es nicht besser: Königin Marie Antoinette landete auf dem Schafott, Ludwig XIV starb an schmerzhaftem Wundbrand. Der berühmte Juwelier Pierre Cartier wollte seinen Schatz zwar unbedingt verkaufen. Trotzdem verschwieg er die Legenden nicht, die sich um das kostbare Schmuckstück rankten.

Cartier besuchte 1910 die reichste Frau der USA im Pariser Bristol Hotel. Evalyn Walsh McLean und ihr Mann Edward B. interessierten sich für die versiegelte Box, die er bei sich trug. Denn darin befand sich der Hope-Diamant. Er war blau, 45 Karat schwer, von unschätzbarem Wert – und übte eine riesige Anziehungskraft aus.

Eine Kette von Unglücken

Trotz der erschreckenden Geschichten kauften die McLeans den Diamanten für umgerechnet drei Millionen Euro. Cartier machte im Kaufvertrag ein ungewöhnliches Zugeständnis. Sollte der Familie in den nächsten sechs Monaten etwas zustoßen, durfte sie das Schmuckstück zurückgeben. Acht Jahre lang passierte gar nichts. Vielleicht war der Fluch ja gebannt.

Doch dann war das traumhafte Leben von Evalyn Walsh McLean plötzlich vorbei. Ihr Sohn Winston kam bei einem Autounfall ums Leben. Die familieneigene Washington Post ging bankrott, die Ehe zerbrach, ihr Mann wurde in eine Irrenanstalt eingewiesen und die Tochter beging Selbstmord. Hatte der Hope Diamant wieder zugeschlagen?

Diebstahl im Tempel

Denn mit Mord und anderen Schicksalsschlägen wurde der blaue Diamant seit seiner Entdeckung in Verbindung gebracht. Im 17. Jahrhundert reiste der Diamantenhändler Jean-Baptiste Tavernier mehrmals nach Indien, um dort Diamanten für Könige und Adlige in Frankreich zu kaufen. In seinem Tagebuch berichtete er von einem Besuch in einem Tempel. Als Augen hatte die Statue einer Hindu-Gottheit zwei Diamanten.

1668 brachte Tavernier einen riesigen blauen Diamanten mit 115 Karat nach Frankreich. Dabei soll es sich um eines der Augen handeln. Sein Abnehmer war König Ludwig XIV. Den Edelstein ließ dieser neu schleifen, danach hatte er noch 69 Karat. Das Meisterwerk bekam den Namen "French Blue" und wurde Teil der Kronjuwelen. Der König starb keines natürlichen Todes, sondern an Wundbrand. Tavernier selbst soll auf grausame Art gestorben sein: Es wurde erzählt, dass ihn Hunde zerfleischten.

Auch König Ludwig XVI. und Marie Antoinette sollen den blauen Diamanten getragen haben. War es ein Zufall, dass beide durch die Guillotine hingerichtet wurden? "French Blue" verschwand 1792 nach einem Raub im königlichen Lagerhaus.

Weitere Schicksalsschläge

1812 tauchte in London ein mysteriöser Diamant auf, der dem "French Blue" ähnelte. Es handelte sich tatsächlich um den legendären Stein, abermals bearbeitet und verkleinert. Nun hieß er "London Blue" und sein neuer Besitzer war angeblich König George IV. Nach dessen qualvollen Gichttod wurde der Stein 1830 verkauft.

Sein Name änderte sich ein weiteres Mal, als ihn der reiche Bankier Henry Philip Hope erwarb: Nun hieß er Hope-Diamant. 1887 erbte der Enkel Lord Francis Hope das unvergleichliche Stück. Er gab fast sein gesamtes Vermögen für seinen großspurigen Lebenswandel aus und musste den Diamanten verkaufen. Er starb später als armer Mann.

Die Juweliersfamilie Frankel aus New York fand neun Jahre lang keinen Käufer für den Edelstein. Mittlerweile war er Inhalt von Klatsch und Tratsch auf beiden Seiten des Atlantiks.

Der verfluchte Stein im Museum

Die geheimnisvollen Mythen rund um den Diamanten faszinierten auch den Juwelier Harry Winston. Nach dem Tod von Evalyn Walsh McLean ersteigerte er ihn. Er steckte ihn 1958 in einen Umschlag, versicherte ihn auf eine Million Dollar und schickte ihn an das Smithsonian National Museum of Natural History in Washington.

Doch ein Jahr nach der Spende passierte wieder etwas Mysteriöses: Der Postbote James G. Todd, der den Diamanten übergab, wurde von einem Lastwagen angefahren, sein Haus brannte ab und seine Frau starb. Seitdem scheint Ruhe zu herrschen. Wer sich traut, kann den Stein heute noch im Smithonian hinter Panzerglas bewundern.

Fluch oder brillantes Marketing?

Ist das alles bloß Zufall oder ist der Hope Diamant tatsächlich verflucht? Wissenschaftler untersuchten die Lebensläufe sämtlicher Besitzer. Im Durchschnitt starben sie mit 72 Jahren, was besonders für vergangene Jahrhunderte ein stolzes Alter war.

Einige der Legenden erwiesen sich darüber hinaus als falsch, wie Forscher herausfanden: Der Entdecker des Steins, Jean-Baptiste Tavernier, wurde gar nicht von Hunden zerfleischt, sondern starb alt und reich in Russland. Die Geschichte um Marie Antoinette hat ebenfalls Löcher – laut Geschichtsbüchern hat sie den Stein vielleicht nie getragen.

Alle Fakten lassen darauf schließen, dass Pierre Cartier die Geschichte um den verfluchten Stein erfunden hat, um das Interesse der Käufer zu wecken. Er wusste, dass Tragik und Exklusivität Sammler faszinieren.

Vermutlich ließ er sich dabei von einem Roman inspirieren: In "Der Mond-Diamant" von Wilkie Collins stand genau das beschrieben, was Cartier später den McLeans als Schauergeschichte teuer verkaufte.

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