Hartnäckig hält sich der Mythos, dass das Halloween-Fest aus den USA stamme. Doch weit gefehlt: Die Bräuche entwickelten sich aus alten keltischen, katholischen und irischen Ritualen - und gruseligen Legenden in Europa.
Die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ist seit vielen Jahrhunderten eine mystische Nacht. Zwar sammeln heute an Halloween als Geister, Hexen oder Vampire verkleidete Kinder Süßigkeiten und stehen Kürbisse in den Fenstern. Doch hinter diesen harmlosen Späßen stecken geheimnisvolle, jahrhundertealte Bräuche und schaurige Legenden.
Halloween stammt keineswegs aus den USA, wie viele glauben. Keltische, irische und katholische Riten haben sich in dem Fest vermischt.
Als "altes heidnisches Totenfest mit einer dünnen christlichen Hülle" bezeichnete es deshalb der Religionsethnologe Sir James Frazer Halloween schon in den 1920er-Jahren.
Das Gedenken an die Toten in der Kirche
In der katholischen Kirche ist Allerheiligen am 1. November der Tag, an dem die Gläubigen der Heiligen gedenken sollen. Der 2. November, Allerseelen, ist der Erinnerung an Verstorbene gewidmet.
Aber schon in vorchristlicher Zeit gab es Feste zum Andenken an die Toten. Die Kelten feierten Samhain: Sie glaubten, dass an diesem Tag die Welten der Toten und der Lebenden zusammentrafen. Die Seelen der Verstorbenen kehrten zu ihren früheren Häusern und Familien zurück: Davon waren die Kelten überzeugt.
Daraus entwickelte sich im katholischen Irland das Halloween-Fest. Erstmals erwähnt wurde es im achten Jahrhundert: Die Kirche versuchte damals, die heidnischen Riten mit grausigen und erfundenen Geschichten zu unterbinden.
Ein römischer Autor bezeichnete Halloween als "schreckliche" Nacht. Die Kelten würden angeblich das Blut von Kindern trinken und sich "abstoßenden sexuellen Praktiken" widmen.
Feuer, Festmahle und Wahrsagerei
Der Name Halloween ist abgeleitet von "All Hallows Eve", also dem Abend vor "All Hallows Day", wie Allerheiligen auf Englisch heißt.
Die Iren zündeten an Halloween große Feuer an und tischten Festmahle auf – alles, um die Toten zu besänftigen. Oft sollen sie sich aber auch verkleidet haben, um von den toten Seelen nicht erkannt zu werden. Die Nacht war so mystisch, dass sie als besonders günstig für Wahrsagerei galt.
Das Fest vermischte sich mit anderen Traditionen. Dass die Kinder an Halloween herumziehen und "Süßes oder Saures" ("Trick or Treat") fordern, geht auf einen alten christlichen Brauch zurück.
Seit dem neunten Jahrhundert ist überliefert, dass Menschen an Allerseelen von Haus zu Haus wanderten. Sie baten um "Seelenkuchen", eine Art Brot. Im Gegenzug für die Spende versprachen sie, für die Seelen der verstorbenen Familienmitglieder zu beten.
Als im 19. Jahrhundert in Irland eine furchtbare Hungersnot herrschte, wanderten viele Menschen in die USA aus. Sie pflegten auch in der neuen Heimat ihre alten Bräuche - auch Halloween.
Im Lauf der Zeit wandelte sich das Fest durch neue Einflüsse ab und wurde in den Vereinigten Staaten und Kanada zum Kult. Erst in den 1990er-Jahren schwappte die Welle wieder nach Europa. Das Fest kehrte dahin zurück, wo es ursprünglich entstanden war.
Die Sage von Jack und dem Teufel
Dass an Halloween Kürbisse ausgehöhlt und beleuchtet werden, geht auf eine alte irische Legende zurück. Der Sage nach gab es einst einen Schmied namens Jack. Er war ein Betrüger und Trunkenbold.
Als der Teufel kam, um ihn zu holen, trickste Jack ihn aus. Er bat den Satan, ihm einen letzten Drink zu spendieren. Den Wunsch erfüllt ihm der Antichrist, er hatte aber kein Geld.
So verwandelte er sich in eine Münze, um den Drink zu bezahlen. Doch die schnappte sich der Schmied. Er steckte sie in seine Geldbörse und hielt den Teufel dort gefangen, weil sich darin auch ein silbernes Kreuz befand. Der Satan musste versprechen, Jack ein Jahr in Ruhe zu lassen, damit er freikam.
Zwölf Monate später kehrte er zurück, und diesmal bat Jack ihn um einen letzten Apfel vom Baum. Der Teufel pflückte das Obst, doch Jack nahm ein Messer und schnitzte ein Kreuz in die Rinde.
Der Antichrist konnte nicht mehr heruntersteigen. Jack schlug ihm einen weiteren Handel vor: Er würde dem Teufel helfen, vom Baum zu kommen, wenn er ihn bis in alle Ewigkeit in Frieden lassen würde.
Jack'o'Lantern mit einem Kürbis statt einer Rübe
Als Jack viele Jahre später als alter Mann starb, durfte er den Himmel wegen seines Pakts mit dem Teufel nicht betreten.
Der Teufel ließ ihn aber auch nicht in die Hölle: Er war sauer, weil er ausgetrickst worden war, und hielt sich an sein Versprechen. Jack blieb nichts anderes übrig, als für immer durch die ewige Finsternis zu wandern.
Damit er sich nicht verlief, schenkte der Teufel ihm eine glühende Kohle. Jack steckte diese in eine ausgehöhlte Rübe und nutzte diese als Laterne. Seitdem wandert Jack'o'Lantern durch die Dunkelheit – als ruhelose und verlorene Seele.
Die irischen Einwanderer in den USA stellten fest, dass es in ihrer neuen Heimat viel mehr Kürbisse als Rüben gab. Der alte Brauch wurde im neuen Gewand fortgeführt: Statt mit einer Kerze in einer Rübe an die verlorenen Seelen zu erinnern, nutzten sie fortan Kürbisse. Sie schnitten zusätzlich Fratzen hinein, um böse Geister zu erschrecken – und die Kürbisse heißen bis heute Jack'o‘Lanterns.
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