In der zweiten Folge des Reality-Krimis auf RTL muss der erste Verräter die Show verlassen. Eine Schauspielerin erhält daraufhin das Angebot, die Seiten zu wechseln. "Die Verräter" beweist erneut, wie gut anspruchsvolles Reality-TV funktionieren kann.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Schlagersängerin Anna-Carina Woitschack und der Rapper Jalil betreten den pompösen Frühstücksraum des 600 Jahren alten Château de Béguin in Frankreich. Dort warten bereits "Princess Charming" Irina Schlauch, die Schauspielerin Mariella Ahrens und ihr Kollege Claude-Oliver Rudolph.

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Während das TV-Publikum der RTL-Show "Die Verräter – Vertraue Niemandem!" und natürlich auch Woitschack und Jalil selbst wissen, dass die beiden zu den Verrätern gehören, warten die ahnungslosen Schlauch, Ahrens und Rudolph gespannt darauf, wer die Nacht überlebt hat und zum Frühstück erscheint.

"Hurra, wir leben noch", sagt Woitschack zur Begrüßung. Was für sie als Verräterin natürlich keine Überraschung ist. "Seitdem ich weiß, dass ich Verräterin bin, muss ich die Leistung erbringen, im Endeffekt kein Verräter zu sein. Gemeinsam mit Jalil da reinzugehen – wir zwei Bösewichte – das war schon speziell", erklärt sie wenig später im Einzelinterview den Zuschauerinnen und Zuschauern vor dem Fernseher.

Wer lügt, wer lügt nicht? Oder wer will andere glauben lassen, dass er/sie lügt? Oder eben die Wahrheit sagt? Was die neue RTL-Show so sehenswert und sicherlich zu einem der besten Reality-Formate seit langer Zeit macht, zeigt sich gleich zu Beginn der zweiten Folge am Mittwochabend.

"Die Verräter": Verwirrspiel mit doppeltem Boden

Es wird manipuliert und geschauspielert, niemand kann dem anderen vertrauen. Die Show ist ein Reality-Krimi, ein psychologisches Verwirrspiel mit doppeltem Boden, eine stimmungsvolle Mördersuche wie in einem Agatha-Christie-Roman. Wo ansonsten im Reality-TV auf Geschrei, Gezanke und Fremdscham gesetzt wird, werden bei "Die Verräter" der Verstand und detektivische Sinne angesprochen.

In der ersten Folge in der vergangenen Woche waren insgesamt 16 Prominenten in das Schloss eingezogen, Moderatorin Sonja Zietlow hatte drei von ihnen – Woitschack, Jalil und den Schauspieler Florian Fitz - zu "Verrätern" gemacht. Die übrigen Mitspielerinnen und Mitspieler sind die "Loyalen". Nur sie wissen nicht, wer die Verräter sind und müssen diese enttarnen.

Die Verräter dürfen in jeder Nacht, die in dem Schloss vergeht, einen Mord begehen. Der oder die Ermordete scheidet aus und erscheint nicht mehr im Frühstücksraum. In der ersten Folge erwischte es direkt "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten"-Star Susan Sideropoulos.

Alle Schlossbewohnerinnen und Schlossbewohner treffen sich dann am Abend an einem großen runden Tisch und stimmen darüber ab, wer ein Verräter sein könnte. In der ersten Folge wurde der aus der ARD-Show "Gefragt, Gejagt" bekannte Quizprofi Sebastian Klussmann nach Haus geschickt. Dummerweise gehörte Klussmann aber zu den Loyalen.

Timothy Boldt wird "ermordet" und beerdigt

Als ihr nächstes Opfer wählen die Verräter in Folge zwei am Mittwoch den Schauspieler Timothy Boldt aus, der mit einer etwas makabren, aber stimmungsvollen Beerdigung verabschiedet wird. "Das war ein ziemlich cooler Move, mich zu ermorden. Denn jetzt fangen die wieder bei null an", erzählt Boldt später dem Publikum. Denn nicht wenige der Loyalen hatten Boldt als Verräter im Verdacht.

Die Verwirrung ist perfekt, im Anschluss wird jede und jeder verdächtigt. Wer wirkt müde, weil er oder sie in der Nacht zuvor vielleicht einen Mord geplant hat? Oder liegt es vielleicht nur daran, dass die Prominenten aus Angst zum Mordopfer zu werden nicht schlafen konnten? "Es rattert schon im Kopf", sagt der frühere Handball-Profi Pascal Hens. Was auch auf das TV-Publikum zutrifft.

Leicht haben es aber auch die Verräter nicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass Verräter sein so anstrengend wird. Denn man muss den Leuten die Lüge als Wahrheit verkaufen", erzählt Rapper Jalil dem Publikum im Einzelgespräch. Zumal sich die Verräter auch untereinander nicht einig sind. Jalil misstraut Fitz, dieser kündigt wiederum an, Jalil bei nächster Gelegenheit rauszuschmeißen.

Fitz versucht alle zu täuschen – und muss gehen

Die Unsicherheit wird durch Spiele verstärkt, Moderatorin Zietlow fordert unter anderem alle Kandidatinnen und Kandidaten auf, vor der Gruppe zu erklären, warum sie nicht die Verräter sind. Was für die Verräter natürlich zum Spießrutenlauf wird. Für das wissende TV-Publikum ist es hingegen ein ziemlicher Spaß, die Reaktionen zu beobachten.

Vor allem Florian Fitz nutzt immer wieder sein Schauspieltalent, um die anderen glauben zu machen, dass er kein Verräter ist. Aber vielleicht übertreibt er es damit ein wenig, denn vor dem Treffen am runden Tisch gerät er mehr und mehr in Verdacht.

Sideropoulos, Klussmann und Boldt – bisher sind ausschließlich Loyale ausgeschieden. "3:0 steht es für den FC Heimtücke und Hinterlist", sagt Moderatorin Zietlow deshalb vor der Zusammenkunft. Doch diesmal gelingt es den Loyalen den Rückstand zu verkürzen, um in der Fußballsprache zu bleiben. Eine Mehrheit stimmt für Fitz, der als Verräter die Show verlassen muss. Der erste Bösewicht ist also enttarnt.

Wechselt ChrisTine Urspruch die Seiten?

Interessanterweise stimmten sowohl Woitschack als auch Jalil für Fitz und beförderten ihren Mit-Verräter auf diese Weise aus der Show. Sie dürfen nun entscheiden, ob sie in der folgenden Nacht morden wollen oder lieber einen neuen Verräter anwerben. Sie entscheiden sich für die zweite Option und die Schauspielerin ChrisTine Urspruch, die in der nächsten Folge entscheiden wird, ob sie die Seiten wechselt.

Nicht nur wegen diesem Cliffhanger ist die Neugier auf die kommenden Folgen geweckt. Den Beweis, dass Reality-TV keineswegs immer nur platt und möglichst laut sein muss, hat "Die Verräter – Vertraue Niemandem!" jedenfalls jetzt schon erbracht.

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