In der ersten Staffel von "Undercover Boss" schlüpfte Karsten Freigang, Chef der Lieferkette Joey's Pizza, in die Rolle eines Aushilfsarbeiters Volker Hopp und ließ sich von seinen nichtsahnenden Angestellten einarbeiten. Rund zwei Jahre nach dem TV-Experiment spricht Freigang mit uns im Interview über seine Erfahrungen bei "Undercover Boss", den Nutzen des TV-Experiments und die Resonanz bei den Angestellten.
Herr Freigang, was waren Ihre Beweggründe, bei "Undercover Boss" mitzumachen?
Karsten Freigang: Die Vorstellung, unerkannt in einem unserer über 200 Stores zu arbeiten, war von Anfang an sehr spannend. Seit mittlerweile sechs Jahren führe ich zusammen mit meinem Kollegen Friedrich Niemax die Joey’s Pizza Service (Deutschland) GmbH. In die Rolle des Volker Hopp zu schlüpfen war eine echte Herausforderung für mich: Büro gegen Betrieb einzutauschen ist nicht ohne! Es ist beachtlich, was unsere motivierten Mitarbeiter tagtäglich in den Betrieben leisten. Für mich war das eine Chance, nicht nur kräftig mitanzupacken, sondern auch vor Ort nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen, um unsere Mitarbeiter zu entlasten, Produkt- und Servicequalität auf den Prüfstand zu stellen.
Würden Sie erneut an diesem TV-Experiment teilnehmen?
Karsten Freigang: Klar! Wir sind immer offen für etwas Neues. Als Volker Hopp konnte ich so einen interessanten Perspektivwechsel vornehmen, was meine Sicht auf Prozessabläufe in den Stores verändert hat. Auch war es klasse für mich, zu erleben, wie die Joey’s Mitarbeiter miteinander umgehen- den Team Spirit hautnah mitzuerleben. Wir betrachten uns als große Joey’s Familie, es macht wirklich Freude zu sehen, dass selbst an einem Sonntagabend, wenn in einem Betrieb auf gut Deutsch "die Hütte brennt", alle mit Feuereifer und vor allen Dingen Spaß bei der Sache sind. Ich muss zugeben, dass hat mich stark beeindruckt. Der Muskelkater am Tag darauf war allerdings ebenfalls sehr beindruckend.
Was war für Sie die prägendste Erfahrung während des TV-Experiments?
Karsten Freigang: Ich war tatsächlich aufgeregt, als ich die Gespräche mit den Mitarbeitern in der Zentrale bei uns in Hamburg hatte. Sie wussten nicht, was auf sie zukommt und ich nicht, wie sie auf mein Geständnis, kein arbeitsloser Praktikant zu sein, sondern der Geschäftsführer des Unternehmens, reagieren. Am Ende war es für alle Beteiligten eine sehr emotionale Erfahrung und überaus positiv.
Wie hat Sie die Teilnahme an "Undercover Boss" persönlich verändert?
Karsten Freigang: Die Wertschätzung hat sich intensiviert. Unsere Mitarbeiter machen jeden Tag so einen tollen Job da draußen und zusammen mit den Franchise-Partnern sind sie das Herz und der Motor des Joey’s Erfolgs. Zwar war ich mir dessen vorher auch bewusst, aber das Gefühl dazu hat sich verstärkt.
Hatte das TV-Experiment nachhaltige Auswirkungen auf die Unternehmensführung?
Karsten Freigang: Ich reflektiere Entscheidungen, die wir in der Zentrale treffen, noch stärker auf Praxisnähe. Dabei haben die Erfahrungen, die ich im Zuge des Projekts "Undercover Boss" sammeln durfte, geholfen.
Ist ein derartiges Experiment nötig, um auf die Bedürfnisse der Angestellten aufmerksam zu werden?
Karsten Freigang: Nein, ein solches Projekt sollte nicht nötig sein, um auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern aufmerksam zu werden. Diese waren und sind uns bei Joey’s Pizza immer extrem wichtig. Wir wissen, dass fähige Mitarbeiter immer wieder zu motivieren und zu fördern, entscheidend für unseren Erfolg ist. Aus dem Grund haben wir beispielsweise die Joey’s Akademie. So bauen wir gezielt unseren Nachwuchs auf und fördern die Karriere, wenn gewollt, vom Pizzabäcker zum Großunternehmer mit mehreren Joey’s Betrieben.
Wie war die Resonanz der Mitarbeiter auf Ihre Teilnahme bei "Undercover Boss"?
Karsten Freigang: Durchweg positiv. Für die Zentralmitarbeiter war der Dreh Inhouse eine spannende Sache und auch nach der Ausstrahlung haben wir aus anderen Stores eine Menge positive Resonanz bekommen.
Verfolgen Sie auch die derzeitige Staffel?
Karsten Freigang: So, wie es meine Zeit gerade zulässt. Bei Joey’s Pizza steht gerade alles im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums! Wir nutzen diesen Anlass natürlich, die Erfolgsstory entsprechend zu feiern.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.