Die dritte Staffel von "The Voice of Germany" ist am Donnerstagabend gestartet. Endlich wieder eine Castingshow, in der Musik und nicht Voyeurismus im Vordergrund steht. Ein Format, das nach echten Gesangstalenten und nicht nach billigen Pausenclowns sucht - könnte man meinen. Doch nach der ersten Folge stellt sich die Frage: Wem gibt "The Voice" eigentlich eine Stimme? Den Talenten oder vielmehr den Stars in der Jury?

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Eines muss man den Machern von "The Voice of Germany" lassen: Sie inszenieren die Show perfekt als seriöse TV-Talentsuche. Die Harmonie zwischen Anwärtern und Jury ist kaum auszuhalten. Daran hat sich trotz zwei neuer Jury-Mitglieder und kleinen Neuerungen im Konzept nichts geändert. Es gibt nur noch vier statt sechs Liveshows und die Juroren können in der Showphase Talente ihrer Kollegen abwerben. Gemeine Kommentare und öffentliche Bloßstellungen muss man aber auch in der dritten Staffel nicht befürchten.

Das mag daran liegen, dass die Veränderungen in der Jury nicht besonders drastisch sind. Statt Xavier Naidoo übernimmt nun "Freundeskreis"-Sänger Max Herre die Rolle des kritischen und unantastbaren Deutsch-Rap-Poeten. Anstelle von Reamonn-Sänger Rea Garvey kümmert sich nun der Finne und "Sunrise Avenue"-Frontmann Samu Haber um lustige Wortneuschöpfungen à la "unfuckingfassbar". Wie sein Vorgänger spricht er gerade so gut deutsch, dass es noch putzig klingt. Würde man als Zuschauer "Blind Audition" spielen und nicht hinschauen, wäre kein Unterschied in der Jury zu bemerken.

Die Jury greift selbst zur Gitarre

Gemeinsam mit "Mutti" Nena und The Boss Hoss buhlen also Herre und Haber in der ersten "Blind Audition" um die Gunst der Talente. Nachdem sie sich für einen Schützling entschieden haben, sind die Coaches sich auch nicht zu schade, aktiv Überzeugungsarbeit zu leisten und selbst zur Gitarre zu greifen. Generell fällt es der Jury schwer, ruhig auf ihren Sesseln sitzen zu bleiben. Die Songs gehen den Juroren einfach zu sehr ans Herz – was sie den Zuschauer deutlich durch Gestik und Mimik wissen lassen. Das ist zwar nett gemeint, wirkt aber bemüht, einstudiert und aufgesetzt.

Ein Großteil der 97 Minuten Sendezeit wird von großen Gesten und Frotzeleien innerhalb der Jury dominiert. Die Nachwuchstalente müssen sich mit zwei bis drei Minuten Gesangszeit und Antworten auf Fragen wie "Wer bist du?" und "Was machst du hier?" begnügen. Schade eigentlich, hatte sich "The Voice" doch die Förderung neuer Talente zum Ziel gesetzt – und nicht längst etablierter Künstler wie The Boss Hoss, Nena, Samu Haber und Max Herre.

Doch es ist nicht alles schlecht bei "The Voice": Die Kandidaten sind allesamt vorzeigbare Sänger. Von Freaks, wie sie bei DSDS von der Bühne gejagt werden, fehlt auch in Staffel drei jede Spur. Wer nach Feierabend Harmonie und leichte Unterhaltung möchte, trifft mit "The Voice" donnerstags auf ProSieben und freitags auf Sat.1 also keine schlechte Wahl. Zumindest muss man im Anschluss nicht wie bei DSDS und "Supertalent" um sein Seelenheil fürchten.

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