• Stuntleute riskieren für Actionszenen in Blockbustern ihr Leben. Ihr Gesicht kennt aber so gut wie niemand.
  • Mit der Dokumentation "Stuntman" setzt Dwayne "The Rock" Johnson dem Stuntman Eddie Braun nun ein Denkmal.
  • Im Mittelpunkt des Films steht der Versuch Brauns, einen waghalsigen Stunt des legendären Evel Knievel zu vollenden und mit einer kleinen Rakete über den Snake River Canyon zu fliegen.
  • Der Film ist ab dem 23. Juli auf Disney+ zu sehen.

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Ein Polizeiauto rast mit hoher Geschwindigkeit um eine Kurve, verfolgt von weiteren Autos, auf deren Dächern Filmkameras installiert sind. Eine an der Frontscheibe des Polizeiautos angebrachte Kamera zeigt, was im Innenraum geschieht: Der Fahrer drückt einen roten Knopf, das Heck explodiert und das Polizeiauto überschlägt sich mehrfach. Als der demolierte Wagen schließlich auf dem Dach zum Liegen kommt, scheint der Fahrer für einige Sekunden bewusstlos zu sein.

Besorgte Helfer klopfen an die Scheibe, der Fahrer berappelt sich wieder. "Hat es gut ausgesehen?", fragt Eddie Braun als erstes, während er noch immer angeschnallt im Fahrersitz des zerstörten Autos sitzt. Braun ist ein legendärer Stuntman, der an zahlreichen Blockbustern wie "Transformers" oder "Rush Hour" mitgewirkt hat. Er ist das langjährige Stuntdouble von Charlie Sheen, ihn selbst kennt aber fast niemand. Es ist das Schicksal der Stuntleute, dass sie für die Stars Kopf und Kragen riskieren, selbst aber im Hintergrund bleiben.

Dwayne "The Rock" Johnson widmete als ausführender Produzent seinem Freund Braun deshalb den Dokumentarfilm "Stuntman", der ab dem 23. Juli auf Disney+ abrufbar ist. Im Mittelpunkt stehen die Vorbereitungen auf Brauns größten Stunt: Mit einer dampfbetriebenen Rakete will der Stuntman den Snake River Canyon in Idaho überqueren. Der legendäre Evel Knievel hatte dies 1974 probiert, war aber aufgrund einer Fehlfunktion des Fallschirms in den Canyon gestürzt und fast gestorben. Da Knievel Brauns Inspiration und Idol ist, will er nun den Stunt zu Ende bringen.

Unfälle und Explosionen: "Stuntman" zeigt den Berufsalltag von Eddie Braun

Für Menschen wie Knievel und Braun verwenden die Amerikaner den Begriff "Daredevil". Eine exakte Entsprechung gibt es in der deutschen Sprache nicht. Es ist eine Mischung aus Draufgänger, Teufelskerl und Entertainer, gepaart mit einer ordentlichen Portion Todesverachtung. Autounfälle, Sprünge aus großer Höhe und Explosionen sind der berufliche Alltag von Eddie Braun.

Dabei scheint ihn nichts aus der Ruhe bringen zu können. Als er einmal am Set mit einem Hubschrauber abstürzte und schwer verletzt zu sein schien, stand er nach einer kurzen Pause einfach auf und drehte weiter. Auf seinen Helm ist seine Blutgruppe aufgedruckt, tagelanges Nasenbluten und Klingeln in den Ohren nach seinen Stunts nimmt er einfach hin.

"Als Stuntman verabschiedet man sich nicht in den Ruhestand, das Stuntbusiness schickt dich in den Ruhestand", sagt er und lacht. Braun ist ein grenzenloser Optimist, der für seinen Job lebt. Selbst in den gefährlichsten Momenten ist er gut gelaunt. Nichts scheint diesem Mann etwas anhaben zu können.

Eddie Braun wirkt wie der Familienvater von nebenan

Dabei wirkt Braun nicht wie ein Athlet oder Actionstar, sondern eher wie der sportliche Familienvater Mitte 50 von nebenan. Mit seiner Ehefrau und seinen vier Kindern lebt er in einem kleinen Haus, vor dessen Tür er die Flagge der USA gehisst hat. Auch der Alltag und das beschauliche Familienleben Brauns werden in "Stuntman" gezeigt. Der Film ist das Psychogramm eines Mannes, der aus dieser Idylle Tag für Tag zu den gefährlichsten Abenteuern aufbricht, so wie andere ins Büro gehen.

Der Raketenflug über den Snake River Canyon ist aber selbst für Braun eine Herausforderung. Als Kind traf er Evel Knievel persönlich, dessen im Stars-and-Stripes-Look lackierte Rakete zierte Brauns Brotbox in der Schule. Nun wird ein neues Modell genau dieser Rakete für Braun gebaut. In deren Rumpf wird Wasser auf mehrere hundert Grad erhitzt. Der entweichende Druck soll sie wie eine Kanonenkugel mit bis 800 Stundenkilometern in große Höhe und über den Canyon katapultieren.

"Stuntman" begleitet ihn bei den Vorbereitungen für den Sprung, von der Promotour und Suche nach einem TV-Partner bis hin zu einer Versammlung mit Anwohnern, die er von seinem Vorhaben überzeugen muss.

Vor dem Sprung schreibt der Stuntman seine letzten Worte auf eine Serviette

Seinen Optimismus verliert Braun trotz Rückschlägen dabei nie. Selbst als er einige Tage vor seiner Abreise nach Idaho seinen 17-jährigen Sohn bittet, im Falle seines Todes an seiner Stelle die drei Töchter zum Altar zu führen, wirkt er gefasst und gut gelaunt. Nur am Morgen des Stunts, beim letzten Kaffee vor dem Flug über den Canyon, bricht die Fassade des knallharten Stuntmans für einen kurzen Augenblick auf.

Im beeindruckendsten Moment des Films kritzelt er noch schnell ein paar letzte Worte an seine Familie auf die Serviette des Frühstücksrestaurants. Eine Träne rollt über sein Gesicht, hektisch fährt er sich durch die Haare. Die Todesgefahr wird auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer greifbar.

"Für mich sind Stuntleute das Rückgrat des Filmgeschäfts", sagt Dwayne "The Rock" Johnson gleich zu Beginn des Films. Auch in Zeiten von Computeranimationen und -tricks ist ihre Arbeit nach wie vor unverzichtbar. Mit der sehenswerten und spannenden Dokumentation setzt "The Rock" einem von ihnen nun ein Denkmal. Wer "Stuntman" gesehen und mit Eddie Braun gefiebert hat, wird die Actionszenen in Blockbustern künftig wohl mit anderen Augen betrachten.

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