In der vergangenen Woche hatte Anke Engelke gegen Joko Winterscheidt bei "Wer stiehlt mir die Show?" gewonnen und durfte nun am Dienstagabend moderieren. Doch Engelke moderierte nicht einfach nur, es war eine Demonstration, wie exzellente Fernsehunterhaltung aussehen kann. Die Show gewonnen hat trotzdem ein anderer Promi.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Ich will alles in meiner Macht Stehende tun, dass sich die Leute am nächsten Dienstag die Show von Anke Engelke angucken. Weil: Jakob und ich durften sehen, was sie dort darbietet und es war wie ein Lehrgang Entertainment." Es klingt zunächst wie die übliche Werbung, die jemand für die eigene Show eben machen muss, wenn er der Geschäftsführer der Produktionsfirma ist.

Aber das, was Thomas Schmitt da in der neuesten Folge von "Baywatch Berlin", dem gemeinsamen Podcast mit Klaas Heufer-Umlauf und Jakob Lundt, über die jüngste Ausgabe von "Wer stiehlt mir die Show?" erzählte, darf man ihm getrost abnehmen. Denn Schmitt ist zwar Geschäftsführer von Florida Entertainment und Freund von Joko Winterscheidt, vor allem aber liebt er Fernsehen und das glaubhaft.

Dementsprechend gibt es erst einmal keinen Grund zu zweifeln, wenn Schmitt weiter sagt: "Das, was Frau Engelke da macht, das macht so einen Spaß. Es gibt so wenige Leute in Deutschland im Fernsehen, die das rüberbringen." Mit einer Leichtigkeit und Schlagfertigkeit, "als hätte sie 30 Jahre nichts anderes gemacht, als große Shows zu moderieren", bemerkte Schmitt. Sein Fazit: "Wir haben da staunend gesessen."

Anke Engelke: "Hello Europe!"

Doch auch wenn es keinen Grund gibt, an der Echtheit von Schmitts Begeisterung zu zweifeln, kann man dennoch unterschiedlicher Meinung über Engelkes Leistung sein. Was also hat Engelke tatsächlich am Dienstagabend gemacht und ist Schmitts Euphorie gerechtfertigt? "Sie hat gesungen, sie hat getanzt, sie hat supergeile Gags gemacht", hatte Schmitt noch im Podcast angekündigt und, um es vorwegzunehmen: Er hatte in allen drei Punkte recht.

Denn Engelke macht aus "Wer stiehlt Anke Engelke die Show?" eine waschechte "Eurovision Song Contest"-Show mit allem Zipp und Zapp. Nach der obligatorischen Eurovisionshymne, einem ESC-Intro und kommentiert von ESC-Legende Peter Urban kommt Engelke im Abendkleid auf die Bühne, wird vom Publikum frenetisch und mit bunten Flaggen gefeiert – ganz so, wie es auch beim echten Song Contest abläuft. Dazu begrüßt Engelke die Zuschauer in verschiedenen Sprachen, ehe sie den ersten Auftritt des Abends anmoderiert: sich selbst.

Engelke sprintet von einer Bühne auf die andere, zaubert aus ihrem Outfit ein neues Kleid und singt zu Conchita Wursts 2014er Gewinner-Song "Rise Like a Phoenix" einen witzigen Diss-Track: "Joko Sonnenkönig, er lädt ein, er hält Hof. Doch im Team schätzt man ihn wenig, alle halten ihn für doof", singt Engelke über Winterscheidt, aber auch die anderen Promis bekommen ihr Fett weg: "Mark Forster ist ein Bluffer, denkt, die Brille macht ihn schlau", singt Engelke und geht dann nahtlos zu Riccardo Simonetti über: "Simonetti ist noch döffer, Haare super – Wissen mau."

Anke Engelke über Mark Forster: "Er ist eine Schande für dieses Quiz"

Die Gedissten schauen und hören mit großen Augen und Ohren zu bis Engelke zum Refrain anhebt. Dort heißt es dann nicht "Rise Like a Phoenix", sondern "Joko weiß eh nix. Mark und Riccardo sind so schlau wie zwei Kürbis’". Ein absolut gelungener Einstand, der nur noch davon getoppt wird, dass Conchita Wurst persönlich auf der Bühne erscheint und mit Engelke den Song mit Pauken und Trompeten zu Ende singt.

Thomas Schmitt, das kann man bereits nach den ersten Minuten sagen, hat nicht übertrieben und auch Winterscheidt und Co. zollen der Entertainerin Respekt: "Ich möchte mich an dieser Stelle, auch wenn es nicht meine Show ist, vor dir verneigen", erklärt Winterscheidt und auch Simonetti ist ergriffen: "Das war ja ein Diss-Track, aber mich hat der wirklich krass berührt." Dem kann sich Mark Forster nur anschließen: "Das war das Beste, was ich jemals hier gesehen habe auf dieser Bühne."

Es war in der Tat das sprichwörtliche große Kino, das Engelke hier geliefert hat. Aber nur Auftakt. Denn auch der restliche Abend ist gespickt mit witzigen Einfällen zum Thema ESC. Um den aktuellen Punktestand zu verkünden, nimmt sich Engelke etwa kurz selbst auf und schlüpft dann in die Rolle der Repräsentantin eines Landes, um die Punktevergabe beim ESC nachzustellen. Und so lobt sie dann als Vertreterin Polens erst die Show und sagt dann: "Leider sind wir sehr entsetzt, dass Mark so unglaublich wenig weiß. Er ist eine Schande für dieses Quiz."

Kleiner Applaus für Mark Forster, großer Applaus für Anke Engelke

Der Sohn einer polnischen Mutter nimmt diesen Seitenhieb mit sehr viel Humor, aber es ist einfach nicht Forsters Abend. Nicht nur, dass er als Erster rausfliegt, er wird zuvor auch noch Zielscheibe von Engelkes Running Gag. Bei einer Mathematik-Frage weiß Forster nämlich als Einziger nicht, wie groß die Innenwinkelsumme eines Dreiecks ist. Forster rechnet mit drei 45-Grad-Winkeln, kommt also auf 135 Grad. Alle anderen haben dagegen mit 180 Grad die richtige Antwort und bekommen jeweils einen Punkt.

"Aber er hat 3 mal 45 richtig ausgerechnet", gibt Winterscheidt Engelke zu bedenken und auch Forster findet: "Dafür muss es irgendwas für geben." Und Engelke erhört ihn: "Dafür gibt es einen kleinen Applaus", sagt Engelke und klatscht genau einmal in die Hände. Das gefällt Engelke so gut, dass sie sofort das Publikum einbindet, was den Spaß nachmacht. "Das hab’ ich noch nie gemacht. Wie lustig ist das denn?", freut sich Engelke und fortan bekommt Forster bei jeder falschen Antwort einen kleinen Applaus – zu Forsters Leidwesen: "Jedes Mal tut’s weh im Herzen."

Er wird’s verschmerzen, denn auch Forster ist Liebhaber guter Unterhaltung und davon gab es an diesem Abend mehr als genug. Engelke war witzig, schlagfertig, spontan, professionell, beschwingt, unterhaltsam, kurz: in ihrem Element. Da ist es fast egal, dass sie im Finale gegen Joko Winterscheidt verliert, denn zuvor hat Engelke bereits allen die Show gestohlen. Und so kann auch Winterscheidt am Ende anerkennen: "Das war das Wahnsinnigste, was diese Show jemals gesehen hat." Und Thomas Schmitt wird dem sicher nicht widersprechen.

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