"Wir nehmen uns gnadenlos aufs Korn": Star-Koch Frank Rosin erklärt im Interview mit unserer Redaktion, warum er sich mit seinen "Roadtrip Amerika"-Kollegen Ali Güngörmüş und Alexander Kumptner so gut versteht.
Frank Rosin,
Herr
Frank Rosin: Bereits der erste Roadtrip war ein großes Abenteuer und ein großes Learning – mit einem positiven Ausgang. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass dieses Erlebnis nicht zu toppen sein würde. Doch wie wir nun feststellen durften, war die zweite Reise noch intensiver als die erste. Die lange, gemeinsame Zeit hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Das ist etwas ganz Besonderes.
Mussten Sie sich groß überwinden oder sind Sie grundsätzlich ein Camping-Fan?
Ich persönlich bin schon beim ersten Roadtrip relativ naiv an die Sache herangegangen. Ich habe gedacht, dass so ein Camping-Trip eine schöne und lustige Angelegenheit sein würde. Doch ich wurde schnell eines Besseren belehrt: Es ist schon eine große Herausforderung, tagtäglich zu dritt auf einem kleinen Raum zu leben. Da braucht man schon eine große Dehnungsfuge.
"Roadtrip Amerika" geht in die zweite Runde
In einer Pressemitteilung zu "Roadtrip Amerika 2" wird Ali Güngörmüş mit den Worten "Frank, Alex, Ali und USA – Das ist wie nach Hause kommen" zitiert. Gilt das für Sie umso mehr, wenn man bedenkt, dass Sie mal ein halbes Jahr lang in den USA gelebt haben?
Ich glaube, dass dieses "nach Hause kommen" als ein Synonym für "Wohlfühlen" zu verstehen ist. Wir bewegen uns da schon innerhalb einer gewissen Komfortzone. In jedem Fall denke ich in den verschiedensten Momenten des Tages an die Zeit zurück – insbesondere dann, wenn man sich zum Beispiel Serien anschaut. Ich habe gerade "Yellowstone" gesehen, eine Serie, die vor allem in Texas spielt. Wir waren persönlich vor Ort und haben das Leben dort wirklich miterleben dürfen. Also wie lebt man mit 15.000 Rindern auf einer Ranch zusammen? Wie gestaltet sich das Leben eines Cowboys?
Wurde eine zweite Staffel abgedreht, weil ein paar Folgen nicht ausreichen, um ein realistisches Bild von dieser großen Nation zu transportieren?
Amerika hat 50 Staaten und steht für eine riesengroße Kulturvielfalt, die sich in den verschiedenen Regionen extrem darstellt. Das wird einem erst dann bewusst, wenn man wirklich mal vom Westen in den Osten und dann bis in den Süden reist. Der Facettenreichtum der USA ist faszinierend. So wie man die Welt gerade aus der Metaebene sieht, ist es für die Zukunft schon wichtig, viele Dinge auch zu begreifen.
Als wie gespalten haben Sie die amerikanische Bevölkerung wahrgenommen?
Eine politische Meinung habe ich mir in der Zeit, in der wir in Amerika unterwegs waren, nicht gebildet. Und ich glaube, dass man Kommentare zu politischen Entscheidungen nur abgeben sollte, wenn man in dem Land lebt, in dem die jeweiligen Entscheidungen getroffen worden sind. Die Menschen, die dort leben, gestalten ihren Alltag in Amerika, daher kennen wir auch ihren Blick auf die Dinge nicht. Wir können das Leben nicht durch ihre Augen betrachten. Demzufolge möchte ich es auch nicht beurteilen.
Die Kulinarik der USA
Sehr wohl können Sie als Profikoch, der über einen längeren Zeitraum vor Ort war, aber die kulinarischen Entwicklungen in den USA beurteilen. Wie Fast-Food-lastig waren die Erfahrungen, die Sie sammeln konnten?
Das muss man schon divers betrachten. Sicherlich gibt es in den Metropolen, etwa in New York, ein großes kulinarisches Angebot. Allerdings sind die vergangenen vier Jahre mit dem Lockdown nicht spurlos an den USA vorbeigegangen. Die Krise macht sich dort extremst bemerkbar. Massenweise mussten Restaurants schließen. Die Amerikaner haben – genauso wie wir auch – nach wie vor große Probleme diesbezüglich. Alleine schon aus kulinarischen Gründen könnte ich in den USA nicht leben. Je mehr man ins Landesinnere fährt, umso mehr trifft das zu, was diesem großen Land nachgesagt wird: nämlich, dass die Menschen ernährungsideologisch sehr großen Raubbau an sich betreiben.
Gibt es Ausnahmen von der Regel? Sind Sie mit Momenten in Berührung gekommen, in denen sogar Sie als erfahrener Profikoch noch etwas lernen konnten?
Ja, diese Momente gab es auch. Zum Beispiel haben wir einen mexikanischen Gastronomen besucht, der einen Foodtruck betreibt. Dieser positiv-verrückte Mann hat sich seinen Traum erfüllt und bei ihm haben wir unfassbar gut gegessen. Er servierte uns das Beste, was wir in diesen viereinhalb Wochen zu uns genommen haben.
Welches Erlebnis über die Kulinarik hinaus hat Ihnen diesen Amerika-Trip besonders versüßen können?
Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllen dürfen, denn ich war mit den Jungs in Memphis im Sun Studio. Für jeden Musiker ist das ein ganz besonderer Ort, an dem unter anderem Elvis Presley seinen ersten Song aufgenommen hat – zum Geburtstag seiner Mutter. Auch die großen Countrystars haben in diesem Musikstudio ihre Karriere begonnen. Da ich ja privat Musik mache, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, mit meinem Produktionskollegen Jackson Bellina in dieses Studio zu gehen. Er ist extra angereist, um mit Ali, Alex und mir in diesem legendären Studio einen gemeinsamen Song aufzunehmen. Dieser wird bald sogar veröffentlicht.
Sind die beiden im Tonstudio denn annähernd so begabt wie am Herd?
Ich würde es einmal so ausdrücken: Dank der Technik haben wir viel erreicht (lacht).
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Mit einem der beiden sind Sie aktuell auch in der Sendung "Rosin vs. Kumptner – Das Duell" (läuft ebenfalls bei Kabel Eins) zu sehen. Kristallisiert sich da aktuell ein neues Koch-Duo à la Johann Lafer & Horst Lichter heraus?
Diese Frage haben wir uns auch schon gestellt. Wenn wir beide etwas zusammen machen, dann gibt es eine besondere und nicht planbare Harmonie und Dynamik. Diese kann man nicht erfinden. Und daraus ergibt sich wiederum ein gewisser erzählerischer Flow. "Rosin vs. Kumptner" ist jedenfalls erfolgreich gestartet. Diese Resonanz macht uns natürlich glücklich. Uns beiden ist es wichtig, nichts Verkrampftes zu kreieren. Wir wissen, dass wir da was haben – und damit wollen wir sorgfältig umgehen.
Auch auf die Gefahr hin, mit der folgenden Frage die Harmonie zwischen Ihnen beiden zunichtezumachen: Wir haben Alexander Kumptner in einem anderen Interview darum gebeten, uns eine Frage zu übermitteln, die wir Ihnen stellen sollen. Wollen Sie sie hören?
Da bleibt mir jetzt wohl nichts anderes übrig …
Herr Kumptner hat uns gesagt: Fragen Sie Frank Rosin doch mal nach seiner zweiten und dritten Zehe …
Ach so, darauf spielt er an. Das ist wirklich eine sehr, sehr lustige Geschichte. Ich habe zwei zusammengewachsene Zehen. Während unseres Roadtrips haben wir uns darüber sowas von kaputt gelacht. Eine der Fragen, die mir gestellt wurden, lautete: "Sag' mal, Frank, wie machst du das eigentlich, wenn du duschen gehst? Machst du deine Zehen dann mit Zahnseide sauber?" Genau das macht unsere Beziehung aus: Wir nehmen uns gnadenlos aufs Korn.
Ich gebe Ihnen nun die Gelegenheit für einen direkten Konter: Was zeichnet Ihre Kollegen Alex und Ali besonders aus?
Dass sie nicht ohne mich können (lacht).
Der Punkt geht an Sie. Nun aber Spaß beiseite. Bei "Rosin vs. Kumptner" haben Sie einen Satz gesagt, der zum Nachdenken anregt: "Die Branche meines Lebens, die Gastronomie, ist in einer beängstigenden Lage." Was muss sich hier ändern?
Es ist ja kein Geheimnis, dass sich unsere Gesellschaft in einer schwierigen Lage befindet. Wir müssen eine gewisse Form der Lebensrealität wiederfinden. Zudem müssen wir wissen, wie man Leistung definiert, kreiert und wie sie bezahlt wird. Nur dann kann sich unser Wirtschaftsstandort und unser soziales Leben vielleicht wieder erholen. Das sind die ganz wichtigen Fragen, für deren Beantwortung es meiner Meinung nach einen gewissen Lebensrealismus braucht. Unser früherer Bundespräsident Joachim Gauck hat einmal eine Rede gehalten und gesagt: "Es muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen." Diesen Satz finde ich gut.
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