Die 70. Berlinale wurde am Donnerstag eröffnet - mit dem Film "My Salinger Year", in dem Sigourney Weaver brilliert.

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Mit Ridley Scotts "Alien" hat Sigourney Weaver Filmgeschichte geschrieben. Am Donnerstag eröffnete sie mit "My Salinger Year" die 70. Berlinale. Weaver spielt in der Coming-of-Age-Story von Joanna Rakoff (Margaret Qualley) die Chefin der ältesten Literaturagentur von J. D. Salinger.

Als Kinobesucher spürt man förmlich den Geist vergangener Zeiten, als Agatha Christie und F. Scott Fitzgerald ihr literarisches Zuhause in der Agentur fanden. Die Chefin ist altmodisch. Computern misstraut sie. Es herrscht eine Kleiderordnung und klare Hierarchie. Wer etwas erreichen möchte, muss sich klassisch hocharbeiten.

So auch Joanna, die heimlich davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Doch stattdessen beantwortet sie auf einer alten Schreibmaschine Fanpost, tippt Diktate ab und wenn sie Glück hat, klingelt das Telefon und J.D. Salinger (Tim Post) ruft an.

Qualley - übrigens die Tochter der Schauspielerin Andy McDowell - mimt das naive Mädchen, das nach und nach an Selbstsicherheit gewinnt und nach und nach ihren eigenen Weg findet. Genau hier zeigt sich die Leinwandpräsenz von Hollywoodstar Sigourney Weaver. Obwohl Weaver sehr reduziert spielt, Qualley neben ihr klein und unerfahren. Genau hier könnte sich ein Zauber entfalten.

Denn während Weaver die weiche Seite der Chefin durchscheinen lässt, mimt McDowell die selbstbewusste Frau. Doch leider hat vor allem das Kostümbild einen großen Anteil an der emotionalen Reise, die ihre Joanna durchmacht. Denn wer Businesskleidung trägt, sieht einfach tougher aus als ein Mädchen in Jeansjacke.

Weaver mag Birkenstocksandalen und Falardeau kreiert ein modernes Märchen

Anders bei Weaver, die für ihre Rolle auch mal ungeschminkt zu sehen ist und auch mal Birkenstocksandalen (!) trägt, die ihre Rolle präzise in "My Salinger Year" ausfüllt. In der Pressekonferenz gesteht sie, wie gerne sie die bequemen Schuhe getragen habe.

Ihre Rolle ergab sich wie von selbst, denn allein die Vorstellung, eine Agentin von J.D. Salinger zu spielen, habe ihr geholfen, ihre Rolle zu spielen. Um Joannas Veränderung besser verstehen zu können, hatte Regisseur Philippe Falardeau Salingers berühmtestes Werk, "Fänger im Roggen" nicht gelesen, bevor es seine Filmfigur tat. Leider traf Falardeau einige Fehlentscheidungen, denn er kreiert ein modernes Märchen.

Weaver ist gut gelaunt bei der Pressekonferenz, lobt das Team und wie der Regisseur allen bei ihrer Arbeit vertraute. Als eine Journalistin fragt, wofür sie sich frei nach J.D. Salinger täglich 15 Minuten Zeit nehme, erklärt Weaver: "Das habe ich mir fest vorgenommen." Ihr Ehemann habe ihr eine Liste von Autoren gegeben, die sie lesen solle. Na wenn da nicht das nächste Drehbuch dazwischenkommt …

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