Wissen Sie, welcher Sender seit diesem Jahr die Spiele der National Football League überträgt? Nein? Dann haben Sie offenbar nicht die jüngste Ausgabe von "Denn sie wissen nicht, was passiert" gesehen. Denn dort machte RTL am Samstagabend unangenehm übertrieben Werbung für die Übertragung der NFL-Spiele im eigenen Haus. Das Traurige: Das war fast schon das Aufregendste an dieser Ausgabe.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wichtig ist, was hinten rauskommt. Am Ende kackt die Ente. Das Beste kommt zum Schluss. Wenn es nach deutschen Sprichwörtern geht, dann ist es gar nicht so wichtig, wie eine Sache anfängt, sondern nur, wie sie ausgeht. Das mag bei Angelegenheiten wie Fußballspielen oder Wettrennen gelten, bei einer Sache verhält es sich allerdings umgekehrt: Samstagabend-TV-Shows.

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Denn wenn sich hier nicht zügig genug irgendeine Art von Unterhaltung einstellt, ist er weg, der Zuschauer. Das gilt insbesondere für Shows, die sich eine XL-Sendezeit gönnen, derzeit also "Schlag den Star" oder "Denn sie wissen nicht, was passiert". Da kann man nicht bis nach Mitternacht warten, bis irgendetwas Unterhaltsames geschieht und das weiß man bei RTL natürlich auch. Umso mehr verwundert es, dass sich "Denn sie wissen nicht, was passiert" am Samstagabend sehr viel Zeit ließ mit der Unterhaltung. Sehr, sehr viel.

Dabei geht es zunächst zügig los. Kurz nachdem ein Trupp Cheerleader die Zuschauer zur Begrüßung mit ihren Pompons angewedelt hat, wird schnell per beschriftetem Football geklärt, wer diesmal mit wem und gegen wen spielt. Das Ergebnis: Günther Jauch moderiert, Barbara Schöneberger spielt mit Thomas Gottschalk gegen die beiden Moderatoren Jan Köppen und Palina Rojinski. Doch kaum ist das geklärt, geht sie los, die große Langeweile.

Jauch: "Hauptgewinn im Senioren-Zentrum"

Beim ersten Spiel werden zwei Limbo-Stangen aufgestellt. Die Promis sollen sich nun die Position der Stangen merken, dann setzen sie sich eine "Sieht-Nix-Brille" auf und versuchen, blind unter der Limbo-Stange hindurch zu laufen. Vier Promis, vier Brillen, eine Linie und zwei Stangen – eigentlich ein recht simples Konzept, doch es dauert gut zehn Minuten, bis alle die Regeln verstanden haben.

Verstanden, wohlgemerkt, denn in der Praxis hält sich dann niemand daran. Jan Köppen wirft sich auf den Boden und robbt zur Stange, Thomas Gottschalk tanzt den Limbo statt nach hinten nach vorne gebeugt und Kommentator Thorsten Schorn ist bei dieser Regeltreue verschwenderisch wohlwollend. Das ist auch eigentlich in Ordnung, schließlich sind wir hier nicht bei Olympia, sondern in einer Unterhaltungsshow, aber Spannung kommt so nicht auf.

Aber wahrscheinlich ist das sogar zu vernachlässigen, denn so richtig in Fahrt kommt die Show mit einem Limbo-Spiel auch so nicht, was auch den Promis selbst auffällt: "Entschuldigung, im Senioren-Zentrum wär das der Hauptgewinn gewesen", nimmt Jauch die Limbo-Einlage Gottschalks vor dem Publikum in Schutz und Barbara Schöneberger urteilt beim Anblick der Wiederholung über ihre eigene Leistung: "Geriatrie-Limbo."

Nicht enden wollende Eigenwerbung

Nein, mit Unterhaltung hatte das wenig zu tun, was leider auch für die Spiele der folgenden Stunden gilt. Städte anhand von Bildern erkennen, Tiere, die das Publikum vormacht, erraten, Schaumstoffschnitzel aus einem Schaumstoffschnitzel-Bad fischen, Karaoke singen, einen Besen aufstellen und Plüschschäfchen zählen – das gab's bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" schon einmal wesentlich origineller.

Aber vielleicht musste die Redaktion der Show ihre ganze Kreativität ja auch in ein ganz anderes Projekt stecken. Nämlich in die Frage, wie man die Übertragung der National Football League (NFL), die seit dieser Saison bei RTL liegt, irgendwie in der Sendung erwähnt. Ein zunächst unauffälliger Einfall, in das Thema einzuführen, war da die Idee mit den Cheerleadern und der Einsatz des kleinen Footballs zu Beginn. Doch offenbar war das für die Redaktion als Werbeidee zu subtil.

Also hat man sich ein Spiel mit Hundewelpen ausgedacht, die auf einem kleinen Footballfeld mit Bällen herumtollen sollen. Dafür wurde extra Jana Wosnitza, die bei RTL die NFL-Übertragung moderiert, ins Studio gebeten. Angeblich als Schiedsrichterin, wohl eher aber, um das Gesicht der NFL-Show zu zeigen. Dazu hatte man auf dem Spielfeld noch die Uhrzeit des Sendetermins geschrieben und wer das tatsächlich übersehen sollte, den macht Jochen Schorn noch dreimal auf den Termin aufmerksam.

Was war mit Thomas Gottschalk los?

Da fühlt man sich als Zuschauer in der ohnehin nicht gerade an Werbepausen armen Show ein wenig missbraucht und auch Barbara Schöneberger scheint diese übertriebene Werbe-Umtriebigkeit aufgefallen zu sein. Bei einem Quiz stellt Günther Jauch die Frage nach dem NFL-Draft, also der Veranstaltung, bei der die amerikanischen Football-Vereine ihre Nachwuchsspieler rekrutieren, und Barbara Schöneberger bemerkt dazu ironisch: "Toll, wie wir das untergebracht haben. Läuft NFL nicht bei RTL?"

Übertriebene Eigenwerbung, lange Regeldiskussionen und mehr oder weniger olle Anekdoten aus dem Leben der Promis – das war eine der schwächeren Ausgaben von "Denn sie wissen nicht, was passiert". Hinzu kommt diesmal ein seltsam teilnahmsloser Thomas Gottschalk. Gottschalk, sonst nie um einen lockeren Spruch verlegen, tritt kaum in Erscheinung, und wenn doch, dann eher so: "Ich hab das Spiel immer noch nicht kapiert", erklärt Gottschalk etwa mitten im Schäfchen-zähl-Spiel.

Da ist der Zuschauer eigentlich bessere Unterhaltung bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" gewohnt. Schöneberger offenbar auch, denn bei einem Quiz, bei dem die Promis vor der Antwort erst Buzzer auf dem Rücken ihrer Gegner drücken müssen, fragt die Moderatorin in ihrer seltsamen Buzzer-Montur: "Wo sind Hundewelpen, wenn man sie braucht?" Am Ende lohnt sich der Abend für die Zuschauer, für die Jan Köppen und Palina Rojinski angetreten sind, zumindest finanziell. Denn die beiden erspielen für ihr Team im Finale 20.000 Euro.

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