RTL machte am Freitagabend erneut die Sprungtürme auf: Über 20 "Promis", die man bei Gott nicht alle kennen musste, stürzten sich im Berliner Europasportpark in die Fluten – darunter auch Fabian Hambüchen. Und es dauerte lang.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das satirische Minutenprotokoll:

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20:19 Uhr: Laura Wontorra, Jan Köppen und Frank Buschmann eröffnen als Moderatoren den Reigen in der ausverkauften Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark Berlin. Man kann sie kaum hören, weil das Publikum so einen Krach macht. Wontorra trägt einen blauen Bademantel.

20:24 Uhr: Valentin Lusin, Profitänzer und "Let’s dance"-Protagonist, muss den Anfang machen. Er habe sein Schatzi beim Tanzen kennengelernt, erzählt er. So süß! Turmspringen sei etwas komplett anderes als Tanzen, sagt dann sein resolutes Schatzi. Es wird erstaunlich viel gelabert. Aja, die Chose dauert ja auch bis morgen. Alter, spring endlich! Lusin, in dessen Badehose man alle Farben dieser Welt erkennt, springt einen gehockten Kopfsprung. Sehr schräg. 50 Punkte. Hammer, er führt!

Mit Plauze keine roten Arschbacken

20:33 Uhr: Ex-Kunstturner Philipp Boy darf jetzt ran. Er ist Sieger des ersten "RTL Turmspringen", sieht auch aus wie ein Turmspring-Streber und wirft sich vom 10-Meter-Turm. Dear Boy, der Mann hat nur Muckis und kein Gramm Fett. Sehr unsympathisch, der nächste, bitte! Boy springt im Handstand weg, präsentiert ein paar gestreckte Salti, überdreht vor dem Eintauchen und bringt Farbe auf seine Arschbacken. Mit einer bremsenden Plauze wäre das alles nicht passiert. 58,50 Punkte.

21:00 Uhr: Die korpulente, sympathische und ziemlich gesprächige Zoe Flindris – einst Eiskunstläuferin, heute Curvy-Model – ist jetzt an der Reihe. Es soll Leute geben, die sie aus der Werbung für Damenbinden kennen. Sie zeigt vom 3-Meter-Brett einen Kopfsprung vorwärts gehockt und nimmt die Hocke leider mit ins Wasser. Daher nur 23,25 Punkte. "Es war der schönste Sprung aller Zeiten", sagt sie erstaunlicherweise.

Vom Kopulationsformat auf den Turm

21:18 Uhr: Ah, ein Zico Banach darf sich jetzt in die Fluten stürzen. Der 32-jährige war bereits Dritter bei der "Bachelorette" und konnte auch in anderen Kopulationsformaten schon punkten. Formidabel! Ich war schon mal Zweiter eines Pflanzenbestimmungswettbewerbs in einem meckpommer Zementwerk. Was wohl Brasiliens Edelkicker Zico heute so macht? Banach zeigt einen Kopfsprung vorwärts gehockt. 52,50 Punkte.

21:27 Uhr: "Ich bin eine echte Reality-Ikone", sagt Sam Dylan im Vorfeld seines Sprungs. Er sei auch noch immer auf der Suche nach seinem Naturtalent und habe Angst, ein Ei zu verlieren, informiert er uns noch. Dylan trägt einen Skirennanzug, was nicht normal ist, verliert auf dem 3-Meter-Brett das Gleichgewicht und plumpst ungelenk ins Wasser. Immerhin ohne Nasezuhalten! 0 Punkte.

21:40 Uhr: René Casselly taucht jetzt auf. Ist das der Schlagerbarde? Ah, nein, der heißt Ramon Roselly. Casselly ist Zirkus-Artist und "Ninja Warrior Germany", was auch immer das ist. Vielleicht kann er super mit Wurfsternen und Nunchakus umgehen. Brauchst du heute ständig im Leben. Sein Zirkuskörper ist jedenfalls 1A und von oben bis unten zerlegt. Er springt vom 10-Meter-Turm und macht ungefähr 28 gehockte Salti. Grandios! Satte 117 Punkte für den Sprung, einen halben für die Sympathie.

Hambüchen performt erstklassig

22:06 Uhr: Aurelia Lamprecht nahm ebenso bereits an verschiedenen Reality-Formaten teil und ist – wird man ja automatisch nach zweieinhalb Teilnahmen an Reality-Chosen – natürlich auch Influencerin. Sie habe Angst, dass irgendwas beim Sprung aufplatzen könnte, ist aber beruhigt, dass es wahrscheinlich kein Hoden sein wird. Lamprecht landet bei ihrem Kopfsprung auf dem Rücken. Er ist knapp nicht geplatzt. 12 Punkte.

Nico Legat und Thorsten Legat
Auch Thorsten Legat (r.) trat mit seinem Sohn Nico Legat beim "RTL-Turmspringen" an. © RTL / Markus Nass

22:25 Uhr: Als Letzter schiebt sich jetzt Fabian Hambüchen in die Berliner Schwimmhalle. Der ehemalige Kunstturner hat nach wie vor die Figur einer Massivholzkommode und konnte das letzte "RTL Turmspringen" für sich entscheiden. Die Technik beim Turmspringen sei ein bisschen anders als beim Kunsturnen, erklärt er uns. Kann er uns also nur 36 gehockte Auerbachsalti zeigen, oder wie? Die sahen aber passabel aus. 86,75 Punkte.

22:36 Uhr: Der Stand nach dem Grunddurchgang: Rene Casselly führt vor Fabian Hambüchen und Phillip Boy. Aurelia Lamprecht und Plumpserkönig Sam Dylan, der sich seine Gage schon abgeholt hat, scheiden aus.

Zweiter Bewerb: Synchronspringen

22:33 Uhr: Der zweite Bewerb, das Synchronspringen, startet jetzt. Nachdem Buschmann Moderator-Kollegen Köppen "Trottel" genannt hat, legen Ada Theilken und Benni Grams los, zwei Ninja-Warriors mit unangenehm guter Laune. Ihr Sprung vom 5-Meter-Brett, ein Kopfsprung rückwärts, war ganz okay. 57 Punkte.

23:07 Uhr: Für viele das Highlight des Abends: Ex-Kicker Thorsten Legat, durch dessen Hoden einst ein Riss ging, springt wieder Turm. Und zwar mit seinem Sohn Nico. "Ich pass auf, dass er mit beiden Hoden wieder nach Hause kommt", so der Sohnemann, der einst beim Jahrhundertformat "Temptation Island" vor einem Millionenpublikum fremdging. Einer der Moderatoren kündigt die Legats mit den Worten "Der Fremdbumser und der mit einem Ei" an. Eine hodenlose Frechheit! 67,50 Punkte.

23:34 Uhr: Die Chose beginnt mächtig langweilig zu werden. Nicht nur, weil Thorsten Legats Hoden immer wieder ins Spiel gebracht wird. Erkenntnis: Man kann mit drei Bleistiften eigentlich ganz gut Mikado spielen.

"Ich bin schon ein Gewinnertyp"

23:41 Uhr: Die "Reality TV"-Granaten Paco Herb und Zico Banach präsentieren nun stolz ihre bemalten Körper. "Wie hieß deine Staffelabschnittsgefährtin?", will die Stimme aus dem Off von "Love Island"-Teilnehmer Herb wissen. Der war gut! "Ich bin schon ein Gewinnertyp", eröffnet uns Herb noch. Klar, Selbstzweifel schwächen einen nur. Der gestreckte Salto rückwärts der Gewinnertypen: durchwachsen!

00:20 Uhr: Nachdem im Grunddurchgang primär gelabert wurde, drückt man im Semifinale plötzlich aufs Gaspedal. Man kommt kaum mehr mit und kann auch nicht einmal mehr Mikado spielen. Das Positive am Semifinale: Die Finalisten stehen danach fest, was ja nicht nichts ist. Im Einzel sind dies René Casselly, Fabian Hambüchen und Philipp Boy, im Synchronspringen Ada Theilken und Benni Grams, die Legats sowie Zico Banach und Paco Herb.

Der Gewinnertyp verbockt das Finale

00:47 Uhr: Uff, irgendwo hat gerade ein Hahn gekräht. Mit dem Synchronspringen geht’s los, alle zuvor erlangten Punkte wurden genullt. Zico Banach und Paco Herb eröffnen das Synchronfinale. Gewinnertyp Herb verbockt den Sprung total, weshalb die beiden Komiker mit den Ganzkörpercomics auch nur 0 Punkte von den Wertungsrichtern einfahren.

00:49 Uhr: Die Legats müssen nun ran. Nico plant, heute mal nicht zur Seite zu springen. Er und sein Vater jumpen wirklich halbwegs gerade nach vorn und einigermaßen synchron eineinhalb gehockte Salti vorwärts vom 7,5-Meter-Turm. Das Eintauchen? Suboptimal. Daher nur 40,25 Punkte.

00:52 Uhr: Aida Theilken und Benni Grams, die aus dem Handstand einen Auerbachkopfsprung vom 10-Meter-Turm zeigen, holen sich den Titel im Synchronspringen. "Nice", sagt Grams zum gefühlt 28 Mal. Uff, weiter, bitte! Müde!

Einzel-Finale kurz vor dem Halbschlaf

00:56 Uhr: Phillip Boy reißt uns kurz aus dem Halbschlaf und zeigt vom 10-Meter-Turm einen gehechteten Doppelsalto vorwärts mit halber Schraube. Im Internet stößt man auf die Seite "Fünf Tipps gegen Müdigkeit". Der fünfte Tipp ist großartig: "Ein Nickerchen halten!". Danke! 85 Punkte.

00:58 Uhr: Fabian Hambüchen, die 163 Zentimeter hohe Kommode aus Bergisch Gladbach, muss jetzt einen drauflegen, will sie den Zirkusclown René Casselly schlagen. Seine zweieinhalb Salti mit zwei Schrauben vom 10-Meter-Turm sind nicht das Gelbe vom Ei. 108 Punkte. Er hat die Tür für Casselly weit aufgemacht.

01:00 Uhr: "Philipp und Fabian haben leicht geschwächelt, das werde ich jetzt eiskalt ausnützen", so der unterdurchschnittlich sympathische Casselly, der am Ende eines sehr langen Abends einen guten, aber keineswegs herausragenden Sprung liefert. 126 Punkte. René Cassely gewinnt das "RTL Turmspringen 2023".

01:02 Uhr: Dieses harte Stück Abend kann nur mit einer Frage an RTL enden: Wie zur Hölle kann man ein Format derart aufblasen?

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