Wie lebt es sich mit Hartz IV? Um dies herauszufinden, schickt RTL II das Millionärs-Ehepaar Andrea und Karl-Heinz von Sayn-Wittgenstein nach Köln-Zollstock in eine karge Wohnung. Während das einfache Leben den Adeligen allerhand Probleme bereitet, hat das Sozial-Experiment einen faden Beigeschmack.
Jens Spahn hatte im vergangenen Monat für große Aufregung gesorgt, als er sagte, dass Hartz-IV-Empfänger alles Nötige zum Leben hätten. "Hartz IV bedeutet nicht Armut", erklärte der CDU-Politiker und fand sich sofort im Zentrum eines Shitstorms wieder.
Politiker, Verbände und nicht zuletzt Hartz-IV-Empfänger übten deutliche Kritik an der Aussage des neuen Gesundheitsministers.
Nicht wenige hätten es
Da der Politiker derzeit aber mit anderen Dingen beschäftigt sein dürfte, schickte RTL II das Fürstenpaar Andrea Johanna und Karl-Heinz von Sayn-Wittgenstein für einen Monat auf Sparkurs.
Das Ehepaar residiert für gewöhnlich auf Mallorca in der Villa Colani, einem mit Gold ausgekleideten Prunkbau mit fünf Bädern, Bediensteten und einer stattlichen Kunstsammlung.
Vor allem mit Immobilien machte
Offenbar sind die Multimillionäre mit ihrem Luxusleben aber nicht ausgelastet, denn statt ihren Reichtum still zu genießen, zieht es die von Sayn-Wittgensteins immer wieder ins Reality-TV. So auch diesmal, für das neue, vierteilige RTL-II-Experiment "Promis auf Hartz IV", das am Montagabend anlief.
Der Fürst und die Probleme mit dem Koffer
"Das Leben besteht für mich aus Lernen. Und ich will wissen, wie Menschen leben, die auf Hartz IV sind", erläuterte der 61 Jahre alte Fürst auf seiner Abschiedsparty seinen löblichen Ansatz. Gesagt, getan. Kreditkarten, Bargeld, Smartphones, Zigaretten, alles musste abgegeben werden. Die geliebten Katzen blieben bei der Haushälterin zurück.
Und schon bei der Abreise deutete sich an, dass die nächsten vier Wochen anstrengend werden würden. Denn der Fürst tat sich deutlich schwer dabei, seinen Rollkoffer zum Auto zu ziehen. Schließlich macht das sonst das Personal.
Der Schnitt nach Köln-Zollstock ist hart. Hier wohnt das adelige Ehepaar für die nächsten Wochen, in ihren grellbunten Edel-Klamotten wirken die Adeligen wie Fremdkörper.
Immerhin konnte Andrea ihren Mann im letzten Moment noch daran hindern, die vergoldeten Schuhe mit grün blinkender Sohle für den Hartz-IV-Ausflug einzupacken.
Die von Sayn-Wittgensteins fallen schließlich schon alleine durch ihr Verhalten genug auf. "Wie schaut denn das Opel-Zeichen aus?", fragt Andrea, als die beiden auf der Suche nach dem bereitgestellten Auto sind.
Nachdem der Wagen gefunden ist, brauchen beide mehrere Anläufe, um den Kofferraum zu öffnen. Wahrscheinlich macht das sonst auch das Personal.
Adelige Schwarzfahrer
Die weitere Handlung ist absehbar, ein Kulturschock jagt den nächsten. Die Fürsten-Gattin klemmt sich beim Aufschlagen der Feldbetten in der kargen 60-Quadratmeter-Wohung einen Finger ein und scheint einem Nervenzusammenbruch nahe.
Die beiden scheitern daran, ein Ticket für die Straßenbahn zu kaufen und fahren schwarz.
Beim Einkauf im Sozial-Möbelhaus treten die von Sayn-Wittgensteins mit dem Selbstverständnis von Multimillionären auf und lassen das Personal spüren, wer dem Hochadel angehört.
Das angebliche Sozial-Experiment hat durchaus einen faden Beigeschmack. Für das Millionärs-Ehepaar mag es ein aufregendes Abenteuer sein, von 521 Euro vier Wochen lang zu leben oder eine Wohnung für 1.200 Euro einzurichten.
Allerdings kehren die von Sayn-Wittgensteins in absehbarer Zeit auch wieder in ihre Villa mit den vergoldeten Wasserhähnen zurück. Für Millionen Menschen in Deutschland gibt es aber keinen Ausweg aus der ewigen Geldknappheit.
Ein Muss für die Fürstin: Stilvolle Einrichtung trotz Hartz IV
Allzu viel Verständnis scheinen die von Sayn-Wittgensteins für Menschen, die - aus unterschiedlichen Gründen - von Hartz IV leben, nicht zu haben. "Auch wenn man Hartz-IV-Empfänger ist, kann man seinen Stil bewahren", stellt die Fürstin beim Einrichten der Wohnung klar und übersieht, dass diese Menschen andere Sorgen haben dürften.
Auch Karl-Heinz von Sayn-Wittgenstein erklärte bereits, dass seine Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Empfängern durch das TV-Experiment eher bestätigt als widerlegt worden seien.
Ähnlich wie bei den Aussagen von Jens Spahn dürfte hierbei die eine oder andere Faust in der Tasche geballt worden sein.
Die Diskussionen, ob Hartz IV nun zum Leben reicht oder nicht, wird sicherlich in den nächsten Monaten und Jahren weitergehen. Der Ausgang ist ungewiss. Fest steht aber, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter öffnet. Wer das nicht glaubt, muss nur an den nächsten Montagen RTL II einschalten.
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