Olli Dittrich ist der personifizierte Durchschnitt. Seit Jahren beweist er in seiner Paraderolle "Dittsche", dass ihm die Rolle des kleinen Mannes liegt. Auch im Kinofilm "König von Deutschland" bleibt er sich treu und spielt den Max Mustermann schlechthin. Kann da überhaupt etwas schiefgehen?

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Thomas Müller (Olli Dittrich) ist der durchschnittlichste Mann in ganz Deutschland. Er fährt einen 3er-Golf, sieht täglich vier Stunden fern, steht um 6.18 Uhr auf und geht um 23:04 Uhr ins Bett. Sein Vorname war in seinem Geburtsjahr 1966 der häufigste in Deutschland, sein Nachname könnte normaler nicht sein. Selbst seine Frau, die Lehrerin Sabine (Veronica Ferres), trägt den beliebtesten weiblichen Vornamen der 1960er-Jahre.

Als Thomas seinen Job verliert, bietet ihm der charismatische Stefan Schmidt (Wanja Mues) eine neue Arbeit an. Thomas nimmt das Angebot an, weiß aber nicht so recht, was er eigentlich arbeitet. Da das Geld stimmt, ist ihm das jedoch weitgehend egal. Was er auch nicht weiß: Er ist nun eine Art Versuchskaninchen in einem Marktforschungsunternehmen. Weil Thomas so durchschnittlich ist, trifft er mit seinen Ideen – wie einem Schraubverschluss für Bierflaschen – den Massengeschmack. Erst nach einer Weile bemerkt Thomas, dass er ausgenutzt und sogar mit Kameras in seinem Haus überwacht wird. Nun will er es der Firma heimzahlen - auf seine eigene, verschrobene Art.

Putzig-naiver Dittrich - eiskalte Ferres

Olli Dittrich spielt die Rolle des "Otto Normalverbrauchers" wie erwartet überzeugend. Die Figur seines Thomas Müller wirkt putzig-naiv. Er ist ein sympathischer Kerl, den man einfach gerne in den Arm nehmen und trösten möchte. Sein Charakter verändert sich jedoch, als ihm klar wird, dass das Marktforschungsunternehmen ihn ausnutzt. Aber auch die Wandlung der Figur zu einer misstrauischen Person bringt Dittrich glaubhaft rüber. Nicht zu schnell, nicht zu viel Veränderung auf einmal - das Tempo ist genau richtig.

Auch Veronica Ferres füllt die Figur der gelangweilten und verbitterten Ehefrau Sabine mit Leben. Als Thomas versucht, sie mit Spontansex auf dem Tisch zu überraschen, weist sie ihn ab, rückt sich ihr Kleid zurecht, setzt wieder sich hin und korrigiert eiskalt ihre Schularbeiten zu Ende. Ihr Mann steht mit offener Hose neben ihr.

Überraschende Wendungen fehlen

Die Schauspieler können also überzeugen, aber nicht über die Schwäche des Films hinwegtrösten: Die Geschichte ist allzu vorhersehbar. Wer den Trailer gesehen hat, kann sich die erste Hälfte von "König von Deutschland" problemlos sparen. Auch danach bleiben überraschende Wendungen aus.

Immerhin kommt das Erstlingswerk von Regisseur David Dietl einigermaßen bissig daher. Kein Wunder, schließlich ist der 34-Jährige der Sohn von Helmut Dietl, Schöpfer bekannter deutscher Filme wie "Schtonk!" oder der Serien "Kir Royal" und "Monaco Franze". In "König von Deutschland" bekommt die bedingungslose Orientierung am Massengeschmack ihr Fett weg - und damit natürlich die politischen Parteien, die ihre Positionen oft radikal ändern, nur um Wähler zu gewinnen. Im Film taucht immer wieder die fiktive Partei "Sölk" auf, die anfangs konservativ und am Ende ökologisch ist.

Fazit

"König von Deutschland" ist eine kurzweilige Komödie mit tragischen Momenten. Vor allem die Schauspieler Dittrich und Ferres überzeugen in ihren Rollen. Regisseur und Drehbuchautor Dietl hat ein ordentliches Debüt hingelegt, dessen Schwachpunkt die vorhersehbare Geschichte ist. Wer aber darüber hinwegsieht, den wird "König von Deutschland" gut unterhalten. Der Film startet am 5. September in den deutschen Kinos.

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