Neben Geld ist Aufmerksamkeit die Währung von Trash-TV-Darstellern. Das weiß auch RTL2 und forciert beim "Kampf der Realitystars" diesen Wettstreit diesmal mit einer Aufgabe: Welcher Promi kommt mit einer Enthüllung in die Klatschpresse? Gewonnen hat Claudia Obert, für Alessia Herren gab’s hingegen eine Video-Botschaft ihres verstorbenen Vaters Willi.
Wenn es bei Shows wie "Kampf der Realitystars" um etwas geht, dann um Aufmerksamkeit. Doch so simpel das klingt, so kompliziert ist die Sache mit der Aufmerksamkeit. Wenn
Zu langweilig soll es also nicht werden, zu viel Krawall darf es aber auch nicht sein. Zum einen haben selbst Realitystars einen Ruf zu verlieren, zum anderen wollen Werbekunden ihre Produkte eher nicht in einem Umfeld sehen, in dem die ganze Zeit nur gepöbelt und gezetert wird. Da kann die Reichweite noch so groß sein. Gleichzeitig muss es aber so viel Sozial-Action sein, dass der einzelne Realitystar in seiner Rolle in der Show auffällt und damit auch die Show innerhalb der Konkurrenz.
Beim Buhlen um Aufmerksamkeit gibt es also viel zu beachten. Im besten Fall ist so eine Show dann so gut abgestimmt, dass der Zuschauer zwar unterhalten wird, aber nicht das Gefühl hat, noch während des Zusehens IQ-Punkte einzubüßen – oder es zumindest nicht merkt. So hat am Ende jeder was davon: der Realitystar, weil er seine Marke etablieren kann, der Sender weil er gesehen wird und je nach Art der Aufmerksamkeit auch der Zuschauer.
Alessia Herren: "Brauchst du Sendezeit oder was, Alter?"
In der jüngsten Folge von "Kampf der Realitystars" scheinen die "Stars" nicht nur die Komplexität ihrer Aufmerksamkeitsaufgabe verstanden zu haben, sondern zeigen auch gleich, wie man sie angeht: Bei Kader Loth und
"Du musst nicht so respektlos zu mir sein", findet Loth, woraufhin Alessia kontert: "Wer bist du, dass ich Respekt vor dir haben soll?" "Proll. Ghetto. Respektlos", wagt Loth daraufhin eine Marken-Abgrenzung von Herren, um dann das Maximale aus der Situation herauszuholen: "Willst du mich schlagen, hier? Willst du? Mach doch!" Doch Alessia Herren schlägt lediglich das Angebot und zwar schweigend aus, was Loth das letzte Wort in dieser Szene zuspielt: "So ist es, wenn man nicht-erwachsene Leute reinschickt."
Gestritten, aber nicht zu sehr, Alleinstellungsmerkmale gezeigt, mit einfachen Mitteln Aufmerksamkeit erregt, den Grundstein für eine potenzielle Fortsetzung gelegt und ohne großen Aufwand zielgruppengerechte Unterhaltung angeboten – damit haben Herren und Loth sämtliche Aufmerksamkeitskriterien in nur einer Szene durchgespielt. Hut ab! Andere "Realitystars" agieren da in puncto Aufmerksamkeitserregung wesentlich unbeholfener. Zum Beispiel
"Kampf der Realitystars": Videobotschaft von Willi Herren
Die Damen und Herren in der Hütte müssen nämlich mal wieder eine Reihenfolge erstellen, was 1.000 Zuschauer über sie denken. Diesmal zu der Frage: "Wer ist fake und wer ist real?"
Loona wird dabei als am authentischsten wahrgenommen. Aber das ist bei diesem Spielchen eigentlich völlig wurscht, denn Cosimo nutzt die Gelegenheit, um ein bisschen was auf sein Aufmerksamkeitskonto einzuzahlen. "Ich schäme mich nicht dafür, ich habe eine Socke drinnen", erklärt der Unterhaltungskünstler vor allen und zieht dann ebenjene Socke aus seiner viel zu knappen Badebuxe.
Er hätte es bei dieser Aktion belassen können, doch stattdessen entfacht er im Einzelinterview noch einen Monolog über Dinge, die niemand wissen will: "Mein Penis ist nicht klein. Er ist auch nicht der größte. Aber unterschätzt die mit den kleinen nicht so, weil die sind viel aktiver, sagt man." Was auch immer.
Andere Kandidaten sind bei der Aufmerksamkeitssuche weniger aufdringlich.
Das ist dann zwar rührend, wenn Mama Wollny beim Anblick ihrer Kinder und Enkel Tränen in den Augen hat, eine noch speziellere Video-Botschaft bekommt aber Alessia Herren. Deren Vater und TV-Unterhalter Willi Herren starb im April dieses Jahres, die Sendung wurde aber bereits vorher aufgezeichnet, so dass er noch eine Gruß-Nachricht für seine Tochter Alessia aufnehmen konnte: "Hallo Alessia, mein über alles geliebtes Töchterchen. Ich bin es, dein jecker Papa", grüßt
Sex-Schlagzeilen-Wettstreit beim "Kampf der Realitystars"
Der Rest der Show ist weniger erinnerungswürdig:
Denn natürlich kennt auch RTL2 das Spiel um Aufmerksamkeit und nutzt dieses Wissen aus. Für das Abschlussspiel der Folge müssen die "Z-Promis" etwas über sich enthüllen. "Wer’s in die Klatschpresse schafft, hat seinen Finalplatz sicher", erklärt der Off-Sprecher.
Andrej Mangold will da nicht mitmachen, enthüllt aber für alle die es nicht sowieso schon wussten, dass er bei seiner "Bachelor"-Teilnahme mit zwei Kandidatinnen Sex hatte – was immerhin das Interesse von Gino trifft. Der revanchiert sich beim Kameramann und erzählt, er habe mit ganz vielen Menschen Sex gehabt, "die man halt aus der Medienwelt auch kennt und die eigentlich auch heterosexuell sind".
Auch die dritte Enthüllung des Abends dreht sich um das Sexleben der Kandidaten und hatte es tatsächlich in die Klatsch-Presse geschafft. "Sie glauben nie, was sie sich für 100.000 Euro gönnte", schrieb die "Bild" seinerzeit über Claudia Obert, die die Geschichte in der Show auflöst: "Ich hab' seit einem Jahr eine glamouröse Affäre mit einem Herren, der Weltklasse ist in seinem Beruf, mit einem Call-Boy." Ja, Claudia Obert versteht das Spiel um Aufmerksamkeit.
Dieses Spiel verloren hat diesmal Rocco Stark. Er wird kurz vor Schluss von der Konkurrenz aus der Show gewählt.
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