So schwer hat es Carsten Maschmeyer in "Die Höhle der Löwen" schon lange niemand mehr gemacht. Er hat schon längst ein Angebot abgegeben, doch einer der Kandidaten schachert immer weiter.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wer öfter "Die Höhle der Löwen" schaut, weiß: Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben. Sie muss auch entsprechend präsentiert werden. Weswegen die Kandidaten der Fernsehshow normalerweise bestens vorbereitet sind. Schließlich geht es um viel Geld. Nur scheint das noch nicht jedem ganz klar zu sein.

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Mit dem Reden hat Hans Knöchel von der Reiseplaner-App Lambus in der neuesten Folge von "Die Höhle der Löwen" zumindest keine Probleme. Er quasselt munter drauflos, sagt dazwischen mal "scheiße" und erzählt zweimal zu viel, dass er es schon jung ins Silicon Valley geschafft hat.

Seine Präsentation schließt er mit den Worten: "Helfen Sie uns, ein deutsches Start-up zu einem Global Player zu machen!" Nur, worum ging es eigentlich? Das scheint der Jury auch nicht klar zu sein.

"Die Höhle der Löwen": Worum geht es noch mal?

"Ich habe die App nicht verstanden", sagt Dagmar Wöhrl nach Knöchels Vortrag. Nils Glagau hat zumindest den Hauch einer Ahnung, nur beeindruckt ist er nicht: "Reiseplanung ist jetzt ja nicht die höchste Kunst", stichelt er. Woraufhin ein Investor nach dem anderen aussteigt.

Nur Carsten Maschmeyer, der für seine Vorliebe für Tech-Unternehmen bekannt ist, sagt auf einmal: "Sie scheinen kompetent zu sein." Den Vortrag gerade kann er nicht gemeint haben, aber er bekommt prompt einen Vorgeschmack, worin die Talente des Gründers neben dem Programmieren wirklich liegen: dem Verhandeln bis auf die letzte Kommastelle.

Maschmeyer beginnt mit zeitlich gestaffelten 500.000 Euro für 25 Prozent Firmenanteile - statt der geforderten 15 Prozent. Woraufhin Hans Knöchel sich berät, zurückkommt - und bei 15 Prozent bleibt.

Der Auftakt für ein Geschacher, wie es die "Höhle der Löwen" selten gesehen hat. Maschmeyer bietet 20 Prozent, Knöchel 17,5 Prozent und einen Flug ins Silicon Valley, Maschmeyer 18,8 - bis man sich schließlich auf 18 Prozent Firmenanteile einigt.

Die perfekte Welle

Wesentlich schneller sind sich Reto und Walburga von WowWow mit den Löwen einig. Sie haben ein Hundehalsband entwickelt, das per Magnet am Halsband befestigt wird. Zwar gibt sich Georg Kofler alle Mühe, die beiden von sich zu überzeugen, doch sie entscheiden sich für Dagmar Wöhrl, die zusammen mit Nils Glagau mit 150.000 Euro für 30 Prozent im Unternehmen einsteigt. Sie hat einfach die besseren Argumente: Sie ist Vorsitzende eines Tierheims mit 70 Hunden.

Mit einer unscheinbaren Plastikkapsel taucht Milko Krieger auf: Wavewinder heißt sein Produkt für Friseure. Das soll das Drehen von künstlichen Locken revolutionieren. Mehrere Monate sollen die nach einer Anwendung halten.

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Die Gewinnspanne ist gewaltig: 11,98 Euro kostet seine Erfindung in der Produktion, er verlangt über 300 Euro von den Friseuren. Das reicht den Löwen aber nicht, sie wittern kein Geschäft bei Wavewinder. Dauerwellen gebe es heute nur noch im Altersheim, stichelt Dagmar Wöhrl und steigt als letzte potenzielle Investorin aus.

Vielleicht hätte der Friseur aber auch einfach etwas zu essen mitbringen sollen, so wie Paulina Carrera. Sie stammt ursprünglich aus Ecuador und vermisst die Früchte ihrer Heimat. Die hat sie mit Hilli Fruits jetzt nach Deutschland importiert - geerntet, püriert und pasteurisiert.

Also wird gelöffelt und mit dem Strohhalm geschlürft. Das allgemeine Votum: "Ganz toll!" Ganz zu reichen scheint das aber nicht: Kofler stört sich an der Plastikverpackung, Glagau an zu vielen Mitbewerbern, Maschmeyer fehlt die Innovation.

Bleiben Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl, die beide mit 125.000 Euro für 25 Prozent einsteigen wollen. Paulina Carrera versucht kurz beide zu überzeugen, entscheidet sich dann aber doch für Wöhrl. Die zumindest ist begeistert: "Das hier ist wirklich einzigartig."

Das immer scharfe Messer

Ralf Dümmel bekommt seine Chance aber noch beim letzten Deal. Mit sonorer Märchenonkel-Stimme trägt Horst Paetzel seine Entwicklung vor: das immer scharfe Messer Sked, kurz für "Sharp knife every day". In dem vermeintlich schnöden Block, in dem die Klinge steckt, verbirgt sich ein Mechanismus, der das Messer nach jeder Benutzung schärft. Es gibt nur einen Haken: 169 Euro ist den Investoren zu teuer.

"Eine hochkluge Idee, aber am Massenmarkt vorbei", urteilt Carsten Maschmeyer gewohnt nüchtern und ist raus. Nils Glagau steigt auch aus - weil er der Ansicht ist, dass den meisten ein Messer nicht reicht. Und mehr stecken nicht in dem Messerblock.

Bleibt nur Dümmel, der auch kritisch ist: "Sie haben keine Chance für 169 Euro", sagt er. Um schließlich doch mit 100.000 Euro für 30 Prozent Firmenanteile einzusteigen - wenn die Gründer mit dem Preis runtergehen. So sind am Ende alle glücklich. Dümmel, der doch noch einen Deal gemacht hat, und die Gründer, deren Erfindung überzeugt hat. Ganz ohne im Silicon Valley gewesen zu sein.

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