Nach vier Jahren Pause durch die Pandemie war es am Christtag wieder so weit: Die "Helene Fischer Show" feierte ihr Comeback.
Die Simple Minds, der Stewart Dave,
Das satirische Minutenprotokoll.
20:12 Uhr: Es ist quasi angerichtet. In wenigen Minuten wird die
20:15 Uhr: Die Eurovisionshymne, wie schön. Hallo Nostalgie! Dann: Die Stimme aus dem Off verrät die Namen der Gäste. Bitte wie??? Wo zur Hölle sind der Kaiser Roli und der Carpendale Howie? Und spielt der Ötzi DJ am zweiten Weihnachtstag noch immer mit der gehäkelten Eisenbahn, oder wie? Gut, von der Kelly Family kann heute noch niemand auftauchen, weil bei denen dauert ja allein die Geschenkevergabe schon bis Mitte März.
20:16 Uhr: Wow! Die Fischer Helene kommt plötzlich aus dem Nichts, bewegt sich gleich mal mörderisch lasziv und trägt dabei ein "Borussia Dortmund"-Badeoutfit. Leute, zunächst einmal einfach nur genießen und nicht gleich blöd "Bitte warum trägt sie ein 'Borussia Dortmund'-Badeoutfit?" fragen. Das ist einfach Showbusiness und sieht eben verdammt gut aus. Okay, was man vielleicht schon kurz anmerken könnte: Der transparente gelbe Bademantel von der Fischer Helene kann unmöglich richtig cosy und saugfähig sein, während ihr schwarzer Badeanzug mit seinen zwei Millionen glitzernden Pailletten einen im Wasser echt runterziehen muss. Die Fischer Helene singt ihren Song "Flieger". Er zieht einen ebenso runter.
20:18 Uhr: Nach genauem Lauschen muss man konstatieren: Auch in den Lyrics geht es null ums Schwimmen, Baden oder Duschen. Ein "Sternenmeer" kommt kurz vor, aber darin baden? Wenn du "Bad im Sternemeer" googelst, kommt schon ein bisschen was, aber warum zur Hölle Borussia Dortmund?
20:20 Uhr: Im Auditorium passiert bereits jetzt sehr viel. Die ersten schieben sich zu diesem Zeitpunkt gegenseitig Wunderkerzen in die Augen, weil sie der Ansicht sind, sie hätten dieses von der Bühne ausgehende Glück nicht verdient. Ganz anders die zwei Opas in der zweiten Reihe, die ihre Gebisse austauschen und so schnell wie möglich zusammenziehen wollen. Ein misogyner Securityman beginnt indes lautstark zu gendern und will der AfD abschwören, während ein Karnivore und ein Vegetarier Rezepte austauschen. Das Leben kann so intensiv sein. Danke, Helene!
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Upcyling & Ressourcenschutz
20:21 Uhr: "Einen wunderschönen guten Abend, Düsseldorf", begrüßt die Fischer Helene endlich ihr Publikum. "Es ist unbeschreiblich, ja, es ist ein Moment, der unbeschreiblich ist", muss sie gleich zu Beginn ein wenig redundanzen, weil sie den Text vergessen hat und auf der Bühne in keinem Synonym-Wörterbuch nachschlagen kann. "Wir sollen sehr gut auf diese Welt aufpassen, wir haben nur diese eine", sagt die Fischer Helene in ihrem BVB-Badeoutfit dann noch.
20:23 Uhr: Nein, nein, nein!
20:28 Uhr: Jetzt rockt der Maffay Peter die Bühne. Er singt:
"Der Verstand verliert den
Verstand. Körper ergeben sich."
Ich versteh ihn, den Maffay Peter. Mein Körper ergibt sich auch bereits nach 15 Minuten "Helene Fischer Show" und giert ob des kargen Mahls, das hier geboten wird, nach einer Intensiv-Plätzchen-Kur. Also wieder mal nach einer anständigen Frustfressung. "Was hast du gemacht?", singt der Maffay Peter jetzt dazwischen. Naja, die verdammten Kekse eben schon vor Tagen alle aufgefressen.
Die Fischer Helene wird zur Barbie
20:41 Uhr: Der Zucker Ben, der sogar in der Weihnachtszeit auf Kekse und Plätzchen verzichtet und selbst in seinem besinnlichsten Modus meint, auf das Vernaschen von Sägeblättern, Lötspitzen in Meißelform und Stahldübeln nicht verzichten zu können, um seine Stimme bei schlechter Laune zu halten, singt jetzt mit "Die weißen Tauben sind müde" ein altes Friedenslied vom Hartz Hansi. Beim zweiten Refrain kommen ihm zwei Sägeblätter und drei Lötspitzen wieder hoch. Die Kinder im Publikum haben Angst
20:45 Uhr: Die Fischer Helene macht jetzt auf Barbie und singt in einem überdimensionalen Puppenhaus ihr nächstes Medley. Der Beck Tom, der, anders als der Zucker Ben, nicht über müde Tauben singt, sondern offenbar lieber Mäntel aus deren Federn trägt, macht auf Ken und sitzt, wie es sich an einem zweiten Weihnachtsfeiertag einfach gehört, mit der Fischer Helene in einem pinken Oldtimer-Cabrio. Hand hoch, wer am 25. Dezember noch nie mit der Fischer Helene in einem pinken Oldtimer-Cabrio gesessen ist? "Das war an eine Hommage an den erfolgreichsten Film des Jahres: Barbie", erklärt die Gastgeberin, die ihr Publikum offenbar für ein bisschen beschränkt hält.
20:45 Uhr: Die
20:57 Uhr: Die Fischer Helene kommt erneut im "Borussia Dortmund"-Badeoutfit auf die Bühne. Verarscht die vielleicht den BVB, weil der zuletzt wiederholt baden gegangen ist? Das wäre echt nicht in Ordnung!
Gossip rocken die Bühne
21:01 Uhr: Ah, die Nena ist auch eingeladen? Sehr schön! Wichtig wäre halt, dass sie mehr singt als redet, weil nach Heiligabend ist die Nena immer noch ein bisschen schlechter drauf als sonst. Die rund 200 Geschenkpäckchen von ihren Ex-Fans, die ihr inzwischen alljährlich im Dezember zugstellt werden und allesamt Corona-Impfstoffe enthalten, musst du erst einmal entsorgen.
21:05 Uhr: Die Fischer Helene hat sich ihres transparenten Bademantels entledigt und steht jetzt nur mehr im schwarzen Glitzer-Badeanzug da. Jetzt mal ganz im Ernst: Warum macht die das? Man organisiert ja auch keine Swingerparty und taucht dann als einziger in der Ritterrüstung auf, oder? Und wenn das alles ein Scherz sein soll, warum nimmt sie nicht auch noch eine Schwimmnudel in die Hand, trägt Schwimmflügel und macht gute Fußpilz-Jokes?
21:15 Uhr: Für den Auftritt mit der großartigen Band Gossip hat sich die Fischer Helene, die mit der Ditto Beth, der Sängerin der US-Band, deren Hit "Heavy Cross" singt und dabei brachial abstinkt, doch jetzt tatsächlich etwas Normales angezogen. "Vielen Dank, Helene", sagt die Ditto Beth am Ende der Performance. Die Fischer Helene performt mit der Band Gossip und von einer rund 70-Jährigen gibt's danach Standing Ovations. Die Welt steht nicht mehr lange.
Songs von Eurythmics & Simple Minds
21:26 Uhr: Der Stewart Dave und die Amorosi Vanessa trällern nun gemeinsam die größten Eurythmics-Hits. Schade, dass die Fischer Helene offenbar gerade nichts in ihrer Umkleidekabine zu tun hat und den Auftritt vom Stewart Dave und der Amorosi Vanessa stören muss. Weil der Stewart Dave bei den Proben gesehen hat, dass viele der deutschen Stars in Geschenkpapier auftreten, hat sich auch er eines übergestreift. Sie sind einfach so übertrieben höflich, diese Briten. Dutzende Boomer zappeln sich im Auditorium weg, was vier Kreuzbandrisse, zwei Meniskusschäden und einen Männerschnupfen nach sich zieht.
21:30 Uhr: Auf X schreibt jemand zum Auftritt des Eurythmics-Masterminds: "Das ist zu arg Musical und hat nix mit Roxette zu tun", was ein bisschen an den einstigen Zeitungsartikel mit diesem großartigen Bildtext unter einem Foto von Roberto Blanco erinnert, der wie folgt lautete: "Wurde immer wieder mit Nelson Mandela verwechselt: Morgan Freeman."
21:46 Uhr: Es ist nun Zeit für "Atemlos" und "Corporate Feminism" in Form von der David Shirin, scheint's. Die Rapperin, die den Feminismus ins Seichte getragen hat und Monat für Monat gewinnbringend instrumentalisiert, sorgt immerhin dafür, dass man die Originalversion doch gar nicht so schlecht findet. Das ist durchaus eine Leistung.
21:58 Uhr: Die deutsche Stand-up-Comedienne und Moderatorin Tahnee findet sich nun als Doppelgängerin von der Fischer Helene auf der Bühne ein und macht sich über deren Diktion und Worthülsen lustig. Das Publikum bricht nieder. "Das ist ja furchtbar. Bin ich wirklich so?", will die Gastgeberin wissen.
"Na bist du deppat!"
22:10 Uhr: Na do schau her, a Powerfrau aus Österreich: Die Naschenweng Melissa wirft sich auf die Bühne, um mit der Fischer Helene den Rockklassiker "Poison" zu grölen. Wenn der Cooper Alice den Auftritt sieht, wird er sich umgehend suizidieren wollen, um sich im Grab umdrehen zu können. Es folgen "Rock you like a Hurricane" von den Scorpions und "Holding Out for a Hero" von der Tyler Bonnie. "Na bist du deppat, du bist so toll", sagt die Fischer Helene zur Naschenweng Melissa.
22:25 Uhr: Die Fischer Helene trägt jetzt erneut einen Badeanzug, mit dem sie aber ob dessen herunterhängender Fransen, Bommel und Ketten auf gar keinen Fall ins Meer gehen sollte, weil da allerlei Dinge hängenbleiben könnten. Nicht dass sie da mal plant, ganz sexy aus dem Wasser zu kommen – so wie die Andress Ursula einst in "James Bond"– und dann nicht merkt, dass sich Algen, eine Flaschenpost und ein Hammerhai in ihrem Badeanzug verfangen haben. Das wäre uncool. Die Fischer Helene kündigt jedenfalls dann noch einmal die Nena an, die jetzt "99 Luftballons" singt. Seit Rolf, Carlo, Uwe und Jürgen nicht mehr dabei sind, kann man Nena nicht mehr ernst nehmen.
22:35 Uhr: Auja, die Band Simple Minds betritt die Bühne. Sie hat ihren Hit "Don't you", den man leider nicht mehr wirklich hören kann, im Gepäck und muss diesen obendrein mit der Fischerin singen. Auch heute noch grandiose: das "Simple Minds"-Live-Doppelalbum "Live in the City of Light” aus dem Jahr 1987.
22:40 Uhr: Loreen und die Fischer Helene bieten nun gemeinsam den ESC-Siegersong "Tattoo" dar. Er ist leider in den letzten Monaten nicht besser geworden. Ein Rezept, wie man aus 250 Gramm Butter ohne weitere Zutaten innerhalb von drei Minuten Kekse machen kann, wäre jetzt fein.
22:45 Uhr: Die Fischer Helene trägt seit rund 20 Minuten ein Lederkleid, das in seinem früheren Leben Teil einer kackbraunen Sitzgarnitur gewesen sein muss und schon in einem Wohnzimmer sicher nicht gut ausgesehen hat. Sie singt die Nummer "Alles von mir". Nach dem zweiten Bissen schmeckt Butter pur eigentlich eh ganz okay. #frustfressen
22:49 Uhr: Die Fischer Helene und der Zucker Ben performen nun "Livin' on a Prayer" von Bon Jovi. Wenn einem auch die Butter ausgeht, kann man schon mal mit dem Gedanken spielen, sich ein paar der Magnetdichtungen der Kühlschranktür zu verinnerlichen. Alle Dichtungen zusammen werden eh auch so ungefähr 250 Gramm haben. "Es war toll mit dir", sagt die Fischerin zum Zucker Ben, der eine schwarze Lederjacke trägt, die man vielleicht auch nur ein bisschen salzen müsste.
23:08 Uhr: Die Koreck Claudia, die irgendwie keiner zu kennen scheint, aber vielleicht auch einfach nur mit der Fischer Helene früher öfter im Schwimmbad war, taucht jetzt auch auf und darf ein bisschen singen.
23:12 Uhr: Nachdem die Fischer Helene noch mit dem Maffay Peter dessen Langeweiler-Track "Ich fühl wie du" geträllert hat, sagt die Gastgeberin, dass ihr Herz sehr gefüllt sei und sie schöne Momente sammeln habe dürfen, worauf große Freude aufkommt, weil das nach dem Ende der Chose klingt. Nur den Song "Blitz" gilt es am Ende dieses wirklich harten Stück Abends noch überstehen.
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