Kampf der Billigmode-Giganten: Im Markencheck "H&M gegen C&A - Das Duell" vergleicht das Magazin "ZDF Zeit" die beiden Branchenriesen. Welche Kette ist günstiger, welche hat die qualitativ bessere Kleidung, welche den besseren Service oder Style? Auch wenn die ZDF-Reportage versucht, all diese Fragen zu klären, bleibt beim Zuseher am Ende eine Frage zurück: Wie objektiv ist der Markencheck?

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Preis

Das ZDF-Team schickt Testpersonen zu C&A und H&M zum Einkaufen. Sie sollen mit einem Musterwarenkorb zurückkommen, der ähnliche Stiefel, Jeans oder T-Shirts beinhaltet. Fazit: Der C&A-Warenkorb ist mit 169,03 Euro fast 20 Euro billiger als der von H&M mit 188,79 Euro.

Diesen Preisvergleich sollte man aber mit Vorsicht genießen. Die Tester kaufen nur Kleidungsstücke, die sich zwar ähnlich sind, aber nicht eins zu eins der Ware des anderen Kaufhauses entsprechen. Diese Kategorie zeigt lediglich eine Tendenz. C&A scheint billiger zu sein als H&M.

Qualität

In dieser Kategorie bringt die Reportage nur wenig Überraschendes ans Licht. So verblassen die Farben bei Produkten beider Kaufhäuser nach mehreren Waschgängen. Vereinzelt unterscheiden sich die Materialien der Produkte. Bei Regenjacken von H&M perlen Wassertropfen besser ab als beim Pendant von C&A. Bei einem Pullover von H&M bilden sich bei einem Reibungstest Faserknötchen. Außerdem testet ein Labor Unterwäsche auf chemische Schadstoffe. Das Ergebnis: Keine der Unterhosen ist gesundheitsschädlich.

Interessanter wird es bei einem Schuh-Test. Hier stellt sich heraus, dass H&M in einem Stiefel verwendete Materialien falsch deklariert hat. "Die Schuhe entsprechen nicht der EU-Richtlinie und dürfen so nicht verkauft werden", sagt eine Angestellte vom Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens. Was das für (gesundheitliche) Probleme hervorrufen könnte, lässt die Reportage unverständlicherweise offen.

Bei der Frage nach der Qualität schneidet die Kleidung von C&A besser ab. Was zum Teil daran liegt, dass die Reportage subjektive Meinungen von Testerinnen in die Endabrechnung einbeziehtt. Die Frauen finden beispielsweise, dass ihnen die Sportkleidung von H&M zu eng oder der Stoff zu dicht sei. Das hat aber nichts in einem objektiven Qualitäts-Check zu suchen.

Style

Ein Modedesigner und ein Testpublikum entscheiden, welche Outfits ihnen besser gefallen. Und das ist auch das Problem an dieser Kategorie: Mode ist Geschmackssache und spiegelt deswegen ebenfalls nur subjektive Meinungen wider.

Nichtsdestotrotz laufen Models über einen Laufsteg und tragen Kleidung von H&M, C&A, aber auch von Modehäusern wie Zara. Das Publikum weiß nicht, welche Marke die Frauen vorführen. Hier kommen die Outfits von H&M besser an als die von C&A.

Der Gipfel der Subjektivität ist, dass nur eine einzige Testerin nach Übergrößen-Kleidung stöbert - auf eine objektive Bewertung des ZDF-Markenchecks müssen die Zuseher also erneut gänzlich verzichten. Der einzelnen Testerin gefällt der Style von H&M besser, somit gewinnt das Kaufhaus in dieser Kategorie.

Service

Tester besuchen mit versteckter Kamera H&M und C&A und bewerten den Service - in willkürlich herausgepickten Filialen. Repräsentativ ist das nicht. Bei C&A hagelt es sofort Kritik. Die Verkäuferinnen seien desinteressiert und wenig hilfsbereit. H&M wird hingegen in höchsten Tönen gelobt. Eine Testerin freut sich, dass sie von der Verkäuferin geduzt wurde. Erneut zeigt sich wieder die Subjektivität des Tests. Nicht jeder freut sich, wenn man von fremden Personen sofort geduzt wird.

Beim Umtausch zeigt sich C&A kulanter. Bei Waren ohne Bon nimmt das Kaufhaus siebenmal die Kleidung zurück – H&M kein einziges Mal. Alles in allem sieht die ZDF-Reportage die beiden Branchenriesen beim Service auf Augenhöhe.

Fairness

Bei der Kategorie Fairness bestätigt sich, was bereits bekannt war: H&M und C&A kümmern sich wenig darum, wo ihre Kleidung hergestellt wird und was für Arbeitsbedingungen dort herrschen. Eine H&M-Jeans kommt beispielsweise aus Pakistan, wo die Arbeiter für einen Hungerlohn schuften. Eine C&A-Jeans kommt aus Bangladesch, wo es den Menschen nicht erlaubt ist, eine Gewerkschaft zu gründen. In punkto Fairness haben beide Branchenriesen enormen Nachholbedarf.

Fazit: C&A gewinnt gegen H&M knapp

C&A gewinnt bei dem ZDF-Markencheck mit 3:2 gegen H&M. Doch das Analyseverfahren ist fragwürdig. Zu viele subjektive und nicht repräsentative Elemente fließen in die Endabrechnung mit ein.

Die Reportage bietet allenfalls Tendenzen. C&A scheint günstiger zu sein als H&M und auch die Qualität besser. Dafür kommt der Kleidungsstil von H&M besser bei den Käufern an. Das ZDF sollte sich aber hinterfragen, ob es dem Sender gut bekommt, solch wenig objektive Reportagen auszustrahlen.

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