Kochduell zwischen Steffen Henssler und Tim Mälzer: Und wer die TV-Köche in einer Sendung zusammenbringt weiß, was er bekommt. Einen Abend voller überbordender Egos, großer Klappen, grenzenloser Selbstüberschätzung - und ein klein wenig Kochen.

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Gleich zu Beginn von "Grill den Henssler" gibt es einen leisen, charmanten Moment. Der Hamburger hat gerade in seiner Show ungewöhnlich ernst gestanden, dass ohne seinen heutigen Kontrahenten seine eigene Karriere nicht möglich gewesen wäre.

Tim Mälzer war schließlich der erste, der 2003 mit "Schmeckt nicht, gibt’s nicht" das erfolgreiche Konzept von Jamie Oliver adaptierte und nach Deutschland übertrug.

Danach setzte ein wahrer Boom ein. Auf allen Sendern wurde auf einmal gekocht und schnoddrig gequasselt. Tim Mälzer indes hat von dem ruhigen Moment nichts mitbekommen und stürmt schon in bester Lästerlaune ins Studio.

Ob er gehört hätte, was Steffen Henssler gerade über ihn gesagt habe, fragt ihn Moderatorin Laura Wontorra. Er antwortet: "Sobald Steffen den Mund aufmacht, hab ich so Möwengeschrei im Kopf."

Kurzer verlegener Moment bei der Erklärung, dann fangen sich beide und Henssler blökt zurück: "Nimm doch mal die Hände aus der Hose, du Bauer!" Willkommen bei einem Fernsehabend XXL, voller überbordender Egos, großer Klappen, grenzenloser Selbstüberschätzung - und ein klein wenig Kochen.

Revanche am Herd für Steffen Henssler

Dass sich die beiden Fernsehköche zuletzt gegenüberstanden, ist gar nicht so lange her. Erst im März duellierten sie sich in Mälzers Show "Kitchen Impossible", der Gastgeber setzte sich am Ende durch.

"Grill den Henssler" ist also so etwas wie die Revanche. Der Heimvorteil macht sich schnell bemerkbar. "Unter Zeitstress kochen, ist nicht mein Ding", gesteht Mälzer und das zeigt sich bereits in der ersten Runde.

Aus Sauerampfer, Flusskrebsen und Topinambur sollen die beiden Alpha-Sprücheklopfer ein Gericht kochen. Erst kokettiert Mälzer damit, nicht zu wissen, wie das hier alles funktioniert, weil er die Show noch nie gesehen hat.

Dann schafft er es doch in der allerletzten Sekunde, sein Werk anzurichten. Schwer atmend steht er hinter der Trennwand und Steffen Henssler kommentiert: "Der kann jetzt schon nicht mehr! Brauchste nen Stuhl?"

Auf dem erwähnten Sitzmobiliar nimmt Mälzer dann mit schweißnasser Stirn Platz, während Juror Christian Rach kommentiert, sein Teller "wurde einfach so hingerotzt".

Am Ende gewinnt Mälzer die Runde trotzdem, weil sein Gericht zwar nicht schön anzusehen ist, aber besser schmeckt.

Sprüche Klopfen und Essen kochen

Um Essen geht es in "Grill den Henssler" aber sowieso nur am Rande, erst Recht, wenn zwei selbsternannte Großmäuler zu Gast sind.

Die weiteren Runden laufen eigentlich immer nach demselben Schema ab: Bei der Zubereitung der Gerichte bleiben beide erstaunlich ruhig, für ein paar Sprüche gegen den anderen ist aber immer noch Zeit.

Dazwischen gibt es ein paar Schmeicheleien, man respektiere sich natürlich, rein beruflich. Nur wenn es knapp wird, gehen Mälzer und Henssler die Nerven durch.

Als sie beispielsweise das Leberpaté der 83-jährigen YouTuberin Monika Fuchs nachkochen sollen, streunt Steffen Henssler vor der Entscheidung nervös von einem Ende der Trennwand zum anderen und brüllt immer wieder: "Seine Scheiße ist so scharf, die kannst du gar nicht fressen!"

Mälzer gewinnt die Runde trotzdem und kichert, während sein Kontrahent immer noch "Zu scharf!" lamentierend durchs Studio rennt.

"Belangloser" Salat kostet Tim Mälzer die Runde

Doch lange kann er sich an seinem Sieg nicht erfreuen. Erst schlägt ihn Henssler beim Spiel "Orangenpressen", dann in der Runde mit prominentem Gast.

In seinem Fall Mario Barth, der im "Corona ist ein Arschloch"-T-Shirt aufläuft und mit einem neuen Programm droht, das sich unter anderem um die Klopapier-Fixierung während der Pandemie und Frauen im Baumarkt beschäftigt. Also alles wie gehabt.

Ansonsten fällt er beim Kochen von Königsberger Klopsen mit Kartoffeln und Salat nicht weiter unangenehm auf, erweist sich sogar als versierter Kartoffelschäler, was sich als Vorteil herausstellt.

Mälzers Kompagnon Sänger Sasha ist zwar ein "Freund Freund", agiert in der Küche aber zu behäbig. Außerdem merken die beiden erst wenige Minuten vor Schluss, dass sie auch einen Salat zubereiten müssen.

Das zeigt sich beim Endergebnis. Christian Rach fasst es gewohnt gnadenlos zusammen: "Der Salat ist belanglos." Erschöpft liegt Mälzer auf dem Boden und sucht einen Grund für seine Ausgelaugtheit: "Ist es nur mein Übergewicht?"

Eine Antwort wird er an diesem Abend nicht mehr bekommen. Vor der letzten Runde, bei dem beide auf Wunsch von Juror Reiner Calmund Kaiserschmarrn zubereiten sollen, liegt Tim Mälzer bereits sieben Punkte zurück.

Kein Kaiserschmarrn von der Tankstelle

Einen Vorsprung, den er nicht mehr einholen kann. Zumal ihm Rach wenig später attestiert, dass sein Teig der österreichischen Spezialität noch halb roh sei und mehr an ein festes Rührei erinnere.

Was er trotz seiner deutlichen Niederlage von 83 zu 93 Punkten nicht akzeptieren will. "So gehört sich ein klassischer Kaiserschmarrn", schimpft er, "der nicht von der Tankstelle kommt".

Die beiden Köche können eben nicht aus ihrer Haut. Und der Kaiserschmarrn ist ja nicht ohne Grund auch als österreichische Bifi bekannt.

Nach fast drei Stunden endet das große Trash-Talk-Spektakel und es ist nun endlich klar, warum es in dieser Art von Show immer nur einen gibt, der ohne Unterbrechung Sprüche klopft, gröhlt, greint und sich auf den Boden wirft.

Zwei von der Sorte wie Tim Mälzer und Steffen Henssler sind auf Dauer ganz schön anstrengend. Ein Ende der Pseudo-Fehde zwischen beiden dürfte allerdings nicht in Sicht sein.

Schließlich steht es jetzt unentschieden. Oder wie Henssler es ausdrückt: "Jetzt geht die Scheiße wieder von vorne los."

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