Heiraten, eine Familie gründen – "Goodbye Deutschland"-Auswanderin Sandra Zeppin hatte große Pläne, als sie 2022 für ihre große Liebe Emre Aytekin in die Türkei zog. Doch dann wurde der 32-jährige Musiker zu Tode geprügelt – vor ihren Augen. Nun sprach sie mit VOX erstmals über die Tatnacht.
Die Nachricht, die das "Goodbye Deutschland"-Team im Februar dieses Jahres erreichte, war ein Schock: Erst knapp ein Jahr zuvor hatte VOX die romantische Lovestory von Sandra Zeppin (37) und ihrem Verlobten Emre Aytekin ausgestrahlt. Für ihn war sie ins türkische Side gezogen – nun war der junge Musiker tot, er wurde nur 32 Jahre alt. Zwei junge Männer hatten ihn in einem Fastfood-Restaurant in Istanbul zu Tode geprügelt. Sandra musste alles mit ansehen.
Und damit nicht genug: Weil Sandra ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht rechtzeitig verlängert hatte, wurde sie noch am selben Tag in Gewahrsam genommen und in ein türkisches Abschiebezentrum gebracht. Sie sei "in einem psychischen Ausnahmezustand", erklärte ihre Mutter Bettina Wenzel dem Kamerateam.
Eigentlich wollte sie ihre Tochter in der Türkei besuchen und unterstützen, doch dann landete diese nach einigen Wochen wieder in Deutschland. Für ein paar Monate zog sie sich komplett zurück, doch dann meldete sie sich beim Produktionsteam aus Nordzypern, wo sie bei ihrer Freundin Jasmin Sorge (33) lebte.
Fehlende Papiere
Im T-Shirt ihres verstorbenen Verlobten ("Ich leb' da drin") begrüßte sie die bekannten Gesichter und erzählte, was sie beschäftigte. Die Erinnerungen an die geplante, sehr kleine Hochzeit am Strand etwa, an die glücklichen Tage mit ihrem Verlobten. Als sie ein Video ansah, auf dem Emre "ihren" Song, "Supergirl" von Reamonn, singt, brach sie weinend zusammen.
Über die Tatnacht zu reden, gelang ihr noch nicht. Und dann war da auch noch der Prozessauftakt, der in der darauffolgenden Woche stattfinden sollte und bei dem sie gerne aussagen wollte. Doch noch war nicht klar, ob sie würde einreisen dürfen. Nach ihrer Abschiebehaft hatte sie für die nächsten Monate eine Einreisesperre bekommen und brauchte nun eine Sondergenehmigung.
Irgendwann war klar: Diese würde sie nicht rechtzeitig bekommen. Das VOX-Team reiste ohne sie zum Prozess, traf dort auf die Mutter des Getöteten, Nermin Alaatin (67), die sich wünschte, eine breite Öffentlichkeit erreichen zu können. "Wir hoffen auf Gerechtigkeit", erklärte sie sichtlich bewegt. "Ich möchte, dass sie die Strafe bekommen, die sie verdienen. Dafür bete ich jeden Tag zu Gott." Mit Sandra hatte sie sich wunderbar verstanden, sich sehr auf die Hochzeit und auf Enkel gefreut. Träume, die in der schrecklichen Nacht in Istanbul zerstört worden waren.
"Das war kaltblütiger Mord"
Beim Prozess mussten die VOX-Kameras draußen bleiben. Noch war dessen Ausgang offen, die nächste Anhörung würde erst in drei Monaten stattfinden. Die entscheidende Frage: War es Mord oder Totschlag? Die Beschuldigten versicherten offenbar, sie hätten Emre nicht töten wollen, ihn nur "in die Schranken weisen" wollen und höchstens drei oder vier Mal geschlagen.
Die Videos der Überwachungskameras zeigten laut des Anwalts der Mutter, Ömer Faruk, allerdings, dass einer der Männer ganze 14 Mal auf den Kopf seines Opfers eingeschlagen hatte. Dazu seien "vier brutale Tritte" gekommen. Sandras Aussage könnte eine entscheidende Rolle für den Prozess-Ausgang spielen. Darum wollte sich der Anwalt um ein Visum für Sandra bemühen. Sandra kamen die Tränen, als sie davon hörte. Auch sie wünschte sich Gerechtigkeit: "Du hättest die Augen sehen müssen: Das war Mord. Das war kaltblütiger Mord", versicherte sie.
Erstmals sprach sie nun doch über die schreckliche Nacht. Sie habe mit Emre einen entspannten Abend verbracht, ihn dann gedrängt, noch etwas essen zu gehen. Während Emre auf der Toilette gewesen sei, hätten die beiden Männer abfällige Bemerkungen zu ihr gemacht. Ihr Verlobter sei zurückgekommen, hätte zu den beiden gesagt, sie sollten sie in Ruhe lassen. Dann wollte er das Essen holen, woraufhin sie auf ihn eingeprügelt hätten. Sie sei dazwischen gegangen, habe "selber eine abgekriegt". Emre habe sie daraufhin weggestoßen. "Und dann weiß ich nur noch, dass er auf dem Boden lag. Das war irre. Das war nicht wirklich real. Er lag da einfach ..." VOX wird den Prozess weiter verfolgen. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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