Nach über 20 Jahren kehrt "Aktenzeichen XY... Ungelöst" ins Schweizer Fernsehen zurück. In der Folge vom 26. März wird unter anderem ein Cold Case aus der Schweiz vorgestellt.
In einer parallelen Ausstrahlung der Livesendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" im ZDF und SRF1 am 26. März 2025 ab 20:15 Uhr wird auch ein Mordfall aus der Schweiz behandelt. Die Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft Nidwalden erhoffen sich durch eine gezielte Öffentlichkeitsfahndung in dem seit zehn Jahren ungelösten Tötungsdelikt einer Prostituierten neue Erkenntnisse.
"Wir freuen uns, dass der SRF, mehr als zwanzig Jahre nach der letzten 'Aktenzeichen XY… Ungelöst'-Übertragung im Schweizer Fernsehen, mit dem Wunsch an uns herangetreten ist, die kommende Sendung in der Primetime und parallel zur ZDF-Ausstrahlung zu zeigen", hieß es von Frank Zervos, dem stellvertretenden Programmdirektor des ZDF, in einer Pressemitteilung.
"Aktenzeichen XY... Ungelöst": Cold Case aus der Schweiz
Am 21. September 2014 hatte in der Schweizer Gemeinde Stansstadt ein Spaziergänger eine weibliche Leiche im Vierwaldstättersee gefunden. Das Opfer wurde als die Bulgarin Emiliya Emilova identifiziert. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus, der Mord an der 36-Jährigen konnte bisher nicht aufgeklärt werden.

Der Fall soll nun durch eine Sonderkommission wieder aufgerollt werden, die Spuren und Indizien neu auswertet, wie die Kantonspolizei Nidwalden bekannt gab.
Emilova wurde zuletzt gegen Mitternacht vor dem 21. September 2014 lebend gesehen. Sie soll ihrer Arbeit als Prostituierte auf dem Straßenstrich Ibach in Luzern nachgegangen sein und dort mit einem Freier mitgelaufen sein, der bis heute nicht ausfindig gemacht werden konnte.
Wer hat Emilova umgebracht?
Als Todesursache wird Ersticken infolge von Strangulation angenommen. Anschließend habe der Täter Emilova mutmaßlich in den See geworfen, in dem sie später entdeckt wurde. Sowohl Tatort als auch Motiv seien unklar, trotz "ausgedehnter Ermittlungen, insbesondere im Milieu der Freier, Zuhälter und Prostituierten", so die Mitteilung der Polizei. Trotz rund 150 Befragungen sei damals kein entscheidender Hinweis eingegangen. Die Polizei geht anhand einer Fallanalyse von einem männlichen Einzeltäter aus.
Um die Chance auf neue Erkenntnisse zu erhöhen, habe sich die Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft dazu entschieden, das Tötungsdelikt von Stansstadt bei "Aktenzeichen XY... Ungelöst" vorzustellen. Für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, ist eine Belohnung von 10.000 Franken (rund 10.500 Euro) ausgesetzt.
Bereits am 20. März strahlte SRF 1 eine Dokumentation zu dem Mordfall mit dem Titel "Die Tote vom Straßenstrich - Letzte Hoffnung: Aktenzeichen XY... Ungelöst" aus. Man hoffe darauf, dass sich Personen melden, die früher selbst im Rotlichtmilieu unterwegs waren, erklärt der Kriminalpolizei-Chef Nidwalden, Senad Sakic, in der Dokumentation. Man wolle nicht ausschließen, dass sich der Täter oder ein Vertrauter des Täters nach der verstrichenen Zeit doch noch meldet.
"Es ist möglich, dass sich das soziale Milieu und das Lebensumfeld von Zeugen und Auskunftspersonen inzwischen verändert haben. Frühere Beziehungen oder finanzielle Abhängigkeiten, die sie damals womöglich an einer Aussage hinderten, könnten inzwischen weggefallen sein", erklärt auch Alexandre Vonwil, verfahrensleitender Staatsanwalt, das Vorgehen der Ermittler.
Emilova wollte offenbar zurück nach Bulgarien
Vor ihrem Tod war Emilova nach Erkenntnis der Ermittler mit einem Zuhälter liiert und lebte in einer Wohngemeinschaft in Aarburg. Die hinterbliebenen Söhne der Getöteten, die heute 22 und 25 Jahre alt sind, erzählen in der Dokumentation des SRF 1, dass ihre Mutter ihnen Geld aus der Schweiz schickte. Bei ihrem letzten Besuch in ihrer Heimat in Bulgarien soll Emilova den Wunsch geäußert haben, mit der Prostitution aufzuhören und im Oktober 2014 nach Bulgarien zurückzukehren.
Die Ermittler interessieren sich insbesondere für folgende Fragen:
- Wer hatte vor dem oder am Tatabend Kontakt zur ermordeten Frau? Wer kann Angaben zu Kunden oder Begleitpersonen der Frau in der Tatnacht machen?
- Gibt es Personen, die sich nach der Tat auffällig oder nervös verhalten haben, den Wohnort wechselten oder über die Tat gesprochen haben?
- Hat jemand in der Vergangenheit oder kürzlich Informationen zu dieser Tat erhalten, die für die Ermittlungen relevant sein könnten?
Sachdienliche Hinweise können an die Kantonspolizei Nidwalden, Telefon +41 41 618 44 66, gerichtet werden.
Weitere Fälle der Folge vom 26. März 2025
- Ist der Tochter-Mörder zurück in Deutschland? Gesucht wird ein heute 48-Jähriger, der seine 13-jährige Tochter am 5. Dezember 2011 nach einem erfolglosen Versöhnungsgespräch auf der Straße mit einer Pistole erschossen hatte. Das Opfer starb noch am Tatort. Nach der Tat soll der irakische Staatsangehörige in den Irak geflohen sein. Dort verliert sich nach Angaben der Ermittler die Spur. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Gesuchte mittlerweile aufgrund der Lage im Irak zurück nach Deutschland oder in das europäische Ausland geflüchtet ist.
- Vermisstenfall aus Stralsund: Im Januar 2020 verschwand eine damals 57-jährige thailändische Frau in Stralsund spurlos. Nach Polizeiangaben mietete sich die Frau einige Tage zuvor eine sogenannte Modelwohnung an und empfing dort Kunden unter anderem für erotische Massagen. Wie die Polizei Anklam mitteilte, ist nach den bisherigen Erkenntnissen und den gefundenen Spuren ein Gewaltverbrechen nicht auszuschließen.
- Überfall auf Münchner Juwelier: Mitten in der Münchner Innenstadt schlagen Räuber zu. Ganz in der Nähe des Polizeipräsidiums machen sie fette Beute - und flüchten auf E-Scootern.
- Überfall auf eine Tankstelle in Ehlen: Im Dezember 2023 haben zwei jungen Männer mit einer Pistole bewaffnet in einer Tankstelle rund 600 Euro erbeutet. Die Täter gelangten mit dem Bus zum Tatort und waren auf den Aufnahmen der Überwachungskamera zu erkennen. Sie trugen Corona-Schutzmasken und dunkle Kleidung.