• Jan Böhmermann hat jetzt tatsächlich auch noch eine Kochsendung.
  • Bei der Premiere von "Böhmi brutzelt" empfing der Satiriker den Rapper Xatar.
  • Der erzählte bei Köfte-Spießen nebenbei von seinen kulinarischen Erfahrungen im Knast.

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"Ich mach eine Kochshow, um alle Leute, die Kochshows lieben, und alle, die Kochshows hassen, gleichermaßen zur Weißglut zu bringen", gibt Jan Böhmermann direkt zu Beginn seiner neuen Sendung die Richtung vor, in die es gehen wird. Er meint das wirklich ernst. Und er wird, wie immer, Kritikern Grund geben, sich über ihn aufzuregen.

"Böhmi brutzelt" also - sein Haussender traute diesem Braten lange nicht, wie der 40-Jährige im Interview mit der dpa berichtet hatte: "Ich glaube, ich bin der erste Fernsehmoderator in der Geschichte des ZDF, der den Sender aufwendig überreden musste, bitte, bitte eine Kochshow machen zu dürfen. Ich dachte, Kochsendungen werden einem im Fernsehen hinterhergeschmissen!", wundert sich der 40-Jährige.

Jan Böhmermann: Vorbild Alfred Biolek

Die Idee für eine eigene Kochshow sei im Lockdown entstanden: "In der Pandemie wurden wir alle zurückgeworfen, auf das, was wirklich zählt: Essen", meint Böhmermann. Im Podcast "Fest & Flauschig", den Böhmermann mit Olli Schulz moderiert, hatte er keinen Geringeren als den jüngst verstorbenen Kochshow-Pionier Alfred Biolek ("Alfredissimo") als Inspiration benannt. Der entlockte seinen prominenten Gästen am Herd so manch' privates Geheimnis, während reichlich Rotwein geschlürft wurde.

Das gibt es beim bekennenden Wenigtrinker Böhmermann nicht. Stattdessen serviert er seinem Premierengast, dem Rapper, Produzenten und "gelegentlichen Berufsverbrecher" Xatar, einen mit Zimt veredelten Ayran - ausgewählt, wie alle Getränke, von einem externen Getränke-Fachmann. Auf den Tisch kommt bei Böhmi klassische deutsche Hausmannskost: Rinderrouladen. Der Rapper macht Köfte-Spieße. "Ich habe vor dem Dreh noch schnell meine Mutter angerufen für das Rezept", berichtet Xatar, denn eigentlich kocht der Besitzer eines Köfte-Imbisses in Köln selbst kaum noch.

Köfte und Knastgeschichten

Große Schritt-für-Schritt-Erklärungen darf man sich hier also nicht erwarten. Bei "Böhmi brutzelt" ist es eher so, als wenn man Freunde zum gemeinsamen Kochen nach Hause in die WG-Küche einlädt. Das Kochen wird irgendwo zur Nebensache. Beim gemeinsamen Schnippeln tauscht man sich aus. Da können dann auch ernste Themen angeschnitten werden. Bei Rapper Xatar heißt das: seine kriminelle Vergangenheit. Böhmermann gibt ihm geschickt eine Vorlage: "Du hast ja auch schon mal in einer Knastküche gekocht ..." Nicht nur in einer, erfährt man, während Xatar sich über die große Reibe freut: "So was hatten wir im Knast nicht.

Die meiste Zeit habe er sich im Gefängnis von Thunfisch in Dosen ernährt. Oftmals sei das Essen so mies gewesen, dass man den Essenswagen trotz Hungers vorbeigewunken habe. Mit zwei Ausnahmen: "Das Knastessen in Bayern und Baden-Württemberg ist unfassbar gut", lässt Xatar wissen. Während der Rapper mit den Händen Lammhack knetet, erinnert er sich an seine trostlose Kindheit in Bonn als Kind iranischer Einwanderer: Gemobbt in der Schule, auf dicke Hose gemacht in der Nachbarschaft, der vorgezeichnete Weg ins kriminelle Milieu: "Man wägt ab: Ich mache das so lange, bis ich geschnappt werde", erzählt er. Und geschnappt wird er: 2009 überfällt er mit anderen einen Goldtransporter. Insgesamt fünf Jahre sitzt er deswegen ein. Heute bereut er seine Taten: "Ich bin durch damit. Das, von dem alle rappen ... am Ende lohnt es sich nicht", warnt Xatar.

Xatar: "Ich dachte, meine Eltern sind Psychos!"

Böhmi bastelt derweil an seinen Rinderrouladen und gibt gleichfalls Privates preis. Er habe ja auch schon des Öfteren Stress mit der Justiz gehabt, Stichwort Erdogan. Außerdem sei er fünf Jahre lang Schöffe an einem deutschen Gericht gewesen. Xatar staunt. Die Zuschauer staunen vermutlich über etwas anderes: Böhmermann kann wirklich kochen. In dunkelblauer Schürze und mit geübten Griffen mischt er die Soße für sein Leibgericht zusammen, während Xatar von einem frühkindlichen Trauma erzählt: "Plötzlich stand da ein gehäuteter Lammkopf in der Küche! Ich dachte, meine Eltern sind Psychos!"

"Ich habe da mal was vorbereitet", strahlt Böhmermann kurze Zeit später und holt aus den Tiefen seiner Küche die fertigen Rinderrouladen. So ganz happy ist er dennoch nicht: "Ich muss kritisieren, dass ich hier keine Rouladenringe zum Anrichten habe wie bei meiner Oma." Xatar ist dennoch beeindruckt: "Du kannst gut kochen!" Am Ende sitzen beide an einem Tisch und essen. Böhmermann freut sich mit vollem Mund: "Lecker!"

Das ist absolut unspektakulär und dennoch - oder vielleicht auch deswegen - unterhaltsam. "Why not a Kochshow?", hatte Böhmermann anfangs gefragt. Ja, wenn sie so entspannt daherkommt, warum eigentlich nicht? Gast in der zweiten Ausgabe von "Böhmi brutzelt" bei ZDFneo ist am Samstag, 31. Juli, 19.45 Uhr, "Let's Dance"-Jurorin Motsi Mabuse. In der ZDF-Mediathek ist die Folge schon tags zuvor abrufbar.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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