"Bauer sucht Frau – Die Traumhochzeit von Gerald & Anna". Dieser Titel lässt eigentlich wenig Gründe, warum man sich die Show noch ansehen sollte, schließlich ist damit bereits alles gesagt: Anna und Gerald von "Bauer sucht Frau" heiraten und es wird super. Dieses Urteil liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber zumindest kann man sagen: So schlimm wie befürchtet war es nicht.
Traumhochzeit bei "Bauer sucht Frau". Wer gutes Fernsehen liebt, wird sich bei dieser Konstellation denken: Mensch, das sind ja gleich zwei Fehler in einem. Eine Hochzeit im Fernsehen, das lehrt die Erfahrung, ist in der Regel entweder langweilig oder schlimm anzusehen. In vielen Fällen sogar beides.
Wie Langeweile zelebriert wird, zeigt uns zum Beispiel jedes Mal die königliche Familie aus England, wenn man stundenlang dabei zusehen darf, wie nichts passiert und selbsternannte Adels-Experten währenddessen erklären, warum der uneheliche Schwippschwager des königlichen Cousins nun bordeauxfarbene Socken zu seinem lila Schlips trägt.
Die Rangliste der Kategorie "schlimm anzusehen" führt dagegen immer noch die RTL2-Hochzeit von
Anna und Gerald beim Sachen machen
Subsumieren wir Hochzeiten im Fernsehen also unter "schlimme Langeweile". Wenn diese dann auf "Bauer sucht Frau" trifft, dann ist das so, als würde man einen Reis-Cracker in flüssige Schokolade tauchen, mit Puderzucker bestreuen und zum Schluss in Zuckerwatte rollen. So zumindest die Befürchtung.
Diese, lassen wir die Katze an dieser Stelle einmal aus dem Sack, erfüllt sich bei "Bauer sucht Frau - Die Traumhochzeit von Gerald & Anna" nicht. Das heißt nicht, dass es nicht langweilig gewesen ist, aber immerhin nicht schlimm langweilig.
Zur Erinnerung: Anna und Gerald lernten sich im Sommer 2017 bei "Bauer sucht Frau" kennen, verliebten sich, wollten heiraten und bei Farmer Gerald in Namibia zusammenziehen.
Also sieht man nun: Anna beim Auszug, Umzug und Einzug, Anna und Gerald beim Hochzeit vorbereiten, Annas Mutter beim "Gerald ist ein feiner Kerl"-Sagen, Anna und Gerald beim In-Polen-heiraten, Anna und Gerald beim Brauchtum pflegen, Anna und Gerald beim Hochzeitstanz vergeigen, Anna und Gerald beim Nochmal-in-Namibia-heiraten, Anna und Gerald beim Arbeiten auf der Farm, Anna und Gerald beim Bett kaufen, Anna und Gerald beim "Ja"-Sagen. Das kann man spannend finden oder auch nicht – schlimm war es jedenfalls nicht.
Dass das Ganze nicht den befürchteten Zuckerüberguss bekommt, liegt zum großen Teil daran, dass man sich entschieden hat, die beiden mehr oder weniger frei bei all dem zu begleiten und nicht mit irgendwelchen arrangierten Scheunenfesten oder ähnlichen Konzepten einzugreifen. Sogar
Entschuldigung angenommen
Stattdessen erlebt man ein mehr oder weniger typisches Paar bei einer mehr oder weniger typischen Hochzeit und all dem Kram, den man beim Heiraten und Zusammenziehen eben so macht.
Inklusive der unangenehmen Hochzeitsspielchen, die beim Zusehen im Fernsehen nicht weniger unangenehm werden, als wenn man sie vor Ort miterleben würde.
Trotzdem kann RTL natürlich auch nicht aus seiner Haut und presst hier und da noch ein bisschen Format-Fernsehen hinein.
Es gibt die typischen gestellten Dialoge, Inka Bause kommentiert wie immer Offensichtlichkeiten und natürlich nervt es, wenn die Produktionsfirma jede Szene in Namibia mit Musik unterlegt, die sie auch nur irgendwie für afrikanisch hält.
Alles in allem ist "Die Traumhochzeit von Gerald & Anna" aber eine völlig unaufgeregte Begleitung eines sympathisch wirkenden Paares beim Heiraten. Dementsprechend sind auch die eigentlichen Hochzeitsfeiern dann so, wie man sie von der eigenen oder einer fremden Hochzeit kennt, vielleicht ohne den Umstand, dass Inka Bause aus dem Off dazwischenquasselt.
Werten wir als diesen Versuch, weder den Zuschauer noch das Brautpaar zu beschämen, als erste zarte Wiedergutmachung der RTL-Gruppe für die Katzenberger-Hochzeit und nehmen die Entschuldigung an.
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