- Nach knapp zwei Jahren Pause ist der Barcelona-Krimi zurück.
- Das Ermittler-Duo Anne Schäfer und Clemens Schick bekommt es mit zwei neuen Fällen in der katalanischen Metropole zu tun.
- Im Interview mit unserer Redaktion sprechen Schäfer und Schick über ihre Beziehung zur Stadt Barcelona, die Ansprüche an einen Krimi im Streaming-Zeitalter und ihre Figuren Fina Valent und Xavi Bonet.
Frau Schäfer, Herr Schick, seit 2017 ermittelt das Duo Fina Valent und Xavi Bonet in Barcelona. Wie viel Zeit haben Sie mittlerweile in der Stadt verbracht?
Muss man eine enge Beziehung zu einer Stadt aufbauen, um ein einheimisches Ermittler-Team spielen zu können?
Schick: Wir haben das große Glück, dass wir größtenteils mit einem spanischen Team arbeiten. Dadurch, dass wir beide jetzt seit sechs Jahren immer wieder in diese Stadt kommen und dort leben, haben wir Barcelona wirklich schon gut kennengelernt. Wir suchen immer die Orte, die nicht zu touristisch sind. Wir leben auch immer etwas außerhalb des Stadtzentrums. Wenn man zwei bis drei Monate pro Jahr in so einer Stadt ist, lernt man auch den Alltag kennen. Dadurch bekommt man ein Gefühl für die Stadt.
Schäfer: Clemens und ich versuchen möglichst wenig nach Hause zu fliegen, um das Klima zu schonen. Wir sind auch an den Wochenenden dort. Und dann fängt man natürlich an, sich anders in einer Stadt zu bewegen, als wenn man nur am arbeiten ist. Das Interesse geht schnell über das hinaus, was die Stadt einem auf den ersten Blick bietet oder was im Reiseführer vermittelt wird. Je mehr Zeit ich in Barcelona verbringe, desto interessanter wird die Stadt für mich.
Was macht Barcelona zur idealen Kulisse für einen Krimi?
Schäfer: Die Stadt hat zwei Gesichter. Da ist das schöne, touristische Gesicht. Aber Barcelona ist auch eine moderne Großstadt. Mit allen Problemen, die eine solche Großstadt hat. Deshalb bietet sie eine gute Bühne für Kriminalgeschichten.
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In "Blutiger Beton" aus dem Jahr 2020 geht es um die Gentrifizierung Barcelonas. Ist es eine Besonderheit der Krimi-Reihe, auch solche Themen aufzugreifen?
Schick: Wir haben das Interesse, Geschichten zu erzählen und Filme zu machen, die uns herausfordern. Die das Team, aber vor allem auch die Zuschauer herausfordern. Ich habe das Gefühl, dass wir dem immer näherkommen, je länger wir an der Reihe arbeiten. Die Regisseurin Carolina Hellsgard und der Kameramann Patrick Orth kommen vom Kino. Auch mit Schauspielern wie Bernhard Schütz, Alex Brendemühl oder Alexander Beyer wird ein Level an Qualität gesetzt, das wir suchen.
Schäfer: "Weiterentwicklung unserer beiden Charaktere"
Was kann das Publikum von den beiden neuen Filmen "Der längste Tag" und "Der Riss in allem" erwarten?
Schäfer: Auf jeden Fall eine Weiterentwicklung unserer beiden Charaktere. Da sind wir in einem ständigen Arbeitsprozess. Man kann auch tolle Bilder erwarten, unser fantastischer Kameramann Patrick Orth hat sehr kinoartige Bilder gemacht. Und fantastische Schauspielerinnen und Schauspieler, wie Bernhard Schütz, Alex Brendemühl, Alexander Beyer, Samia Chancrin und Victoire Laly.
Schick: Wir führen das Interview hier gerade per Zoom auf dem Bildschirm eines Tablets oder Computers. Auch Fernsehen findet mittlerweile auf solchen Bildschirmen statt und ist gewissermaßen international geworden. Seit die Streamingdienste nach Deutschland gekommen sind, haben sich die Sehgewohnheiten verändert. Deutsche Projekte werden jetzt auch international wahrgenommen. Und diesen Wettbewerb wollen wir eingehen. Wir wollen uns mit internationalen Formaten messen. Wir wollen Thriller erzählen, die atemberaubend sind und einen nicht loslassen. Dafür braucht es ein großartiges Team, dafür muss man hoch hinauswollen.
Sie verkörpern den eigenwilligen Ermittler Xavi Bonet. Wie geht es mit ihm weiter?
Schick: Wir entwickeln gerade Geschichten, dem möchte ich jetzt nicht vorgreifen. Wir sind jetzt in einem Prozess, in dem wir uns die Filme anschauen und uns fragen: Wo wollen wir hin? Wo können wir uns noch mehr fordern? Wir haben alle Lust, weiterzumachen, weil die Reihe immer besser wird und uns immer mehr zufriedenstellt.
"Die meisten Frauen tragen ihre Mutterrolle nicht vor sich her"
Frau Schäfer, Sie haben auch schon in anderen Krimi-Formaten wie dem "Tatort" und "SOKO Köln" mitgespielt. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit für solche Formate vom Barcelona-Krimi?
Schäfer: Die Arbeit an sich unterscheidet sich nicht. Weil ich alle Formate, die ich mache, mit der gleichen Intensität und dem gleichen Ehrgeiz angehe. Es unterscheidet sich insofern, dass ich in meinem Spielpartner und der Produktionsfirma Partner gefunden habe, die mindestens genauso ehrgeizig sind wie ich. Wir sind in einem ständigen Entwicklungsprozess, diese Chance hatte ich bei den anderen Formaten nicht.
Ihre Figur Fina Valent bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen dem Beruf der Polizistin und der Rolle als alleinerziehender Mutter. Wird das auch in den neuen Filmen thematisiert?
Schäfer: Wir wollen den Schwerpunkt auf verschiedene Aspekte der Figuren legen. Fina zeichnet sich schließlich nicht nur dadurch aus, dass sie Mutter und Kommissarin ist. Die meisten Frauen tragen ihre Mutterrolle nicht vor sich her. Ich finde die Problematisierung davon, wie man Mutter sein und einen anspruchsvollen Job unter einen Hut kriegt, antiquiert! Nahezu die Hälfte der Menschheit schafft das. Die männliche Hälfte wird das einfach in der Regel nie gefragt. Das Problem als alleinerziehender Elternteil ist meistens das Geld und nicht die Elternrolle. Das ist ein gesellschaftliches Problem
Wie sehr hat die Corona-Pandemie die Dreharbeiten beeinflusst?
Schäfer: Wir konnten 2020 nicht drehen. Das war sehr schade. Aber wir hatten das große Glück, dann letztes Jahr zu einer Zeit in Spanien drehen zu können, in der die Inzidenzen sehr niedrig waren. Was natürlich auch daran liegt, dass die Impfbereitschaft dort sehr viel höher ist. Gleichzeitig hatten wir eine sehr große Verantwortung für unser Team. Deshalb konnte und wollte ich nicht an dem "normalen" Leben in Barcelona teilnehmen, um unsere Produktion nicht zu gefährden. Deshalb habe ich sehr viel Zeit alleine oder im engen Kreis der Produktion verbracht.
Die private Freundschaft soll nicht vor die Kamera
Sie beide verbindet eine Freundschaft, die schon lange besteht. Wie schwierig ist es, ein Ermittlerteam zu spielen, das noch nicht so vertraut ist?
Schäfer: Clemens und ich können sehr offen miteinander umgehen. Wir können uns mit Inhalten auseinandersetzen und müssen keine falsche Rücksicht aufeinander nehmen. Vor der Kamera ist das natürlich eine Herausforderung, wieder in die Distanz zu gehen und nicht unsere private Freundschaft abzubilden.
Schick: Wir müssen uns schon immer daran erinnern, dass unsere Charaktere eine größere Distanz zueinander und nicht das Vertrauen haben, das wir privat miteinander haben. Gerade wenn man viel Zeit miteinander verbringt, muss man wach bleiben und zusehen, dass man diese Vertrautheit nicht mit vor die Kamera nimmt.
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