"Alle gegen 1" ist wieder da. Nach einem Jahr Pause startete am Samstagabend die zweite Staffel der Unterhaltungsshow, bei der die Kandidaten den Ausgang von Sinnfrei-Experimenten einschätzen müssen. So weit, so unterhaltsam, heimlicher Hauptdarsteller war aber die dazugehörige App – und das war keine gute Nachricht für ProSieben. Denn die sorgte für ordentlich Frust bei den Zuschauern

Christian Vock
Eine Kritik
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Es gibt ungeschriebene Gesetze, die wohl jeder aus seiner Kindheit kennt: Nicht an den Haaren ziehen ist so eines. Oder: Nicht petzen! Oder aber eben: Nicht alle gegen einen, denn das ist bekanntlich unfair.

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Bei ProSieben ist "alle gegen einen" aber nicht unfair, sondern seit 2018 sogar gewolltes Spielprinzip einer Unterhaltungsshow. "Alle gegen 1" (ausgesprochen: "Alle gegen einen" und nicht etwa "Alle gegen die Eins"), heißt die Show wenig originell und ist nach etwas über einem Jahr zurück auf dem Bildschirm.

So simpel der Name, so komplex ist das Regelwerk – zumindest für eine Samstagabendshow: Ein Kandidat oder eine Kandidatin muss im Studio nacheinander 13 Schätzfragen beantworten. Die korrekte Antwort wird dann jeweils durch ein Experiment ermittelt. Gleichzeitig können alle anderen Menschen, in der Show einfachheitshalber "Deutschland" genannt, ebenfalls das Ergebnis mit Hilfe einer App schätzen.

Wer näher an der korrekten Antwort liegt, bekommt einen Geldbetrag gutgeschrieben. Die Höhe des Betrages steigt von Frage zu Frage. Wenn der Kandidat die Finalfrage richtig schätzt, darf er das bislang erspielte Geld behalten. Im besten Fall wären das 100.000 Euro. Sollte "Deutschland" gewinnen, wird ein App-Nutzer per Zufall als Gewinner ausgewählt.

"Alle gegen 1": komplexe Regeln, aber originelle Experimente

Da aber eine ProSieben-Show nicht ohne Promis auskommt und Promis offenbar auch nicht ohne ProSieben-Shows, sitzen Smudo von den Fantastischen Vier und Sophia Thomalla als Joker für die Kandidaten im Studio. Außer der prominenten Unterstützung gibt es noch einen Heimat- und einen "Annäherungsjoker", bei dem der Tipp des Kandidaten um 20 Prozent Richtung richtiger Antwort korrigiert wird.

In der Theorie klingt das nach mehr, als es in der Praxis ist, am Ende reduziert sich das Ganze auf die Frage, wer näher am Ergebnis ist – "Team Deutschland" oder der Kandidat. In der ersten Ausgabe der neuen Staffel ist es die 31-jährige Finanzberaterin Sofia El Mestary aus Reutlingen, die sich durch die 13 Fragen schätzen muss und die haben in der Regel die Atmosphäre einer "Wetten, dass..?"-Außenwette.

In Runde eins hat ProSieben 25 Türsteher, Typ Eisenpumper, auf einem Rollfeld versammelt, mit der Aufgabe, ein Flugzeug mit einem Seil am Abflug zu hindern. Nach und nach verlässt einer der Muskelmänner das Seil und die Frage in diesem Experiment ist deshalb: Wie viele Männer braucht es, um das Flugzeug am Start zu hindern?

Die Experimente der anderen Runden sind nicht weniger originell: Wie viele Luftballons zerbeissen drei Hunde in 90 Sekunden, wie viele Menschen kommen in Hamburg zu einer Kissenschlacht, wie viele Gartenzwerge überleben eine Explosion, wie viele Liter Saft können Smudo und Thomalla aus Trauben stampfen und so weiter.

"Alle gegen 1" ist, wenn die App nicht funktioniert

Eigentlich hat "Alle gegen 1" damit alles, was eine Samstagabendshow zu einer guten Samstagabendshow machen kann: ein Spielkonzept, das aus den üblichen Shows heraussticht, Promis, ein launiger Moderator und Interaktivität für die Zuschauer.

In der Praxis sieht das am Samstagabend aber nicht mehr ganz so rosig aus. Die Experimente, da kann man nicht meckern, sind tatsächlich originell. Die Promis, allen voran Smudo, zeigen sich an diesen Abend aber nur mäßig motiviert, ihren Unterhaltungsbeitrag zur Show zu leisten.

Der Moderator war tatsächlich launig, allerdings nicht Elton im Studio, sondern Bastian Bielendorfer, der die Experimente moderierte. Wenn es unterhaltsam wurde, dann nur, wenn Bieledorfer ran durfte.

Besonders bitter wurde aber die Sache mit der Interaktivität. Für ProSieben, aber besonders für diejenigen Zuschauer, die mit der App mitspielen wollten, denn die App funktionierte nicht. Zumindest nicht durchgängig. Immer wieder musste Elton einräumen, dass die App ihren Dienst eingestellt hat und deshalb das Studiopublikum für Deutschland einspringen muss.

Auf Twitter dokumentieren zahlreiche Kommentare den Frust der Zuschauer. Das ist für alle Beteiligten ärgerlich, aber für den Unterhaltungswert der Show nicht kriegsentscheidend – zumindest nicht alleine. Zusammen mit den angesprochenen Mängeln und vor allem der viel zu langen Dauer war die Auftaktfolge der neuen Staffel aber alles in allem eine eher durchwachsene Veranstaltung.

Immerhin für Kandidatin Sofia hat sich der Abend gelohnt, denn sie liegt bei der entscheidenden Finalfrage näher dran als Deutschland und gewinnt 34.000 Euro. Da kann ihr dann auch egal gewesen sein, ob die App nun funktioniert hat oder nicht.

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