"Weder lustig, noch geil, noch innovativ", so kommentiert Oliver Pocher das Comeback von Stefan Raab in dieser Woche in seinem Podcast. Dabei arbeiteten die beiden einst eng zusammen.

Eine Kritik
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Der Podcast der Pochers ist nur so erfolgreich, wie die Schlagzeilen, die er generiert. In den vergangenen Monaten war das fast exklusiv die Trennung von Ehefrau Amira, doch daran hat sich Oliver Pocher zur Genüge abgearbeitet. Nachschub muss her. Nur, was könnte das in dieser Woche sein? Die Meinung von Oliver Pocher und Sandy Meyer-Wölden zu Herzogin Kate? Interessiert niemanden.

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Dass Pocher mal wieder seinen CO₂-Fußabdruck ausgereizt hat und Ostern in Dubai verbracht hat, mit einigen Influencern im Pool, die er nicht erkannte? Gibt es auch bei "Die Geissens". Die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen Sean Diddy Combs? Darum kümmern sich die amerikanischen Behörden. Der April-Scherz, auf dem Pocher und Meyer-Wölden auf Instagram posierten und eine Schwangerschaft andeuteten? Was haben wir gelacht!

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Nein, in dieser Woche muss Stefan Raab herhalten, dessen vermeintlicher April-Scherz wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekam, als der von Oliver Pocher. Kurz zur Erklärung: Raab zog sich vor neun Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. In seinem Fall heißt das: komplett. Keine Auftritte im Fernsehen, keine Interviews, blanke Social-Media-Kanäle. Auf seinem Instagram-Profil nur ein Bild seines Auftritts in der Kölner Lanxess Arena 2018, gepostet vor 285 Wochen.

Das ändert sich, als er Ende März ein aufwendig produziertes Video postet. Darin rudert sein alter Kompagnon Elton auf einem Gebirgssee auf den angelnden Raab zu. Der ist nur von hinten zu sehen, graue Haare, dicker. Elton versucht ihn zu überzeugen, zurückzukommen, doch Raab weigert sich, er hätte doch schon alles gemacht. Er wolle jetzt Influencer werden, so wie Pamela Reif. Wenn er in drei Tagen neun Millionen Follower sammelt, dann käme er zurück. Stichtag: der 1. April.

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Ganz geklappt hat das nicht, aber dieses eines Video brachte Stefan Raab innerhalb weniger Tage 2,9 Millionen Follower ein und Kommentare von Rapper Haftbefehl ("Der Babo ist zurück!") bis zur Polizei Hannover ("Wir stehen für Raab in Gefahr 2.0 jederzeit zur Verfügung"). Was wie ein April-Scherz wirkte, ist keiner.

Der Moderator hat verkündet, ein drittes Mal gegen Boxerin Regina Halmich in den Ring zu steigen. Der Termin steht fest, die ehemalige Weltmeisterin hat den Kampf bestätigt. Am 14. September treten beide im PSD Bank Dome in Düsseldorf gegeneinander an. Warum sich Stefan Raab mit 57 Jahren das noch einmal antut, ist unklar. Nicht zu überhören ist aber: Den Pochers passt das gar nicht.

Raabs Comeback als Boxkampf kann Pocher nicht nachvollziehen

"Hat mich so genervt, das ganze Scheiß-Osterwochenende", sagt Sandy Meyer-Wölden in dieser Woche. Ständig hätten sich Leute bei ihr gemeldet, damit sie Stefan Raab auf Instagram folgt. "Ich weigere mich", sagt sie. Oliver Pocher entgegnet ihr zwar: "Grundsätzlich ist es ja schön, dass Stefan wieder zurückkommt", relativiert aber, dass sein Video "weder lustig, noch geil, noch innovativ" war. Er verstehe zwar, dass Raab zurückkommen will, kann aber nicht nachvollziehen, dass das ausgerechnet für einen Boxkampf sei.

Die beiden fühlen sich genötigt zu erklären, dass ihre Kinder Raab gar nicht mehr kennen würden. Was auch nicht schwer ist, wenn sie in den USA leben. 2,9 Millionen Menschen scheinen das anders zu sehen. Oliver Pocher schließt das Ganze mit einem klassischen Cliffhanger ab: "Ich habe meine eigene Geschichte mit Stefan Raab." Die werde er aber irgendwann mal erzählen.

Stefan Raab arbeitete mit Oliver Pocher zusammen

Welche das sein wird, ist nicht schwer zu erraten. Stefan Raab und Oliver Pocher beginnen ihre Karriere als "junge Wilde" beim Musiksender Viva, erregen Aufmerksamkeit durch ihre respektlosen Shows, sind oft beleidigend und werden für ihre Scherze verklagt. 1999 wechselt Raab zu ProSieben und entwickelt sich zum prägenden Fernsehmacher der Nullerjahre. Neben seiner Late-Night-Show "TV Total" erfindet er zahllose andere Formate wie "Schlag den Raab", "Die Wok-Weltmeisterschaft" oder das "TV Total Turmspringen", pokert im Fernsehen, spielt mit dem Auto Fußball. Für den Eurovision Song Contest castet er Lena Meyer-Landrut, die den Wettbewerb mit dem Lied "Satellite" gewinnt.

Pocher folgt 2003 nach, nach seiner Zeit bei Viva startet seine eigentliche Fernsehkarriere bei ProSieben mit "Rent a Pocher", produziert von Stefan Raabs Firma Brainpool. Er ist so etwas wie sein Förderer. Die Verbindung der beiden endet, als Pocher zur ARD wechselt, um neben Harald Schmidt dessen Late-Night-Show zu moderieren. Die Show scheitert, in einem legendären Beitrag nennt Schmidt Pocher vor laufenden Kamera "so 'ne kleine miese Type". Seitdem hat sich das Verhältnis zu Harald Schmidt als auch zu Stefan Raab deutlich abgekühlt.

Amira und Oliver Pocher
"Selbst wenn er mich sieht, geht er stumm vorbei", sagte Oliver Pocher in seinem Podcast über eine Begegnung mit Stefan Raab. Amira Pocher entgegnete damals: “Der hasst dich.“ © picture alliance /SvenSimon/Malte Ossowski

Amira zu Oliver Pocher: "Der hasst dich"

In einer vergangenen Folge seines Podcasts "Die Pochers", damals noch mit Amira, berichtete der Komiker, dass Raab ihn nicht einmal beachten würde, wenn er ihn in Köln treffen würde. "Selbst wenn er mich sieht, geht er stumm vorbei", sagte er damals. Amira Pocher entgegnete: "Der hasst dich."

Drei Jahre später klingt das natürlich etwas diplomatischer: "Privat und beruflich wünsche ich ihm nur das Beste", sagt er in der aktuellen Ausgabe von "Die Pochers - Frisch recycelt" in dieser Woche. Eine schöne Umschreibung dafür, dass man sich nichts mehr zu sagen hat.

Vielleicht ist es aber auch ein wenig der Neid. Raab gilt heute als Innovator, der sich weiterentwickelte und viele TV-Formate erfand und produzierte. Oliver Pocher ist noch immer der Krawall-Komiker, der dasselbe macht wie zu Beginn seiner Karriere. Statt Casting-Sternchen sind heute Influencer und seine Ehefrau Ziel seines oft verletzenden Spotts.

Doch kaum ist Raab zurück, pulverisiert der seine mühsam aufgebaute zweite Karriere in den sozialen Medien. In nur wenigen Tagen sammelte der Ex-TV-Rentner mehr Follower auf Instagram als Pocher und Meyer-Wölden zusammen. Das tut weh.

Endet damit die Geschichte von Stefan Raab und Oliver Pocher? Natürlich nicht, es geht erst los. Umso präsenter Raab in den kommenden Monaten sein wird, um so mehr wird sich Pocher auf ihn zu stürzen. Zu groß ist das öffentliche Interesse. Einen kleinen Vorgeschmack gab Pocher schon vor einigen Tagen: Unter einem gemeinsamen Foto kommentierte der Komiker: "Jetzt, wo Stefan Raab Influencer ist, sollte ich mal eine Bildschirmkontrolle über ihn machen. Gibt einiges Interessantes zu erzählen." Ob das Stefan Raab auch so sieht, steht nicht zu erwarten. Oliver Pocher wird das nicht abhalten. Er hat ein neues Opfer gefunden. Seine Frau Amira wird es freuen.

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