Die Irin Shelby Lynn hat im Frühjahr 2023 schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben. Nun hat Lindemanns Anwalt neue Erkenntnisse aus den Ermittlungsunterlagen veröffentlicht, die aus Sicht der Anwälte nur einen Schluss zulassen.

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Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Irin Shelby Lynn Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben hat. Sie hatte im Frühjahr 2023 das Rammstein-Konzert in Vilnius in Litauen besucht. Danach hatte die heute 24-Jährige auf Twitter geschrieben, dass ihr dort K.o.-Tropfen verabreicht worden seien und sie am nächsten Tag mit blauen Flecken am Körper aufgewacht sei. Sie habe sich an nichts erinnern können. Weiter stellte sie aber klar, dass es zu keinem sexuellen Kontakt mit Till Lindemann gekommen sei. Er habe ihr "Nein" akzeptiert.

In Lynns Posting auf X hieß es damals: "Ich bin das Mädchen, das bei Rammstein gespiked wurde." Der Ausdruck "Spiking" bedeutet, dass Menschen, oftmals Frauen, etwas ohne deren Wissen ins Getränk gemischt wird.

Am Tag nach dem Konzert, das am 22. Mai stattgefunden hat, hatte sich Shelby Lynn an die Polizei in Vilnius gewandt. Diese wiederum habe danach Lynn selbst und einen Zeugen vernommen, hieß es damals. Etwa einen Monat später teilte die litauische Polizei mit, kein Strafverfahren gegen Lindemann einzuleiten, da "keine objektiven Tatsachenbeweise hätten ermittelt werden können, die belegen würden, dass die Frau körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde".

Lindemann-Anwalt: "Vorwürfe haben keinerlei Substanz"

Jetzt, ein Jahr später, hat die Kanzlei Schertz Bergmann Rechtsanwälte, die Lindemann vertritt, eine Presseerklärung veröffentlicht. Laut dieser hatte der litauische Strafverteidiger Lindemanns nun Zugriff auf die Unterlagen aus dem Ermittlungsverfahren der Polizei in Vilnius. In der Erklärung heißt es: "Aus den Unterlagen ergeben sich neue Erkenntnisse zu den Vorwürfen von Shelby Lynn und der Berichterstattung im 'Spiegel'."

Und weiter: "Nach eigenen Angaben hat die Antragstellerin während des Konzerts verschiedene alkoholische Getränke konsumiert: Einen Cocktail aus Wodka und einem Energydrink, einen Schaumwein, 'Prosecco', sowie Tequila. Auch wenn die Antragstellerin nicht klar dargelegt hat, welche Mengen sie während des Konzerts getrunken hat, geht aus ihren eigenen Angaben hervor, dass es sich um eine erhebliche Menge Alkohol gehandelt hat, da sie verschiedene alkoholische Getränke, einschließlich harter Getränke, konsumiert und gemischt hat."

Außerdem schreibt die Kanzlei in ihrer Presseerklärung: "Anders als Shelby Lynn in den sozialen Netzwerken behauptet hat, war sie also nach den Feststellungen der Polizei in Vilnius anlässlich des Rammstein-Konzerts vom 22.05.2023 aufgrund von Eigenkonsum stark alkoholisiert. Aus den Unterlagen ergibt sich des Weiteren, dass Shelby Lynn vor oder während des Rammstein-Konzerts am 22.05.2023 Cannabis zu sich genommen hat. [...] Soweit in den Ermittlungsunterlagen festgehalten ist, dass Shelby Lynn vor bzw. während des Rammstein-Konzerts in Vilnius am 22.05.2023 erhebliche Mengen Alkohol und zudem Cannabis zu sich genommen hat, spricht dies gegen die von ihr erhobene Anschuldigung, sie sei gespiked worden. Es deutet alles darauf hin, dass die von ihr geschilderten Erinnerungslücken und die von ihr behaupteten Verletzungen auf den Eigenkonsum unterschiedlichster alkoholischer Getränke und von Cannabis zurückzuführen sind."

Die Erklärung schließt mit diesen Worten: "Hiernach wird immer deutlicher, dass die von Shelby Lynn erhobenen Vorwürfe gegenüber unserem Mandanten und der Band Rammstein keinerlei Substanz haben. Soweit die Vorwürfe von den Medien aufgegriffen und weiterverbreitet wurden, müssen diese insbesondere im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit von Shelby Lynn neu bewertet werden."

Berliner Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen ein

Nachdem Shelby Lynn im Frühjahr 2023 ihre Vorwürfe auf Twitter öffentlich gemacht hatte – wo sie immer noch verfügbar sind –, meldeten sich weitere Frauen zu Wort und sagten, Ähnliches auf Rammstein-Konzerten erlebt zu haben. Die "Süddeutschen Zeitung", der "NDR" und der "Spiegel" sprachen mit mehreren Frauen, die größtenteils anonym blieben und die von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen bei Rammstein-Konzerten sprachen.

Auch die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Juni 2023 Ermittlungen gegen Till Lindemann wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten eingeleitet. Diese wurden im August 2023 eingestellt. Dazu teilte die Staatsanwaltschaft damals mit, die Auswertung der verfügbaren Beweismittel habe keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass Lindemann "sexuelle Handlungen an Frauen gegen deren Willen vorgenommen" habe.

Till Lindemann selbst äußerte sich danach in einer Instagram-Story: "Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben. Till."

Rammstein sind derzeit wieder auf Europa-Tour, bei allein vier Konzerten in Dresden am Pfingstwochenende werden 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet. In Prag standen sie bereits auf der Bühne, es folgen unter anderem Auftritte in Athen, Barcelona, Kopenhagen und Dublin.

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