Ja, ich habe es auch kaum glauben können, aber Tom Kaulitz hat einen neuen Stift. Was das mit ihm macht, darüber erzählt er in der neuesten Folge seines Podcasts "Kaulitz Hills". Dort erfahren wir auch, welche Gefahren an Pfingsten in Deutschland lauern. Ob die Kaulitz-Brüder nun die jüngsten Boomer oder die ältesten Teenager der Welt sind, lässt sich indes leider nicht vollständig aufklären.
Einkaufen, beim Finanzamt um eine Verlängerung für die Steuererklärung bitten, ein Geschenk für Oma Utes Siebzigsten besorgen, die Waschmaschine reparieren lassen, die Hecke schneiden, die Kinder zum Sport bringen, die Kinder vom Sport abholen und endlich die Steuererklärung machen, für die man keine Verlängerung bekommen hat: An manchen Tagen ist die eigene To-do-Liste ziemlich lang. Noch länger wird sie nur, wenn man auch das Schreiben einer To-do-Liste auf die To-do-Liste schreibt.
Zum Glück aber gibt es Dinge, um die man sich nicht kümmern muss: das Altwerden zum Beispiel. Das kann man getrost von der To-do-Liste streichen, denn wie jeder weiß, passiert das Altwerden von ganz alleine. Das entdecken auch
Früher, gesteht Bill, habe er das auch gemacht und sich über die pikierten Erwachsenen gewundert. Doch das sei Vergangenheit: "Heute regt man sich auch über die mufflige Teenager-Art auf. Daran merkt man aber, dass man alt wird", erklärt Bill. Das ist interessant. Ich dachte immer, dass man merkt, dass man alt wird, wenn man Sätze sagt wie "Daran merkt man, dass man alt wird".
Sind Bill und Tom Kaulitz eigentlich Boomer?
Bill und Tom entdecken aber noch eine Möglichkeit des Altersnachweises. Nämlich die Antwort auf die Frage, wie häufig man Boomer-Wörter verwendet. Also gehen die beiden die Kandidatenliste für das "Boomer-Wort des Jahres" durch. "Donnerwetter", "dufte" "fetzig" "fuchsteufelswild" oder "Firlefanz" fänden sich ebenso darauf wie "Gedöns", "Frollein", "knorke" oder "Kokolores". Und weil es hier die eine oder andere Überschneidung mit Bills aktivem Wortschaft gibt, lautet Toms Urteil über seinen Bruder: "Du bist total der Boomer."
Nun klingt das ein bisschen despektierlich, dabei haben uns Boomer – oder auch "Baby-Boomer", wie Boomer sagen – doch außer Boomer-Wörtern noch eine ganze Reihe anderer großartiger Dinge beschert: Steppjacken, eine Allergie gegen das Gendern, ausgedruckte E-Mails, den Glauben, dass Boomern sehr vieles zusteht, mindestens aber ein SUV, Camp-David-Polo-Hemden, dass es Facebook 2024 immer noch gibt, das Laien-Weinkennertum und diese Handy-Hüllen mit Klappdeckel. Und natürlich Klischees über Boomer, aus denen man halbgare Witze machen kann.
Bill und Tom sind sich am Ende der Boomer-Diskussion aber nicht ganz sicher, wie groß der Boomer-Anteil in ihnen nun ist. "Wir sind gar nicht so Boomer", findet Bill, doch da kann ihm Tom nicht so ganz zustimmen: "Na ja, so halb. Wir sind irgendwas dazwischen", resümiert Tom und ich kann die Uneinigkeit verstehen. Die beiden haben in ihrer neuesten Podcast-Folge nämlich Ausschläge in beide Richtungen. Also Richtung Teenager und Richtung Boomer. Boomager quasi.
Ein neuer Stift, ein neues Lebensgefühl
Tom zum Beispiel erkennt im Alter von bald 35 Jahren rückblickend, "dass die Erwachsenen einfach immer techt hatten. Also, nicht immer, aber so 90 Prozent schon." Da bin ich komplett anderer Meinung. Warum? Das werde ich Ihnen nicht sagen, einfach, weil ich es Ihnen gar nicht sagen muss. Sie werden mir das glauben müssen, schließlich bin ich ein Erwachsener und die haben einfach immer techt. Also, nicht immer, aber so 90 Prozent schon. Sie werden mit den 10 Prozent Restrisiko leben müssen.
Aber der erwachsene Tom sagt noch andere Dinge. Zum Beispiel, dass er einen neuen Stift sein Eigen nennt. Der Stift sei hochwertig, mit Gravur, und ein Geschenk gewesen. Außerdem sagt Tom über den neuen, hochwertigen und gravierten Stift: "Ein neuer Stift ist gleich ein ganz neues Lebensgefühl." Bei so einem Satz kann ich jeden Teenager verstehen, der grußlos an Tom vorbeigeht.
Mit Bill hingegen könnte der mufflige Teenager mehr Spaß haben, als bei einem Gespräch mit Tom über gravierte Stifte. Denn wie in jeder Folge starten die Zwillinge mit einem von Tom gemixten Drink und die Wahl fiel diesmal auf einen Lemon-Litschi-Martini. Der schmeckt beiden gut, habe einige "Umdrehungen", erzeugt aber mit seinem Erscheinungsbild ganz bestimmte Assoziationen bei Bill: "Sieht aus wie Sperma." Man kann Tom gar nicht genug danken, dass er das Pendel aus der Schulhof-Humor-Ecke wieder in die andere Richtung schwingen lässt – wenn auch ein bisschen zu weit.
Was erlauben Pfingsten!
Tom seien bei einem Deutschland-Besuch über Pfingsten nämlich die besonderen Öffnungszeiten aufgefallen. "Es hat alles zu, an Feiertagen. Es hat alles zu!", stellt Tom fest und erkennt eine regelrechte Notlage: "Und am Wochenende ja sowieso schon! Wenn du dann noch ein Pfingstwochenende hast, dann musst du vorher im Prinzip einen Notfall-Einkauf machen!" Ja, in Deutschland haben die Geschäfte an einem Pfingstsonntag dreifach geschlossen, schließlich fällt der Pfingstsonntag nicht nur auf einen Sonntag, sondern auch noch auf ein Wochenende und auf einen Feiertag.
Aber nicht nur an Pfingsten sei die Einkaufssituation in Deutschland prekär, selbst ein einzelner Sonntag bringe Tom bereits in die Bredouille: "An einem Sonntag kriegst du ja in Deutschland nichts besorgt! Gar nichts! Stell dir vor, du willst jetzt einen guten Wein haben am Sonntag – kannste vergessen!" Sorry, Tom, aber ich will mir das gar nicht vorstellen. Alleine der Gedanke, jemand könnte einen Sonntag ohne eine Flasche Wein – oder noch schlimmer: mit einer schlechten Flasche Wein – verbringen, macht mich traurig. Da hat Tom wirklich die Achillesferse unserer Gesellschaft entdeckt.
Auch Bill findet die Einkaufseinschränkung an Sonn- und Feiertagen bedenklich: "Ja, das ist krass", meint er, ohne das Wort "krass" näher zu definieren. Aber die in Deutschland lebenden Menschen dürften ihn verstanden haben, schließlich rüttelt die Nina-Warn-App ganz Deutschland bereits Tage zuvor durch und weist auf die drohende Konsumgefährdung an Pfingsten hin. "Da gehört ganz viel Planung mit dazu", erkennt Bill die Herausforderungen eines Pfingsten in Deutschland.
Was sind Bill und Tom Kaulitz denn nun?
Ja, so ein Pfingstwochenende ist wirklich eine krasse Angelegenheit. Und trotzdem haben es die Menschen in Deutschland geschafft, nicht zu verhungern seit es Pfingsten gibt. Das muss man auch erstmal schaffen. 1973 soll es mal eng gewesen sein, erzählen Überlebende, denn da fiel Pfingsten auf einen autofreien Sonntag im November. Die Menschen damals konnten also nicht nur nicht einkaufen gehen, sondern mussten das auch noch ohne Auto tun!
Aber was machen wir denn jetzt? Sind Bill und Tom Kaulitz nun die jüngsten Boomer der Welt oder die ältesten Teenager? Ich bin ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Vielleicht würden mir Bill und Tom aber zustimmen, wenn ich sage, dass es gar nicht so entscheidend ist, ob man Boomer oder Teenager ist oder gar ein Boomager. Wichtig ist, glaube ich, nur, was man sagt und was man tut – egal, welcher Generation man angehört. Und ich muss es wissen, ich bin schließlich erwachsen und Erwachsene haben immer recht.
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