"Ich bin immer noch in Schock", beginnt Tom in der neuesten Folge den Rückblick auf die vergangenen Tage. In der Tat ereilte die Kaulitz-Twins eine unangenehme Überraschung, doch anders als Tom kann Bruder Bill dem Schicksalsschlag bereits wieder etwas Gutes abgewinnen und hat damit einen prominenten Verbündeten: Julian Nagelsmann.
Das Schicksal, so viel können wir nach den vergangenen Tagen festhalten, ist ein wankelmütiger Geselle. Gerade wenn man glaubt, es meine es gut, zeigt es einem den Mittelfinger. Das kann man natürlich dem Schicksal nicht anlasten, schließlich ist es das Schicksal und nicht die Wohlfahrt. Beim Schicksal muss man einfach davon ausgehen, dass es einen auch einmal mies behandelt und wenn jemand davon berichten kann, dann sind das die Kaulitz-Zwillinge. Und sie können nicht nur, sie tun es auch.
In der neuesten Folge ihres Podcasts berichten sie nämlich davon, wie die Wankelmütigkeit des Schicksals auch sie getroffen hat. Die beiden hätten zunächst eine wundervolle Reise mit dem luxuriösen Venice-Vintage-Orientexpress von Paris nach Venedig unternommen. Tom glaubt, einen "Kultururlaub" erlebt zu haben, erntet jedoch Widerworte seines Bruders: "Kultururlaub – so weit würde ich nicht gehen. Wir waren die meiste Zeit rotzevoll."
Wasserschaden bei Bill Kaulitz
Die Zeit sei, da ist man sich einig, so oder so wunderschön gewesen, doch während die beiden die Schaumweingläser haben kreisen lassen, habe das Schicksal auch bei ihnen durchgefeudelt und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Aussagen, ob das Haus nun knöcheltief oder kniescheibenhoch geflutet wurde, gehen auseinander, aber die Botschaft ist: Die Zerstörung ist riesig. Insbesondere über Jahrzehnte liebgewonnenes Musik-Equipment sei verloren. Speaker, mit denen Tom das Sprechen und Kopfhörer, mit denen er das Hören gelernt hat, seien für immer dahin.
Doch inmitten der morastig-schlammigen Tristesse beschleicht Bill ein Gefühl der Zuversicht: "In Venedig hab ich ja gesehen, dass Häuser auch im Wasser noch gut aussehen können", findet Bill und erkennt das Potenzial des Wasserschadens: "Vielleicht ist es einfach auch ein Look." In der Tat gab es schon schlechtere Trends, man denke nur an Ugg-Boots oder den Edgar-Cut. Ich möchte sogar so weit gehen, dass der Edgar-Cut so etwas wie ein Frisur gewordener Wasserschaden ist.
Aber das ist eine Sache zwischen Edgar und dem guten Geschmack, da mische ich mich nicht ein. Was wir aber aus Bills Umgang mit dem Schicksal lernen können, führt uns zum zweiten Schicksalsschlag der vergangenen Tage, doch der ist kein Fall für die Hausratversicherung, sondern fürs kollektive Gemüt: "Ganz Deutschland ist traurig aktuell", beurkundet Tom die nationale Stimmung und gemeint ist damit natürlich das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien und insbesondere der nicht gegebene Handelfmeter.
Wie man eine Hecke schneidet
Auch hier ist Bundestrainer
Noch mehr sogar: Ich habe mir die Nagelsmannsche Hecken-Ruck-Rede gleich zu Herzen genommen und bin in des Nachbarn Garten gegangen. Dort habe ich die Hecke auf Fußgelenkshöhe herunter gestutzt. Wenn schon Hilfe, dann richtig!
Als ich ging, konnte ich aus den Augenwinkeln heraus sehen, wie mein Nachbar mit offenem Mund und Tränen in den Augen am Fenster stand. Manche Menschen können ihre Freude eben nicht so gut mit Worten ausdrücken. Aber auf Danksagungen lege ich ohnehin keinen Wert und habe ihm mit gereckter Faust nur ein "Für Julian!" zugerufen. Wenn mich die Gemeinschaft ruft, bin ich da.
Aber warum sollten wir hier Halt machen? Es gibt so viele Bereiche, in denen wir vom Fußball lernen können. Nehmen wir das Spiel der Spanier gegen Frankreich. Da wurde der spanische "Handspiel-Sünder" Cucurella bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und ich denke, das können wir eins zu eins in den Alltag übernehmen. Wenn ihr Chef also einem Kollegen mal einen Fehler durchgehen lässt, dann buhen sie diesen Kollegen doch einfach gnadenlos aus, sobald er das Büro betritt. Ich denke, das kann den Zusammenhalt im Nagelsmannschen Sinne nur fördern.
Was wir sonst noch vom Fußball lernen können
Am Wochenende werde ich eine Ballett-Aufführung besuchen. Ich schneide mir dafür wadenseitig Löcher in die Socken – nicht, weil es einen Sinn ergibt, sondern weil es alle machen. Statt die Tram zu nehmen werde ich, der Fußball hat es mich gelehrt, zu einem Fan-Marsch aufrufen. Zusammen mit anderen Ballett-Ultras werde ich im Tutu und "Allemaal van links naar rechts" tanzend durch die Stadt hüpfen. Was dem Fußball guttut, kann dem Ballett nicht schaden.
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Während der Aufführung selbst werde ich die gegnerische Ballerina mit Schmähgesängen überziehen und für ein Selfie auf die Bühne flitzen. Mittendrin zünde ich ein paar Bengalos – wegen der Stimmung – und sollte das jemandem nicht passen, werde ich ihn mit Bierbechern und Feuerzeugen bewerfen. Bei der folgenden Diskussion werde ich plötzlich zu Boden gehen und mir schmerzverzerrt das Bein halten. Es gibt so viel, was wir vom Fußball lernen können.
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