Mietendeckel, sozialer Wohnungsbau und Nachverdichtung – Deutschland sucht nach Wegen aus der Wohnungsnot. Da hilft es immer, mal über den Tellerrand zu schauen. Vielleicht ja in Richtung Los Angeles. Denn mit den Kaulitz-Brüdern Bill und Tom sitzen da zwei Wohnungsexperten, die die Lösung quasi in sich tragen.
"Da kannst du denjenigen angucken und dann musst du aufs Herz drücken", erzählt
Wenn Sie mich fragen: eine zweifelhafte Methode, seinem Ärger Ausdruck zu verleihen, stellt das Verwenden einer Voodoo-Puppe doch einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr dar. Aber der neunjährige Bill hätte bereits beim Erwerb der Puppe skeptisch werden sollen. Eine Voodoo-Puppe kauft man nämlich bei einer 400 Jahre alten Wahrsagerin, einem zwielichtigen Schamanen oder direkt beim Teufel – aber nicht in einer Buchhandlung in Magdeburg. Aber das überlassen wir der Industrie- und Handelskammer Sachsen-Anhalt, die haben sicher einen besseren Einblick in den Magdeburger Voodoo-Puppen-Markt.
Wir kümmern uns heute um ein artverwandtes Problem. Denn im Zuge des Voodoo-Gesprächs wirft Tom seinem Bruder Bill an den Kopf: "Du hast schon immer gedacht, dass du so Fähigkeiten hast, hast du aber nicht. Nein. Gar nicht. Nein. Zero. Gar nicht!" Bill widerspricht: "Hab ich ein bisschen, doch." "Du hast keine spirituellen Fähigkeiten, du hast kein gutes Bauchgefühl. Nichts dergleichen", bleibt Tom in der Sache hart, aber, Sie werden es mir nachsehen: Ich bin da auf der Seite von Bill, und das hat seinen Grund.
Zwei Zimmer, Küche, Kaulitz
Der Sänger führt nämlich einen wasserdichten Beweis an: "Meine Astrologin sagt ja auch, dass vier Aliens in mir wohnen, und sie sagt, das ist ganz außergewöhnlich." Da bin ich ganz bei Bills Wahrsagerin, denn auch ich finde das außergewöhnlich. Von so etwas habe ich tatsächlich bisher noch nie gehört, aber es scheint kein Einzelfall zu sein. Denn Tom antwortet sofort: "Das ist bei mir auch."
Wenn man also innerhalb kürzester Zeit gleich von zwei derartigen Fällen hört, dann ist das vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, und wir unterschätzen alle die Probleme, die mit so einer Im-Körper-vier-Aliens-Wohnung verbunden sind.
Ich stelle mir das nämlich sehr schwierig vor. Bill Kaulitz ist ja kein Riese, ich denke, ich trete ihm da nicht zu nahe. Fernsehen trägt zwar immer ein bisschen auf, aber es ist schwer vorstellbar, dass Bill Kaulitz in Wahrheit 3,50 Meter groß und 400 Kilo schwer ist. So viel schummelt Fernsehen auch wieder nicht dazu. Und selbst dann würde es eng werden. Auch wenn ich es nicht sicher sagen kann, stelle ich mir Aliens nicht so klein vor. Zumindest nicht so klein, dass vier von ihnen in Bill Kaulitz ausreichend Platz hätten.
Doch selbst wenn, fangen die Probleme damit ja erst an: Wer macht die Hausordnung, wie oft darf man grillen, halten sich die Nebenkosten im Rahmen? Wir alle kennen das. Und dann die vielen Schrägen! In so einem Körper hast du einfach keine Stellflächen. Dann musst du deinen Krempel irgendwo einlagern, und das kostet wieder extra.
Anderes Problem: Was machst du, wenn mal was zu reparieren ist? Keine Ahnung, vielleicht feuchte Wände? Oder der Schlüssel klemmt? Dann kannste aber nichts dagegen sagen, der Vermieter wohnt ja mit im Haus. Ist dann immer eine unangenehme Situation, wenn man sich mal im Treppenhaus trifft.
Danken wir Bill und Tom Kaulitz
Auf der anderen Seite finde ich das eine noble Geste von den Kaulitz-Brüdern. Ich meine: In Deutschland ist der Wohnraum knapp, und was ich über Los Angeles gehört habe... Da ist es auch nicht gerade billig. Vor allem nicht, wenn man in Bill Kaulitz wohnt. Der ist ja auch gerne mit anderen Promis unterwegs, und je prominenter die anderen Promis sind, umso teurer wird’s natürlich.
Stichwort: ortsübliche Vergleichsmiete. Lage ist eben alles. Wenn Bill und Tom Kaulitz sich also als Wohnraum für Aliens zur Verfügung stellen, dann ist das gelebte Nachverdichtung und wir sollten den beiden dankbar dafür sein.
Für mich wäre das zum Beispiel nichts. Ich glaube, ich habe da einfach nicht die gleichen spirituellen Fähigkeiten wie die Kaulitz-Brüder. Ich bin nämlich vom Sternzeichen her Ameisenbär, Aszendent Micky Maus, und von Leuten wie mir sagt man, dass sie mit so viel Nähe auf engstem Raum nicht gut klarkommen. Ich denke, ich bin da in puncto Wohnungsnot keine Hilfe.
Auch umgekehrt würde es nicht klappen. Bill zum Beispiel liebt Promis, Alkohol und Partys, ich persönlich mag es eher ruhig. Alkohol vertrage ich nicht und Promis gibt es eh schon viel zu viele. Wäre ich also ein feierfreudiges Alien – ich würde woanders wohnen wollen als in mir. Ich würde mir vielleicht einen Leuchtturmwärter auf Usedom als Wohnort suchen. Musste aber auch Glück haben.
Lesen Sie auch:
Hat Elon Musk die Lösung?
Was also tun? Es soll mehr gebaut werden, sagen manche, aber das ist auch wieder schwierig, Stichwort Flächenversiegelung. Wir sind der Natur ohnehin schon genug auf die Pelle gerückt. Zum Glück bringt Tom hier eine mögliche Lösung ins Spiel. Elon Musk schickt laut Tom in Bälde Menschen auf den Mars. Die sollen dort dann eine Kolonie aufbauen, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Also quasi der umgekehrte Weg von Bill. Die Aliens wohnen nicht in uns, sondern wir bei ihnen. Kann man mal drüber nachdenken, aber ich glaube, ich halte es da mit Bill, denn das würde die Probleme nur verlagern.
Alleine die Umzugskosten könnten sich viele nicht leisten. Bei Speditionen wird ja auch schon die Anfahrt in Rechnung gestellt. Und überhaupt: Gibt es einen Ikea auf dem Mars? Ich denke, viele Menschen könnten auch dort nicht auf schwedische Möbel verzichten. Anderseits stelle ich mir die Aussicht auf dem Mars ganz reizend vor. Aber ich merke gerade, dass ich viel zu wenig weiß über den Mars und über Aliens. Vielleicht lösen wir also erst einmal unsere Probleme auf der Erde und danken den Kaulitz-Brüdern, dass sie hier einen Anfang gemacht haben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.