Sie erinnern sich: Ende 2022 erwarb Elon Musk aus bis heute ungeklärten Gründen kurz vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung für den Schleuderpreis von 44 Milliarden US-Dollar plötzlich doch noch den damals als recht hoffnungsvoll eingeschätzten Kurznachrichtendienst Twitter. Eine Summe, die selbst Tesla-Genie und Arbeitsrecht-Experte Musk nicht aus der Portokasse zahlen konnte.
Als der Robin Hood der Meinungsfreiheit realisierte, dass er womöglich vorschnell deutlich zu viel für ein Unternehmen gezahlt hatte, das rasant in den Roten Zahlen steckte, rasierte er in einer Art ad hoc Bilanzpanik zunächst eine Reihe Mitarbeiter. Vor allem die, die für Sicherheit und Hate-Speech-Bekämpfung verantwortlich waren. Wie von vielen Experten und Journalisten (bis auf wenige Ausnahmen aus den Musk-Fanboy-Verlagen) prognostiziert, führten Entscheidungen wie diese zu einer überwältigenden Zunahme nunmehr unmoderierter Hassbeiträge (insbesondere aus dem rechtsextremen Milieu) und Diskurs-Einflussnahme durch Bots und Troll-Farmen (insbesondere mit pro-russischem Hintergrund).
Nur wenig verwunderlich also, dass die Werbeeinnahmen der bereits vor
Der Schweiger der Lämmer
Was für ein Talent! Selbst ich könnte Geld nur schneller verbrennen, wenn
Weitere Auswirkungen der Geniestreiche von Elon Musk, mit denen er den schleichenden Tod von Twitter einleitete, sind unter anderem: Twitter offiziell in "X" umzubenennen. Eine Entscheidung, so weitsichtig wie "Coca-Cola" in "Delicious Brown Water" umzubenennen. Oder "McDonald's" in "Schnellessen mit Frittierfett". Warum man eine etablierte Marke durch Namensänderung beerdigt und damit einen der größten Werte eines Unternehmens eliminiert, bleibt das Geheimnis von Musk. Vielleicht kann er sich Wörter mit mehr als einem Buchstaben einfach nicht so gut merken.
Have a Fake, have a KitKat
Darüber hinaus nimmt die Anzahl von Fake-Accounts auf X (ehemals Twitter, ehemals cool) exorbitant zu. Inzwischen haben selbst Gelegenheits-Nutzer bereits umfangreich Bekanntschaft mit einschlägigen jungen Damen nebst üppigem Dekolleté geschlossen, die zumeist mit Profilbildern US-amerikanischer Katalogmodels fungieren, aber in recht gutem Deutsch politische Kommentare zu tagesaktuellen Themen zum X-Alltag beitragen.
Und auch ich, so ehrlich muss ich sein, bin auf X (ehemals Twitter, ehemals relevant) zwar sehr aktiv (googeln Sie mal "Twitter @Regendelfin) – aber natürlich auch ein Fake. Was mir schon seit meinem Start auf X (damals Twitter, damals unterhaltsam) im Jahr 2011 unterstellt wurde, möchte ich an dieser Stelle sicherheitshalber exklusiv einräumen, bevor durch die Musk-Änderungen motivierte Investigativ-Journalisten bei ihrer Recherche darauf stoßen: Marie von den Benken ist ein Kunstprojekt. Ich möchte diese Kolumne nutzen, um die diese Woche erneut intensiv diskutierte Fake-Situation auf X (ehemals Twitter, ehemals sicher) mit der Wahrheit dazu zu ergänzen, wie ich der Nation einen Social-Media-Bären aufband.
Unboxing Regendelfin
Der am 13.04.1948 in Winnyzja (ukrainisch Вінниця, polnisch Winnica, deutsch Winniza) geborene Berufstrucker und Feminist Yuri Timoschtschuk-Schewtschenko erwarb sich im Spätherbst seiner Karriere ab 2011 deutschlandweiten Ruhm als erste nationale Twitter-Königin. Selbst der linksgrüne "Der Spiegel" (ehemals Qualitätsmagazin) nannte Marie von den Benken "Deutschlands Twitter-Promi". Doch wie konnte es zu diesem größten Skandal seit den Hitler-Tagebüchern kommen? Eine Beichte:
Nachdem Timoschtschuk-Schewtschenko 2010 an einem heruntergekommenen Autobahn-Motel in der Nähe von Warschau während einer Fahrpause eine junge Teilnehmerin des Model-Wettbewerbs MNTM (Moldawiens Next Topmodel) als Anhalterin auflas, überredete er sie mit Hilfe der Behauptung, er sei Modelscout für Polens berühmtesten Modeschöpfer Karel Lagerfeldski, fortan mit ihm in seiner Datscha im Erzgebirge zu leben. Fortan sollten Yuri und sie, also ich, den deutschsprachigen Kurznachrichtendienst Twitter regieren.
Schon nach wenigen Monaten konnte der sympathische End-70er mit seinem quirligen Potpourri aus geklauten Tweets und stark mit Fottoshopinski (moldawische Discount-Version von Photoshop) bearbeiteten Bildern des moldawischen Teenagers unter dem versehentlich im April 2011 im Suff erzeugten Nicknamen @Regendelfin die Herzen einiger Tausend Twitter-Nutzer erwärmen. Nachdem ihm zwischenzeitlich durch Retweets lokaler Hinterzimmergrößen wie DJ BoBo, Oliver Pocher oder Harald Schmidt die Tür zur Haute Volée der sozialen Netzwerke aufgestoßen wurde, nutzte der mittlerweile als Fernfahrer in Rente gegangene Timoschtschuk-Schewtschenko seine gesamte Tagesfreizeit dazu, den Account @Regendelfin gesellschafts- und salonfähig sowie überregional populär zu machen.
Das Leben ist Follower Überraschungen
Sein genialer Schachzug, 2014 für umgerechnet 4,36 Euro etwa 35.400 Follower auf dem indischen eBay-Klon MumBay zu erwerben, katapultierte ihn über Nacht in die Schlagzeilen der einschlägigen Mainstream-Lügenpresse. Mittlerweile (dank diverser im Drogenrausch erzwungener Nacktfotos des zu Recht als gescheitert bezeichneten moldawischen Möchtegern-Models zu virtuellem Ruhm gelangt) jubelten ihm so viele Feministinnen zu, dass sich sein unter dem Pseudonym "Richard David Precht" veröffentlichtes Buch "Wer liket mich und wenn ja, wie viele?" Monatelang in den "Spiegel Top 300.000" hielt. Zeitweise wurden bis zu drei Exemplare pro Woche verkauft. Für unsere Freunde von der AfD: Das sind fast sechs Exemplare pro Woche in D-Mark.
Dieser Erfolg führte dazu, dass einige TV-Sender und Verlage seine Kunstfigur "Marie von den Benken" als Autorin anheuerten. Timoschtschuk-Schewtschenko gelang es parallel, sie als Fashion- und Nachhaltigkeitsikone im Influencer-Business zu etablieren. So wurde schließlich auch Hollywood auf ihn aufmerksam. Unter der in knallharten Verhandlungen ausgemachten Prämisse, nie an Filmen mitwirken zu müssen, in denen Lars Eidinger mitspielt oder Xavier Naidoo einen Song zum Soundtrack beisteuert, konnte er einen Exklusivvertrag mit dem nordkoreanischen Filmstudio "Sony Pictures" abschließen. Seine Kultfilme wie "Gender Postmann zweimal klingelt", "Das Schweigen Dilemma" oder das Schnorrer-Epos "The Leihen King" machten ihn weltweit zu einem der erfolgreichsten Trucker der Filmgeschichte.
Da der wichtige US-Markt mit einem Namen wie "Regendelfin" nicht kompatibel war, entschied sich Timoschtschuk-Schewtschenko für sein Oscar-prämiertes Meisterwerk "Wendy Gondeln Trauer tragen", in dem eine Pferdezeitschrift, die in Hannover von einem statistikbegeisterten Rentner geleitet wird, zum Zentralorgan der Corona-Impfgegner wird, fortan unter dem Künstlernamen "Hubert Aiwanger sein Bruder" aufzutreten. Sein auf einem Clemens-Tönnies-Hühnerhof spielendes Familiendrama "Legehennen der Leidenschaft" mit Brad Pitt als Gammelfleischbeauftragter und George Clooney als Sigmar Gabriel rührte ganze Generationen und entfachte eine bis heute anhaltende Diskussion zum Thema Massentierhaltung, von der vor allem die Verbots-Partei Die Grünen profitiert.
Nach Welterfolgen wie "Aus der Mitte entspringt ein Stuss" (über die Neupositionierung der CDU unter Friedrich Merz), "Schnatter Island" (über junge Mütter aus Eppendorf, die sich in Szene-Cafés ihre 10k-Kinderwagen zeigen), "Mantra, Mantra" (
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