Aktuell findet sich die Elite der Fashion- und der Influencerindustrie in der Hauptstadt ein, um gemeinsam ein Klassentreffen der besonderen Art zu feiern: Fashion Week in Berlin.

Marie von den Benken
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es ist wieder so weit. Traditionell beginnt die Fashion Week Berlin (5. - 8. Februar) während oder unmittelbar im Anschluss an das Resozialisierungs-Lager für insolvenzverdächtige Z-Promis, das im Trash-TV verwöhnten Volksmund zumeist Dschungelcamp genannt wird. Während sich also irgendwo in einem mitten ins australische Outback gefrästen Studio-Urwald weitestgehend oder inzwischen wieder unbekannte Promis an Stierhoden oder Gnu-Anus verlustieren, findet sich die Elite der Fashion- und der Influencerindustrie in der Hauptstadt ein, um gemeinsam ein Klassentreffen der besonderen Art zu feiern: das Dschungelcamp der Mode. Quasi "Ich bin ein Designer – Holt mich hier raus!"

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Nun ist Berlin nicht Paris, London oder New York. Nicht bei den Mietpreisen (zum Glück), nicht bei der zukunftsweisenden Verkehrsplanung (leider) und schon gar nicht bei der Modewoche – aber immerhin tummeln sich drei- bis vierhundert mehr oder weniger modeinteressierte Promis aller Alters- und Genreklassen um die Laufstege der Saison, die allesamt im aktuellen Dschungelcamp-Line-up die erfolgreichsten und mutmaßlich auch die mit Abstand bekanntesten, zumindest bei der für den Dschungelsender RTL werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

Fashion Weak

Die Woche vor der Fashion Week, die sogenannte Pre-Couture, ist für engagierte Modewochen-Teilnehmerinnen wie mich zumeist eine Fitting-Odyssee, gegen die jeder New York Marathon wie eine romantische Gondelfahrt durch die Grachten von Amsterdam erscheint – und der sich über das gesamte Stadtgebiet Berlins erstreckt. Auch diese Saison haben sich wieder ein paar fantastische Designer rund um den Alexanderplatz eingefunden, andere dagegen werden weiterhin vermisst oder fehlen anderweitig unentschuldigt.

Auf einer "Bunte"-Party erzählte mir kürzlich der Designer Dawid Tomaszewski, er habe nach zehn Jahren und 20 Kollektionen auf der Fashion Week erstmal die Nase voll davon, sich sechs Monate hektisch auf ein Modewochen-Event vorzubereiten, um dann zehn Minuten lang seine Couture-Perlen vor eine Front Row zu werfen, in der ein Haufen GZSZ-"Schauspieler", selbsternannte Fashion-Blogger und eine Reihe knapp bekleideter Ex-GNTM-Teilnehmerinnen versuchen, das beste Selfie von sich und irgendeinem anderen Showgast zu erhaschen, damit man anschließend ein Foto posten kann, auf dem man sich seine ewige Freundschaft versichert – nur um sich anschließend wieder drei Jahre lang zu ignorieren, bis man sich auf irgendeiner Filmpremiere erneut zufällig auf dem roten Teppich in die Hacken läuft und das "Friendship Forever"-Prozedere von vorne losgeht.

Andere Designer halten durch, kehren an die Spree zurück und verwandeln das Berliner Stadtbild für ein paar nostalgische Tage in eine Mischung aus VIP-Shuttles, After-Show-Partys, langen Schlangen vor den In-Restaurants und bizarr gekleideten Trittbrettfahrern, die glauben, je exaltierter ihr Outfit ist, desto wahrscheinlicher ist es, in der Streetwear-Rubrik der "Vogue" zu landen oder wenigstens auf irgendeinem Champagner-Event, wo man dann niemanden kennt außer dem prickelnden Getränk, weswegen man sich den Rest des Abends dann auch primär mit Sektflöten beschäftigt, die – hier schließt sich der Kreis – dann auch wieder prominent auf ihren Instagram-Accounts landen. Hashtag BerlinFashionWeek, Hashtag PartyAllNightLong, Hashtag ChampagnerForever.

Marc Cain bietet stets die größte Show der Saison

Wacker die Fahne der deutschen Modeszene hoch halten auch dieses Jahr wieder in erster Linie die Berliner Couture-Clique um Kilian Kerner, Marcel Ostertag und Danny Reinke sowie einige Fashion-Week-Ikonen aus dem Süden der Republik, so wie etwa Marc Cain. Und auch die grandiose Marina Hoermanseder ist endlich mal wieder mit einer eigenen Show zugegen.

Beobachter der Runway-Situation auf bundesdeutschen Modewochen hatten zuletzt die melancholische Vermutung geäußert, die durch ihre außergewöhnlichen Pieces einzigartig gewordene Hoermanseder würde sich zukünftig auf ihre Aufgaben als GNTM-Gastjurorin konzentrieren. Aber Glück gehabt: Marina is back! Michael Michalsky dagegen bleibt weiterhin verschollen. Aber auch zu Zeiten, als er sich noch interessiert an der Fashion Week zeigte, zog er eigentlich immer die Sommer-Modewoche der Winter-Edition vor.

Und auch das traditionell am Dienstagabend Modehof haltende Label Marc Cain aus der Fashionmetropole Bodelshausen fährt wieder mit den ganz großen Couture-Geschützen auf. Ein ungeschriebenes Fashion-Gesetz lautet: Marc Cain bietet stets die größte Show der Saison. Jedes Mal in einer anderen Location geben sich internationale Stars wie Katie Holmes, Sarah Rafferty, Andie MacDowell, Kate Bosworth, Diane Kruger, Liz Hurley, Hilary Swank oder Marcia Cross die Marc-Cain-Klinke in die Hand.

Ich saß schon im Bahnhof Potsdamer Platz, im Flughafen Tempelhof, im Generaltelegraphenamt oder im Varieté Wintergarten in den Front Rows von Marc Cain, mal mehr und mal weniger weit weg von den Hollywood-Stars – was auch ein ganz passabler Modus zur regelmäßigen Überprüfung des eigenen Celebrity-Marktwertes ist. Nächsten Dienstag werde ich dazu mal wieder ein aktuelles Update abrufen können, denn zur Marc-Cain-Show in der Arena Berlin werden Teri Hatcher (quasi die Frau von Superman) und Emerson Tenney (die Tochter der Quasi-Frau von Superman) erwartet.

Insgesamt ist Marc Cain als Familienunternehmen natürlich besonders Mutter-Tochter-affin. Schon Andie MacDowell hatte im vergangenen Fashion-Week-Zyklus ihre Tochter Rainey Qualley dabei. Und auch die Oprah Winfrey von Köln-Deutz, Frauke Ludowig, erscheint mit Vorliebe an der Seite ihrer Tochter Nele. Ich bin sicher, würde sich Heidi Klum mal zu Marc Cain verirren, hätte sie Tochter Leni ebenfalls im Schlepptau.

Klum hält sich während der Januar-Modewoche in Berlin allerdings grundsätzlich zumeist im Hintergrund. Das hat vor allem damit zu tun, dass ihr neuer Jahrgang angehender Topmodels im Rahmen der Fashion Week um seine ersten echten Laufsteg-Jobs von echten Designern buhlt, aber die Öffentlichkeit noch nicht durchschauen soll, welche der Models zur Klum-Akademie für Attitude gehören. Die neue Staffel beginnt ja immer erst im Februar (15.2.) – und da lässt sich Klums Haussender ProSieben nur ungern in die Model-Karten gucken.

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Familientreffen bei Marina Hoermanseder

Besonders gespannt bin ich dieses Jahr jedenfalls auf Marcel Ostertag, der immer eine sehr mutige und diverse Model-Auswahl seine neuesten Werke präsentieren lässt und auf Kilian Kerner, mit dem ich gemeinsam mit Deutschlands bekanntester Künstlerin Mia Florentine Weiss vor einigen Saisons die Aktion "LoveStorm" auf den Laufsteg zaubern durfte, die damals vor allem zum Wählengehen bei der kurz nach der Show stattfindenden Bundestagswahl aufrief. Bei Kilian laufen erfahrungsgemäß auch die meisten zukünftigen GNTM-TV-Models mit.

Wenn man also während Kilians Show viele Fotos macht, kann man ab Mitte Februar jeden Donnerstag um 20:15 Uhr fleißig vergleichen. Natürlich wird auch das Marina-Hoermanseder-Defilee mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Top-Highlight. Und vor allem auch eine Art Familientreffen. Zu Marina finden sich tatsächlich sehr viele Models, Schauspieler, Promis und Influencer ein, die ich wahnsinnig gerne mag, aber in der Hektik des Alltags kaum sehe. Marina führt uns alle konsequent an ihrem Laufsteg zusammen und sorgt somit für eine beinahe romantische Familienatmosphäre bei ihren Shows. Auch eine Kunst, die nicht jeder beherrscht.

Was mich darüber hinaus bei Danny Reinke, dessen Show ich stets mit höchsten Erwartungen besuche und nie enttäuscht werde, dem Berliner Salon, Rebekka Ruetz oder Dennis Chuele erwartet, das werde ich dann demnächst hier verraten. Auf eure Discount-Carrie-Bradshaw könnt ihr euch verlassen!

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