Mit einer Werbekampagne wollte das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung unter Julia Klöckner das Leben auf dem Land in ein positiveres Licht rücken. Doch stattdessen gibt es vor allem auf Twitter jede Menge Spott, Häme und blanken Hass.
Das hatte sich
Mit der Kampagne sollte laut Website des BMEL eine Debatte "über das Leben auf dem Land" angestoßen werden: "Und einen Austausch über Ideen, neue Entwicklungsansätze und echte Perspektiven für das Land."
Nun, eine Debatte gibt es seit Tagen vor allem auf Twitter - doch verläuft die deutlich anders, als sich das Klöckner und ihr Ministerium vorgestellt haben dürften.
Lieber schnelles Netz statt schöner Bilder
Sehr viele Twitter User weisen darauf hin, dass "Dorfkinder" weniger unter einem schlechten Image, als vielmehr unter konkreten Dingen wie der fehlenden Infrastruktur, mangelndem Netzausbau oder nicht vorhandenen Freizeitmöglichkeiten leiden würden.
Mit teils sehr witzigen Bildern und Tweet reagieren die User in den sozialen Netzwerken auf die zwar schönen, aber komplett beliebigen Stock-Fotos, mit denen das BMEL seine Kampagne bebildert:
Auch die BR-Sendung "quer" hat ein paar Vorschläge, wie sich die Kampagne realistischer bebildern ließe:
Politiker der politischen Gegenseite nehmen die Klöcknersche Steilvorlage ebenfalls zum Anlass, Kritik an der Kampagne zu üben. Wie zum Beispiel Lars Klingbeil mit diesem Tweet:
Dass die SPD selbst seit 18 Jahren in der Regierungsverantwortung steht und am schlechten Netzausbau oder dem mangelhaften Nahverkehr auf dem Land nicht ganz unbeteiligt ist - in der Hitze einer Twitter-Diskussion gehen solche Nebensächlichkeiten schon einmal unter.
Harte Vorwürfe: Nur Nazis auf dem Dorf?
Wesentlich härter fällt die Kritik aus dem Lager derjenigen aus, die selbst schlechte Erfahrungen mit dem Leben auf dem Land oder mit Menschen vom Dorf machen mussten.
Wer nicht aussieht wie alle anderen; wer andere Musik mag oder homosexuell ist wird bestenfalls ausgegrenzt, schlimmstenfalls regelmäßig verprügelt:
Spaltet die Kampagne die Gesellschaft?
Und dann gibt es noch diejenigen, die sich vor allem an dieser teils heftigen pauschalen Kritik an "Dorfkindern" stören und dagegen wehren.
Aus Sicht dieser Twitter-Nutzer hat die Kampagne vor allem Eines vorangetrieben: die Spaltung der Gesellschaft:
Klöckner wertet Debatte als Erfolg
Das Bundesministerium und Frau Klöckner halten unterdessen weiter an der Kampagne fest und verbuchen die Debatte als Erfolg.
Der Twitter-Account des BMEL kommentiert kritische Beiträge bemüht humorvoll ("Das ist bisher unser Lieblings-Meme zu #Dorfkinder"). Julia Klöckner selbst lobt die Debatte und sie sie als "Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen". (dh)
Verwendete Quellen:
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
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