- In "Hetzjagd", dem neuen "Tatort" aus Ludwigshafen, geht es am Sonntag um einen Mord im rechten Milieu.
- Wegen der Corona-Pandemie mussten die im Frühjahr 2020 begonnenen Dreharbeiten bis zum Sommer unterbrochen und mit einem speziellen Hygienekonzept fortgesetzt werden.
- Schauspielerin Anna Herrmann, die eine der Hauptrollen spielt, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, welche Auswirkungen das auf den Dreh hatte und worum es in dem "Tatort "geht.
Tillmann Meinecke ist erschossen worden. Als Veranstalter von "Rock gegen Rechts"-Konzerten fühlte er sich von der rechten Szene bedroht, nun liegt der Verdacht eines Anschlags nahe. In "Hetzjagd", dem neuesten "Tatort" aus Ludwigshafen, ermitteln die Kommissarinnen
Unter Verdacht gerät Ludger Reents, dessen Freundin Hedwig Joerges (Anne-Marie Lux) flieht. Im nächtlichen Ludwigshafen trifft sie Maria Karich (Anna Herrmann), die Freundin des ermordeten Meinecke, die geschockt ebenfalls durch die Stadt streift. Die beiden Frauen ahnen nicht, was sie verbindet.
Corona-Pandemie sorgte für Unterbrechung des "Tatort"-Drehs
Die Entstehungsgeschichte des "Tatorts" ist eine besondere, denn wegen der Corona-Pandemie mussten die Dreharbeiten im Frühjahr 2020 unterbrochen werden und wurden erst im Juni unter strengen Hygieneauflagen fortgesetzt. Neben Masken mussten die Schauspielerinnen und Schauspieler im Sommer Winterkleidung tragen, damit der Wechsel der Jahreszeiten nicht auffällt.
Maria-Darstellerin Anna Herrmann berichtet im Interview mit unserer Redaktion von den erschwerten Dreharbeiten. Die 29 Jahre alte Berlinerin erzählt auch, was für sie die Faszination des Formats "Tatort" ausmacht.
Frau Herrmann, was hat es mit Ihrer Rolle im Tatort "Hetzjagd" auf sich?
Anna Herrmann: Ich spiele Maria, die nach ihrer Rückkehr aus dem Auslandssemester ihren Freund tot auffindet. Sie glaubt an einen Mord durch Neonazis. Ihrem Freund, einem jungen Konzertveranstalter, der sich öffentlich gegen Rechtsextremismus positionierte, wurde nämlich kürzlich der nötige Polizeischutz verwehrt. In einer Nacht begegnet sie Hedwig, die sich zunächst in einer ähnlichen Ausnahmesituation befindet wie Maria. Die beiden geben einander Halt und freunden sich an, bis ihre unterschiedliche politische Haltung aufblitzt und Maria klar wird, wer Hedwig wirklich ist.
Was für eine Person ist Maria?
Der Tod ihres Freundes traumatisiert Maria aufs Tiefste. Und das verstärkt ihren Hass gegen Rechte so extrem, dass dieser schließlich in Gewalt endet. Maria ist eine Einzelgängerin, die durch ihre direkte, ehrliche Art gerne auch mal Menschen vor den Kopf stößt.
Sie haben schon viel "Tatort"-Erfahrung und auch in anderen Krimiserien mitgespielt. Was macht das Format "Tatort" so besonders?
Ich finde es faszinierend, dass es im Fernsehen noch eine Sendung gibt, die es schafft, so viele Menschen zur selben Zeit vor den Fernseher zu ziehen. Das ist doch toll! Zudem mag ich am "Tatort", dass so viele Themen und alle Arten von Geschichten Platz finden und immer wieder – aus einem vermeintlichen Krimi – ganz eigene Filme entstehen.
Mitte März 2020 mussten die Dreharbeiten wegen der Corona-Pandemie unterbrochen werden, erst Ende Juni konnte weitergedreht werden. Welchen Einfluss hatte das auf den fertigen Film?
Am Endprodukt hat es zum Glück nichts geändert. Bei den Dreharbeiten allerdings war die Anspannung im gesamten Team zu spüren. Die Sorge war groß, dass zum Beispiel ein Corona-Fall auftritt und der ganze Dreh ein weiteres Mal abgebrochen wird.
Stimmt es, dass Sie im Sommer Winterkleidung tragen mussten, damit die Szenen zu denen passen, die bereits im März gedreht wurden?
Ja, wir haben in Wintersachen gedreht und es war extrem heiß. Außerdem mussten wir regelmäßige "Corona-Pausen" machen, wenn wir in Innenräumen gedreht haben, weil es unter den FFP2-Masken für das ganze Team schwierig war, auf Dauer gut Luft zu bekommen.
Am Set galten strenge Hygiene-Auflagen. Wie war es, unter diesen Bedingungen zu arbeiten?
Es war eine Umstellung. Manche Szenen habe ich komplett alleine gespielt, da wir den Mindestabstand sonst nicht hätten einhalten können. Zum Beispiel bei einer Autoszene mit den beiden Kommissarinnen saß ich alleine im Auto und habe die Vordersitze angespielt, während mir der Regieassistent per Walkie-Talkie den Dialog mit den anderen eingesprochen hat. Außerdem hatten wir einen Sicherheitsbeauftragten, der mit einem 1,5-Meter-Stock die Abstände kontrolliert hat.
War es schwer, nach der Pause wieder in die Rolle zu finden?
Ich habe über die Monate im Lockdown immer wieder versucht, mit der Rolle in Kontakt zu bleiben, sie also immer wieder hochzuholen. Vielleicht wurde es mit der Zeit sogar noch intensiver, da ich Angst hatte, ich könnte die Rolle verlieren.
Die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist wohl am schwersten von der Pandemie betroffen. Wie erleben Sie als Schauspielerin die Situation?
Die Fragen und Sorgen wurden immer größer, da man nicht wusste, wann es weitergeht und wie viele Drehs verschoben werden würden. Aber jetzt drehe ich wieder und bin optimistisch.
Sie haben eine der Hauptrollen in der Netflix-Serie "Skylines" gespielt, die trotz einer treuen Fan-Gemeinde nicht fortgesetzt wurde. Bedauern Sie das noch immer?
Für uns alle war das sehr traurig, wir hatten sehr gehofft, dass es weitergeht und die Drehbücher dafür lagen auch schon auf dem Tisch. "Skylines" war eines meiner Herzensprojekte und ich habe es geliebt, Lily zu spielen. Wir waren ein super Team und es war eine tolle Herausforderung für mich.
Welche Projekte stehen bei Ihnen als Nächstes an?
In der ZDF-Krimireihe "Die Toten vom Bodensee" geht es um eine Figur mit dissoziativer Persönlichkeitsstörung, die in einen Mord verwickelt ist. Der Film heißt "Zweites Gesicht" und ich spiele einen Charakter, der zwei Persönlichkeiten in sich trägt. Eine schüchterne und eine aggressive, die beide nichts voneinander wissen. Die aggressive Persönlichkeit ist in einen Mord verwickelt und die schüchterne versucht aktiv der Polizei zu helfen, den Mörder zu finden. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die Dreharbeiten.
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