Im Münsteraner "Tatort: Fiderallala" ermitteln Thiel und Boerne diesmal unter Studierenden, die aufgrund der Wohnungsnot vor der Uni campen müssen. Ist das schon ein Mordmotiv? So hat unseren Leserinnen und Lesern der Krimi gefallen.
In Münster ist der Wohnraum so knapp, dass Studierende vor dem Schloss campen, das zur dortigen Universität gehört. Eine Zeitlang ziehen die Ermittler Frank Thiel (
Doch der Krimi hält einige Wendungen bereit: Das erste Opfer, so stellt sich erst spät heraus, wurde gar nicht ermordet, sondern starb bei einem Unfall – und am Ende des Falls gibt es mehr Geständnisse als Leichen.
Typisch für Münster: Das Geplänkel zwischen Thiel und Boerne fehlte auch diesmal nicht. Ist das einfach Kult? Oder Klamauk? Unsere Leserinnen und Leser sind sich diese Woche uneins.
"Klasse gespielt – mit hohem Unterhaltungswert"
- "Der beste Münsteraner 'Tatort' seit langem, nicht gar so klamaukig, dafür mit ein paar erinnerungswürdigen Bonmots – und das Gezicke der beiden Hauptdarsteller war auch auf höherem Niveau. Erschreckenderweise entwickelt sich da doch so etwas wie Freundschaft … Selbst die eigentliche Krimihandlung war gut und durchaus nicht vorhersehbar, insgesamt war das schon nahe an einem perfekten Münsteraner 'Tatort'. Die abgedroschenen Louis-de-Funès-Anleihen dürfen allerdings ganz schnell wieder in der Mottenkiste verschwinden – selbst ein Auftauchen Fantomas' in Münster würde diese nicht rechtfertigen." (Jens, 60 Jahre)
- "Wieder einmal wird dieser 'Tatort' seinem Ruf gerecht, ernsthafte und aktuelle Themen aufzugreifen und einzubetten in einen kriminalistisch interessanten Fall. Dass dabei unter dem Mantel süffisanten Humors das Miteinander der beiden Hauptdarsteller und der Antagonisten beim Zuschauer herzhaftes Lachen erzeugt, nimmt dem Thema dennoch nicht die Ernsthaftigkeit – sondern treibt dieses satirisch auf die Spitze. Der Plot ist klasse, passt zum Drehort Münster mit seinem studentischen Milieu – weiter so!" (Heike)
- "Sonntagabend und zu Gast in Münster. Erzählt wurde eine einfache, unspektakuläre Geschichte – die doch irgendwie spannend war, denn wissen, wer der Täter war, wollte man schon. Die verbalen Kabbeleien von Thiel und Boerne sind Kult und waren heute wieder wunderbar. Die Verdeutlichung der Manipulation: einfach gut erzählt, dem sind wir täglich ausgesetzt. Wir werden täglich mit schlimmeren Krimis belästigt, da ist es schön, zu Gast in Münster zu sein, wo man sich zeitweise nicht so ernst nimmt, in entscheidenden Momenten aber professionelle Arbeit abliefert – und zum Schluss staunt der Zuschauer über die Auflösung, denn wer hätte das vermutet? Wohl kaum jemand. Gut gemacht." (Mina, 62 Jahre)
- "Ich teile die Auffassung über den Münster-'Tatort' von Iris Alanyali ganz und gar nicht! Genau so muss der Münster-'Tatort' sein. Die Hauptdarsteller waren in ihrer Paraderolle, die sie unnachahmlich darstellen können. Wer spannende Krimis sehen möchte, muss andere Filme schauen als 'Tatorte' oder ins Kino gehen. Aber das ist nicht erst seit dem neuen 'Tatort' der Fall, sondern war schon immer so. 'Fiderallala' ist absolut klasse gespielt von Thiel und Börne – mit hohem Unterhaltswert." (Ulli)
- "Kurz und knapp: Ich mag humorige Krimis lieber als etwa die Dortmund-'Tatorte'. Das Leben ist ernst genug, da kann ein 'Tatort' auch mal ein bisschen Humor haben." (Anonym)
- "Humor vor Drama und Brutalität am Sonntagabend habe ich als angenehm empfunden. Das Duo ist unschlagbar unterhaltsam – auch wenn es diesmal ein wenig übertrieben war." (Anonym)
"Klamauk mit der üblichen drögen Selbstinszenierung"
- "Iris Alanyali hat mit der Beschreibung 'typischer Münsteraner "Tatort"' den Nagel bereits auf den Kopf getroffen. Für mich war das, wie immer, Klamauk mit der üblichen, drögen Selbstinszenierung der drei Hauptprotagonisten Thiel/Boerne/Haller – und dann als 'Belohnung' noch der Dauergähner mit der Nikotinsucht der Staatsanwältin. Das hat, mal wieder, den Großteil des 'Tatort' eingenommen. Nebenbei wurde dann noch ein klitzekleiner Fall eingebracht, allerdings nur so halbgar präsentiert. Einzig erfreulicher Aspekt war, mal wieder die großartige Meira Durand (Fraya Menke) zu sehen. Letztendlich nur etwas für eingeschworene Münster-Fans. Deswegen: 3 von 10 Punkten." (Sascha, 53 Jahre)
- "Man kann es mit der 'Diversity' bei den Darstellern aber auch übertreiben." (Caren, 33 Jahre, Berlin)
- "Es ist nicht nur die Peinlichkeit auf dem Niveau einer Büttenrede, die den Münster-'Tatort' schon seit langem 'auszeichnet'. Es ist nun leider auch so, dass durch die Darstellung des alkoholisch völlig außer Rand und Band geratenen Prof. Boerne dessen Figur diskreditiert und verraten wird: Die Rolle ist so angelegt, dass sie selbstdiszipliniert und rational gesteuert auftritt. Es scheint Drehbuch, Redaktion und Regie aber allmählich alles egal: Hauptsache, Klamauk. Das hat diesen eigentlich besonderen 'Tatort'-Ableger aus Münster allmählich vollends diskreditiert. Dem Zuspruch der Zuschauer wird das aber keinen Abbruch tun – was wiederum das Humorverständnis der Deutschen zeigt." (Anonym, 51 Jahre, Berlin, Prenzlauer Berg)
- "Beim neuen Münster-'Tatort' fängt der Krimi erst an, wenn der Film schon fast zu Ende ist. Plumpe Komik – wie der berauschte, singende Börne oder die übertriebene Busenklingel der manipulativen Fast-Täterin – zieht sich über mehr als die Hälfte des Films, bei dem der 'Fall' geradezu unwichtig scheint. Ja, Wohnungsnot ist ein immer aktuelleres Thema, gerade bei Studenten, die sich kaum was leisten können. Das war schon zu meinen Studienzeiten Mitte der 1980er-Jahre schlimm und heute wohl noch mehr. Umso trauriger, dass dieser 'Tatort' solch existentielle Nöte quasi zum Witzeln benutzt. Es hätte, ernster behandelt, eine wirklich gute Krimistory werden können, aber so? Thema verfehlt!" (Anonym)
- "Leider lässt die Qualität der Münster-'Tatorte' immer mehr zu wünschen übrig. In dieser Episode war die Handlung wenig glaubwürdig, und es fiel schwer, den Überblick über die Zusammenhänge zu behalten. Obwohl die Münster-'Tatorte' stets mit ihren charismatischen Hauptdarstellern punkten, die dem Publikum durch humorvolle Nebenschauplätze und kleine Scharmützel untereinander stets eine unterhaltsame Show bieten – im Vergleich zu eher nüchternen Teams –, sollte dennoch nicht außer Acht gelassen werden, dass auch ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit und damit verbundener Spannung erforderlich sind. Ein guter 'Tatort' lebt schließlich von einer gelungenen Balance zwischen Unterhaltung und Spannung." (Anonym)