Während der Sommerpause zeigt das Erste gewöhnlich Wiederholungen älterer "Tatort"-Folgen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Krimireihe darf in diesem Jahr das Publikum jede Woche aus einer Liste von 50 Folgen aus 20 Jahren per Online-Wahl entscheiden, was gezeigt wird.
Wir schließen uns den Festlichkeiten an und feiern den Sieger mit fünf frohen Ferienfragen. Diese Woche gewann "Fangschuss" aus Münster.
Was macht "Fangschuss" so besonders?
Sicher nicht, weil der Fall so klar, bündig und glaubwürdig daherkommt: Kommissar Thiel (
Und Leila macht Deals mit den Mördern, die vielleicht zwei Brüder im Tierfutterbusiness sind. Leila trägt die Haare blau. Rechtsmediziner Boerne (
Ein Nachbar des toten Journalisten steht auch unter Verdacht. Er ist Jäger. Boerne will seinen Jagdschein machen. Das wird zur haarigen Angelegenheit. Alles klar?
Der 31. Fall für Boerne und Thiel ragt jedenfalls aus anderen Gründen aus der "Tatort"-Reihe heraus: Bei seiner Erstausstrahlung 2017 hatte er 14,56 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 39,6 Prozent.
Das macht ihn nicht nur zum quotenstärksten "Tatort" aus Münster, sondern zum quotenstärksten "Tatort" seit 1992 und zur meistgesehenen fiktionalen Sendung des Ersten im Jahre 2017. Den "Tatort"-Rekord von 1992 hält Manfred Krug mit "Stoevers Fall", den 15,86 Millionen Zuschauer angesehen haben.
Wer steckt hinter dem Wahlbetrug?
Im Zweifelsfall natürlich die russische Regierung. Eine andere Möglichkeit wären Stuttgarter Extremisten: Die Abstimmung dieser Woche musste vom Ersten bekanntlich vorzeitig abgebrochen werden. "Das Voting wurde in Deutschland seit Donnerstag, 25. Juni 19.00 Uhr, in den letzten fünf Stunden leider von extern manipuliert", meldete der Sender.
"Um ein möglichst unverfälschtes Ergebnis zu erhalten, haben wir uns deshalb entschlossen, nur die Stimmen in das Endergebnis einzubeziehen, die bis zu diesem Zeitpunkt eingegangen sind." Da aber lag "Fangschuss" (WDR) mit 41.482 Stimmen auf Platz eins, gefolgt vom Stuttgarter "Tatort: Bienzle und die blinde Wut" (SWR) von 1999 mit 38.489 Stimmen und dem Wiesbadener "Tatort: Im Schmerz geboren" (HR) auf Platz drei (10.629 Stimmen).
Da der Münsteraner "Tatort" immer und bei allem gewinnt und deshalb keine Hilfe von Proxie-Profis oder Bot-Bombasten benötigt, ist anzunehmen, dass internet-affine Schwaben ihren Mundart-Matador Ernst Bienzle aufs Siegertreppchen voten wollten. Stuttgartern ist ja, wie wir wissen, neuerdings alles zuzutrauen. Das Erste ist übrigens auch "ratlos", will aber in Zukunft "entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen".
Wie werde ich Leiche im "Tatort"?
Bei dem Darsteller des toten IT-Experten handelt es sich um den "Verstehen Sie Spaß"-Moderator Guido Cantz. Der Comedian träumte angeblich schon immer davon, eine "Tatort"-Leiche zu spielen, und machte seinen Traum als Streich wahr.
Für die Jubiläumsfolge zum 40. Geburtstag der Show spielte er (zur Unkenntlichkeit geschminkt) einen Komparsen, der den Auftritt bei einem Preisausschreiben gewonnen haben will und sich auf dem Untersuchungsstisch als fatale Fehlbesetzung erweist: Ständig atmet die Leiche, hustet oder furzt und sorgt bei den Stars während der sich in die Länge ziehenden Dreharbeiten für erstaunlich wenig Ärger und viel Gelächter.
Wer aber als Nicht-Promi mitmachen will, muss sich bei einer Agentur bewerben, denn gewinnen lässt sich so ein Auftritt nicht: "Leider werden beim "Tatort" keine Statistenrollen für Zuschauer vergeben", informiert das Erste, sie "werden von den Produktionsfirmen ausschließlich in Zusammenarbeit mit Castingagenturen und Besetzungsbüros rekrutiert."
Was war damals noch so los?
Die Erstausstrahlung fand am 2. April 2017 statt. Das ist zwar nicht lange genug her, um eine nostalgische Zeitreise in die Vergangenheit zu unternehmen, aber offenbar lange genug, um Zuschauern weismachen zu wollen, dass USB-Sticks zu kompliziert sind für eine Staatsanwältin mittleren Alters.
"Dieses USB-Dingens," nennt Wilhelmine Klemm das zentrale Beweismittel der Folge ungehalten - wie Oma, die keine Lust auf "Kommpjuter" hat. Zur Information: Der erste USB-Stick wurde laut dem "Time"-Magazin im Jahr 2000 von IBM verkauft. Der tragbare Datenspeicher hieß damals DiskOnKey - "Diskette auf Schlüssel", in Anlehnung an die bis dahin zur Datenspeicherung gebräuchlichen silbernen Scheiben.
Der Stick kostete 50 Dollar und konnte acht Megabyte speichern. Heute bekommt man einen USB-Stick, der mit 64 Gigabyte das 8.000-fache Fassungsvermögen hat, für rund zehn Euro.
Und wie finden wir die Wahl?
Gut. Die Vater-Tochter-Dialoge zwischen Thiel und seinem vermeintlichen Nachwuchs Leila klingen zwar, als hätten die Drehbuchautoren das Lexikon der Jugendsprache "Auf Du und Du mit Deinem Backfisch" von anno "Feuerzangenbowle" benutzt, aber beim Münsteraner "Tatort" sind es die Dialoge zwischen Thiel und Boerne, die das einzige Krimi-Qualitätskriterium darstellen. Die sind hervorragend, und das ganze Jägerlatein verleiht dem Geplänkel zusätzlichen Reiz.
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