Wenn die Oscars verliehen werden, treffen sich die größten Filmstars der Welt im Dolby Theatre in Hollywood. In der Nacht auf Montag sind auch deutsche Nominierte wie Edward Berger hautnah mit dabei. Er hat für den Papst-Thriller "Konklave" acht Nominierungen erhalten. Berger verrät, wie er auf die Filmwelt und die politischen Spannungen zwischen Washington, D.C. und Hollywood blickt. Zudem erklärt er, ob er sich jemals vorstellen könnte, in die USA auszuwandern.

Mehr News über Filme & Serien

In der Nacht auf Montag (MEZ) heißt es wieder: "And the Oscar goes to…". Während Millionen Menschen weltweit vor dem Fernseher sitzen und die wichtigste Filmpreis-Verleihung verfolgen, sitzen im Dolby Theatre im Herzen von Hollywood knapp mehr als 3.000 Nominierte, Stars und Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Auf der illustren Gästeliste? Auch einige deutsche Filmemacher. Unter ihnen: "Konklave"-Regisseur Edward Berger, der mit seinem Papst-Thriller insgesamt acht Oscar-Nominierungen ergattert hat. Und der Wolfsburger hat beste Chancen, am Sonntag mit seinem Filmteam zu jubeln, denn der Thriller wurde unter anderem in den Kategorien "Bester Film", "Bester Hauptdarsteller" und "Beste Nebendarstellerin" nominiert.

Oscar-Luft schnuppern konnte Berger bereits 2023 mit "Im Westen Nichts Neues". Das Drama holte damals vier Oscars und verhalf Berger endgültig zu internationaler Bekanntheit. "Nach so einem Oscar-Sieg hat man natürlich einen anderen Zugang zu Geschichten, zu Produzenten, zu Finanzierungen, zu Schauspielern", so der in Berlin lebende Regisseur im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nach den verheerenden Waldbränden muss die Show in Hollywood weitergehen

In Los Angeles trafen sich die deutschen Oscar-Nominierten zwei Tage vor der großen Verleihung im "W Hollywood"-Hotel, um die diesjährigen Filmbeiträge zu feiern. Noch vor wenigen Wochen wüteten in der Filmmetropole verheerende Waldbrände, die teilweise ganze Stadtteile – darunter Pacific Palisades – in Schutt und Asche gelegt haben.

Edward Berger zeigt sich betroffen über das Ausmaß der Katastrophe, bei der auch viele Filmschaffende ihre Häuser verloren haben. Dennoch merkt der Regisseur mit einem Lächeln an: "Das Großartige an einer Stadt wie Los Angeles ist, dass sie immer wieder aufsteht."

Der 54-Jährige erklärt: "Ich bin wahnsinnig gerne hier." Ob er nach einem erneuten Oscar-Sieg bald einen Umzug in die Stadt der Engel anstrebt? Berger schüttelt zunächst mit dem Kopf: "Ich finde, man muss nicht hier leben, um sich zu verwirklichen. Ich habe schon vor Jahren gemerkt, dass ich hier unruhig werde." Ganz ausschließen will er einen Umzug dennoch nicht: "Vielleicht ziehe ich auch mal ein paar Jahre hierher. Ich muss jetzt nicht ewig hier leben, aber ich will es nicht ausschließen."

Bei den Oscars bleibt die Politik "auf der Strecke"

Besonders angetan zeigt sich Edward Berger von der Positivität der Kalifornier, die ihm am Oscar-Wochenende schon vor dem Gang über den roten Teppich ein Lächeln ins Gesicht zauberte. "Das hilft auch für den Kampfgeist gegenüber der politischen Lage", so der Regisseur.

Das gescheiterte Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lässt auch den Oscar-Nominierten nicht kalt. "Die politische Lage ist natürlich angespannt – gerade zwischen Hollywood und Washington D.C. Natürlich ist man da in unterschiedlichen Lagern. Aber ich bin hoffnungsvoll, dass wir weiterhin Filme machen, die streitbar sind und auch sich entgegenstellen und sich nicht überrollen lassen von politischen Wirkungen. Aber leider sind politische Filme nur schwer zu finanzieren. Ich glaube, da haben alle vor Angst – auch weltweit. Das ist in Deutschland auch nicht leicht. Es ist gerade eine ganz schwierige Phase."

"Teil unserer Aufgabe ist einfach, für die Demokratie zu kämpfen und da weiterhin laut drüber zu sprechen. Auch in Amerika."

Edward Berger, Regisseur

Der 54-Jährige ergänzt nachdenklich: "Ich glaube, dass Filme genau dazu da sind. Teil unserer Aufgabe ist einfach, für die Demokratie zu kämpfen und da weiterhin laut drüber zu sprechen. Auch in Amerika."

Ob er davon ausgehen wird, dass die Oscar-Verleihung einen besonderen Fokus auf die Politik legt? Berger schüttelt mit dem Kopf: "Das ist eine Show. Das ist Entertainment. Da bleibt Politik weitestgehend auf der Strecke."