• Die Filmfestspiele in Cannes werden unter anderem mit einer Rede von Wolodymyr Selenskyj eröffnet.
  • Anschließend läuft als erster Film eine Zombiekomödie.
  • Wie passt das zusammen?

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"Wird das Kino schweigen oder darüber reden?" Diese Frage hallt am Dienstagabend von einer Bühne im Festspielhaus von Cannes, gestellt von keinem Geringeren als dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Überraschend wurde er während der Eröffnungszeremonie der 75. Internationalen Filmfestspiele von Cannes mit einer Videobotschaft zugeschaltet.

"Jeden Tag sterben Hunderte von Menschen", sagte Selenskyj. "Sie werden nach dem Schlussapplaus nicht wieder aufstehen." Er fragte: "Wird das Kino schweigen oder darüber reden? Wenn es einen Diktator gibt, wenn es einen Freiheitskrieg gibt, hängt alles wieder von unserem Zusammenhalt ab. Wir brauchen einen neuen Chaplin, der beweist, dass das Kino heutzutage nicht schweigt."

Selenskyj zitierte demnach unter anderem aus "Der große Diktator", Charlie Chaplins (1889-1977) Satire auf den Faschismus. Nach seiner mehrminütigen Rede reagierte das anwesende Publikum mit Standing Ovations. Daraufhin eröffnete die Hollywood-Schauspielerin Julianne Moore offiziell das Festival.

Eröffnungsfilm wird umbenannt

Der Krieg in der Ukraine spielt gleich zu Beginn des Festivals eine Rolle in Cannes. Auch auf den Eröffnungsfilm "Coupez!", der im Anschluss gezeigt wurde, hatte er indirekt Einfluss. Nach Beschwerden aus der Ukraine hatte sich Regisseur Michel Hazanavicius bereit erklärt, seine Zombiekomödie von "Z (comme Z)" umzubenennen in "Coupez!". Das "Z" wurde international in den vergangenen Monaten zu einem Symbol für die Unterstützung des russischen Angriffskrieges.

Nun also "Coupez!", was übersetzt so viel heißt wie "Schneidet/Schneiden Sie" und somit aufs Filmhandwerk anspielt. Das wiederum ist Thema in diesem Film von Hazanavicius, der als trashiger Zombiefilm beginnt und sich dann als ein Meta-Werk über das Filmemachen entpuppt. Die Komödie basiert auf dem japanischen Kassenhit "One Cut of the Dead" (2017).

Film gibt Einblick hinter die Kulissen

Die Zuschauer sehen zunächst einen halbstündigen, amateurhaften Zombiefilm ohne Schnitt, in dem sich die Schauspieler in Untote verwandeln. Nachdem dieser Film im Film vorbei ist, springen wir ein paar Wochen zurück und sehen, wie eine japanische Produzentin den Zombiefilm in Auftrag gibt. Sie besteht etwa darauf, dass die europäischen Figuren japanische Namen tragen, und zwar die gleichen wie in dem japanischen Film von 2017.

Im zweiten Teil sehen wir, wie der Film geplant wird, erfahren etwas über die Schauspieler, und blicken schließlich hinter die Kulissen des chaotischen Filmdrehs. Was anfangs einfach nach einem sehr trashigen Film aussah, stellt sich nachträglich als totale Improvisation heraus.

Die Zuschauer sehen die Szenen vom Anfang noch einmal, aber diesmal hinter der Kamera. So wird deutlich, dass sich der Regisseur des Zombiefilms während des Drehs mit allerlei Unwägbarkeiten herumschlagen musste - Schauspieler fallen aus und müssen spontan ersetzt werden, andere betrinken sich, der Kameramann stürzt und kann sich nicht mehr bewegen.

Das sorgt für sehr viele Lacher im Kino. Manche Witze werden aber auch ein wenig überstrapaziert - viel Erbrochenes und Durchfall ist jedenfalls im Spiel. Klamaukiger war ein Eröffnungsfilm in Cannes wohl selten. Ein seltsamer Kontrast zu der zehnminütigen Rede, die Selenskyj noch kurz zuvor gehalten hatte.

Stars spazieren über den roten Teppich

Vor der Eröffnung waren, wie zu erwarten, internationale Top-Stars wie Moore, Forest Whitaker und Eva Longoria über den roten Teppich spaziert. Auch deutsche Prominente wie Emilia Schüle und Caro Daur waren anwesend.

Die neunköpfige Jury unter der Leitung des französischen Stars Vincent Lindon, die über den Preisträger der Goldenen Palme entscheidet, durfte ebenfalls nicht fehlen. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem auch die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace und ihre britische Kollegin Rebecca Hall.

Forest Whitaker erhält Ehrenpalme

Während der Eröffnungsfeier wurde Whitaker mit einer Goldenen Ehrenpalme geehrt. Es sei ihm eine "große Ehre", am heutigen Tag mit allen Anwesenden "die Macht von Künstlern" zu feiern, erklärte der Schauspieler laut eines Bericht des Branchenmagazins "Variety". Sie seien "die Fackelträger der Welt, die die Geschichte der Menschheit erzählen".

Im Wettbewerb um die Goldene Palme befinden sich in diesem Jahr 21 Filme. Mit dabei sind unter andrem David Cronenbergs "Crimes of the Future" mit Kristen Stewart, Viggo Mortensen und Léa Seydoux sowie "Armageddon Time" mit Anne Hathaway und Anthony Hopkins.

Außer Konkurrenz wird Tom Cruise am 18. Mai seine Action-Fortsetzung "Top Gun: Maverick" zeigen und Baz Luhrmanns Biopic "Elvis" feiert an der französischen Riviera ebenso seine Weltpremiere. Die Abschlussfeier wird dann am Abend des 28. Mai stattfinden. (spoton/dpa/ari)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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