Die kleine Leonor von Spanien wird langsam erwachsen. Die Tochter von Königin Letizia und König Felipe hielt Mitte Oktober ihre viel beachtete erste öffentliche Rede vor Publikum. Am 31. Oktober wird Leonor nun 14 Jahre alt. Damit beginnt für die Thronfolgerin wohl so langsam der Ernst des Lebens.
Die unbeschwerten und weitgehend fern der Öffentlichkeit verlebten Kindertage gehen für Spaniens Kronprinzessin Leonor mit schnellen Schritten dem Ende zu. Ein deutliches Indiz: Die Klatschmagazine stürzen sich zunehmend auf die junge Thronfolgerin und beäugen kritisch jedes Outfit und jede kleinste Veränderung im Auftreten.
Als Leonor kürzlich im Fürstentum Asturien ihre erste Rede hielt und die bisher schnurgeraden Haare plötzlich wellig trug, sprach die Zeitschrift "Glamour" bereits von einem "neuen Stil" und bescheinigte ihr, die blonde Mähne verleihe nun "mehr Persönlichkeit". Am Donnerstag wird die künftige Königin 14 Jahre alt - und wächst langsam in ihre Rolle hinein.
Kronprinzessin Leonor: Erste weibliche Thronfolgerin in Spanien
Dass Leonor überhaupt Regentin werden kann, ist eine Neuheit in Spanien. Bisher waren die männlichen Nachfahren laut Artikel 57 der Verfassung automatisch Thronfolger - so wie ihr Vater
Als Leonor 2005 zur Welt kam, waren sich aber Königshaus und Politiker einig, dass die Regel abgeschafft werden soll. Leonor, die mit der im April 2007 geborenen Sofía noch eine jüngere Schwester hat, wird also in jedem Fall Monarchin, selbst wenn sie noch einen Bruder bekommen sollte. Offiziell wurde die Verfassung aber noch immer nicht geändert.
Erstmals hörte Spanien die Stimme der Kronprinzessin im Oktober 2018 öffentlich, als sie an ihrem 13. Geburtstag einige Sätze aus eben jener Verfassung vorlas. Schon damals wirkte sie ruhig und konzentriert.
Ihre Ansprache anlässlich der Verleihung der renommierten "Prinzessin von Asturien"-Preise in Oviedo Mitte Oktober wurde mit noch größerer Spannung erwartet und live im Fernsehen übertragen - denn wenn eine Kronprinzessin ins Rampenlicht tritt, macht das auch im in einigen Landesteilen arg monarchieverdrossenen Spanien noch Schlagzeilen.
Die Charme-Offensive der Royals gelingt - es gab viel Lob für Leonors glänzenden Auftritt. "Dies ist ein wichtiger Tag in meinem Leben, auf den ich mich lange gefreut habe", strahlte sie mit leuchtenden Augen das Publikum an.
Leonor macht es besser als ihr Papa
"Mit sicherer und klarer Stimme hat sie die Rede mit Pausen und Intonationen versehen", lobte die Zeitung "La Vanguardia". Leonor machte ihre Sache deutlich souveräner als ihr Papa, der 1981 - ebenfalls mit 13 Jahren und bei den Asturien-Preisen - seine erste Rede hielt.
Während Felipe damals stur auf sein Manuskript starrte und nur wenige Male den Kopf zum Publikum hob - alles unter den strengen Augen seines Vaters
Einige Sätze sagte sie sogar in perfektem Englisch: ein Resultat der Sommerferien, die Leonor und Sofía nun bereits zweimal mit Kindern aus aller Herren Länder in einem Camp in den USA verbringen durften.
Felipe (51) und Letizia (47) führen mit ihren Töchtern ein unauffälliges und skandalfreies Dasein. Die "Casa Real" ist vielen Spaniern auch wieder sympathischer als noch unter der Führung von Altkönig Juan Carlos. Der stand neben zahlreichen Affären vor allem wegen einer umstrittenen Elefantenjagd in Botswana mitten in der Finanzkrise in der Kritik und dankte schließlich 2014 ab.
Es brodelt in Spanien
Dennoch: Unter der Heile-Welt-Oberfläche, die das junge und moderne Haus Borbón repräsentiert, brodelt es. Im Mittelpunkt steht die katalanische Unabhängigkeitsbewegung, die vehement für eine Abspaltung der Region von Spanien eintritt und dem Königshaus mindestens skeptisch, eher feindselig gegenübersteht.
Krasser hätte die Diskrepanz nicht sein können: Während das Fernsehen Leonors Rede aus dem eleganten Teatro Campoamor in Oviedo übertrug und die Monarchie ihr schönstes Gesicht aufsetzte, waren gleichzeitig in einer Ecke der TV-Schirme Aufnahmen von Hunderttausenden Unabhängigkeitsbefürwortern und Straßenschlachten in Barcelona zu sehen. Der Konflikt zwischen Zentralstaat und Separatisten wird Spanien - und somit auch den König - wohl noch lange beschäftigen.
Schon bald muss sich auch Leonor dieser Realität stellen: Am 4. und 5. November reist sie anlässlich des "Prinzessin von Girona"-Preises nach Barcelona. Dort wird ihre Familie vermutlich weniger begeistert empfangen als in Asturien. In der Vergangenheit gab es bei Besuchen Felipes in Katalonien schon mehrfach Proteste und Widerstand.
Da kommt der Rat, den der Vater seiner Kronprinzessin in Oviedo mit auf den Weg gab, gerade recht: "Die Verpflichtung, Spanien und allen Spaniern zu dienen, muss Dein größter Stolz und Deine größte Ehre sein." Mut und Tapferkeit seien gefragt - und die wird Leonor auch brauchen. (dar/dpa)
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