- König Charles III. hat in seiner ersten Ansprache seinen Sohn William zum neuen Prince of Wales gemacht.
- Die Waliser selbst sind davon nicht begeistert und fordern eine Abschaffung des Titels.
- Dafür nennen sie auch einen klaren Grund.
Das Foto ist verblasst, die zwei Menschen darauf winzig, doch unverkennbar: Königin
"Es war ein unglaublicher Tag. Ich war überzeugt, dass die Königin auf mich zeigte und mir zuwinkte", erinnert sich Sarnacki. "Für mich als kleines Mädchen von elf Jahren war das wie in einem Film." Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgten damals die Zeremonie auf der prächtigen Burg aus dem 13. Jahrhundert im Fernsehen.
Jetzt ist Charles König und sein ältester Sohn William trägt nun der Tradition folgend den Titel Prince of Wales. Die offizielle Amtseinführung wie seinerzeit 1969 steht noch aus.
Widerstand der Waliser gegen "Prince of Wales" wächst
"Ich glaube nicht, dass das noch sinnvoll ist", sagt Sarnacki, die jetzt Bürgermeisterin der Kleinstadt Caernarfon im Nordwesten von Wales ist. Mit dieser Überzeugung ist die Bürgermeisterin nicht allein. Der Widerstand der Waliser gegen eine Einsetzungszeremonie für William wächst.
Bevor
Wie in anderen Landesteilen des Vereinigten Königreichs, gewinnen auch in Wales die Verfechter einer Unabhängigkeit Zulauf. Viele Leute seien beim Titel Prince of Wales der Meinung, "dass ein Waliser ihn tragen sollte", sagt Sarnacki.
Seit dem Tod der Queen wehen sowohl die walisische Drachenflagge als auch der britische Union Jack nebeneinander auf Halbmast über der Burg. Doch die Einwohner von Caernarfon sind keine Royalisten. Nirgendwo sonst spricht ein so großer Anteil der Einwohner Walisisch – die schwierige keltische Sprache, mit der sich auch Charles ein Semester lang an der Uni abmühte. Die blutige Geschichte von England und Wales ist in Caernarfon nicht vergessen.
Ursprünglich trugen walisische Adelige den Titel Prince of Wales. Doch der letzte, Llywelyn ap Gruffudd, wurde 1282 bei der Eroberung von Wales durch den englischen König Edward I. getötet. Sein Kopf wurde anschließend im Londoner Tower aufgehängt. Um Wales zu bezwingen, begann Edward I. mit dem Bau von Burgen; auf Caernarfon Castle wurde 1284 sein Nachfolger, der spätere Edward II., geboren. 1301 verlieh er seinem Sohn den Titel Prince of Wales, und die englischen Monarchen setzten diese Tradition für ihre Erben fort.
"Historisch gesehen war es ein provokanter Titel"
"Historisch gesehen war es ein provokanter Titel", sagt Geraint Thomas, Inhaber einer Fotogalerie in Caernarfon, in der die rote Fahne der walisischen Unabhängigkeitsbewegung hängt. Die Entscheidung der Königin, die Amtseinführung von Charles 1969 in Caernarfon zu zelebrieren, war schon damals umstritten. Vor der Burg demonstrierten walisische Nationalisten, mehrere Bomben explodierten.
Seither hat Wales größere politische Freiheit von London erlangt und sich von der königlichen Familie entfernt. Viele Waliser hätten sich gewünscht, Charles III. hätte sie konsultiert, bevor er seinem Sohn den Titel verlieh.
"Ich persönlich finde, wir sollten einen walisischen Prince of Wales haben", sagt Rhiannon Evans, Barista in Caernarfon. Selwyn Jones, der in einer Buchhandlung der Stadt arbeitet, meint, eine Amtseinführung in Caernarfon "wäre noch viel vergifteter als 1969".
Berichten zufolge plant das Königshaus für nächstes Jahr eine Einsetzungszeremonie in kleinerem Rahmen in Cardiff. Ein Foto wie es die Sarnacki als Schülerin vor der Burg schoss, würde es dann nicht mehr geben. Doch die Bürgermeisterin ist nicht traurig darüber: "Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, das abzuschaffen", sagt sie. (pak/AFP)
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