- Die Fahrer absolvieren 21 Etappen und 3.414 Kilometer in 23 Tagen.
- Die Corona-Maßnahmen sind im Vergleich zum Vorjahr gelockert, eine Rückkehr zur Normalität gibt es aber noch nicht.
- Die Slowenen Tadej Pogacar und Primoz Rogli lieferten sich 2020 ein Herzschlag-Finish. Sie dürften auch 2021 wieder ganz vorne sein.
Lance Armstrong wurde nie wirklich warm mit dem großen Mythos der Tour de France. Mit dem "kahlen Riesen der Provence", mit DEM Berg der Frankreich-Rundfahrt. "Er mag mich nicht, und ich mag ihn nicht", sagte der US-Amerikaner, dem 2012 wegen Dopings alle sieben Tour-Titel aberkannt wurden. Und sprach damit vielen Radprofis aus der Seele, auch bei ihnen und dem 1910 Meter hohen Mont Ventoux ist es so etwas wie Hassliebe.
Auch 2021 wird das Martyrium in der Mondlandschaft auf dem Gipfel wieder eine bedeutende Rolle spielen, erstmals seit 2016 übrigens. Und eine Premiere feiern: Erstmals in der Geschichte der Tour de France muss der Mythos auf einer Etappe zweimal bezwungen werden, und zwar am 7. Juli, im Rahmen der elften Etappe. Der Mont Ventoux ist aber nur ein Highlight der diesjährigen Ausgabe der Rundfahrt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Tour.
Wann ist die Tour de France?
Die 108. Ausgabe beginnt am 26. Juni. "Le Grand Depart", also der Auftakt der Frankreich-Rundfahrt, findet in Brest statt, die erste Etappe führt nach Landerneau.
23 Tage dauert die Tour insgesamt, mit zwei Ruhetagen am 5. und 12. Juli, sie endet traditionell am 18. Juli mit der Etappe auf den Champs-Élysées in Paris.
Tour de France und Corona: Was sind die Regeln?
Die Organisatoren wissen aus dem vergangenen Jahr, wie sie mit der Pandemie umgehen müssen. 2020 funktionierte das Konzept bei der in den Herbst verlegten Tour ohne Probleme, es gab keinen positiven Corona-Fall. Aber: Während Bilder von feiernden Fußball-Fans bei der EM um die Welt gehen, wird es bei der Tour zunächst noch strikter zugehen.
Alle 23 Mannschaften mit ihren 184 Fahrern müssen sich jeweils zweimal vor dem Tour-Start sowie am ersten und am zweiten Ruhetag einem Test unterziehen, dazu auch nach der fünften Etappe. Dieser Tross gilt als eine eigene, sogenannte Blase. In einer zweiten Blase bewegen sich Menschen aus der Tour-Organisation oder Mitarbeiter der Medien, während die Öffentlichkeit als eine weitere Blase gilt. Ein direkter Kontakt der Blasen untereinander ist nicht gestattet.
"Es wird Masken geben, eine Begrenzung der Zuschauerzahlen, Social Distancing und es werden PCR-Tests gemacht werden müssen, auch wenn die Fortschritte bei der Impfkampagne uns hoffen lassen, dass dieses Rennen ungetrübter sein wird", sagte Tour-Chef Christian Prudhomme der dpa und stellte bei "orange.fr" klar: "Es wird nicht das Jahr sein, in dem wir um Autogramme und Selfies bitten können." Kurios: Er war 2020 der einzige prominente positive Coronafall rund um die Blase Tour de France.
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Aber: Auch in Frankreich bessert sich die Corona-Lage zusehends, weshalb im Land bereits gelockert wurde. Heißt: Keine Sperrstunde mehr, keine Maskenpflicht draußen, außer bei Menschenansammlungen. Sportveranstaltungen dürfen im Freien vor bis zu 5.000 Zuschauern ausgetragen werden. Ab 1. Juli könnten weitere Corona-Verpflichtungen fallen.
Für die Tour bedeutet das für den Start: Abstand und Maske sind inzwischen vor allem Empfehlungen. Der Zugang zu den Bergpässen ist zum Großteil frei, aber nur per Rad oder zu Fuß erlaubt. Appelliert wird zudem an die Fans, sich auf die Etappenstrecke zu verteilen. Streng werden positive Fälle gehandhabt, denn dann wird der Fahrer ausgeschlossen. Gibt es zwei positive Coronafälle von Fahrern eines Teams binnen sieben Tagen, muss auch das Team abreisen.
Die deutsche Rad-Hoffnung Emanuel Buchmann sieht eine Rückkehr zur Normalität bei dieser Tour "noch nicht, aber ich gehe davon aus, dass schon wieder mehr Leute an der Strecke sein werden". Dann sei "hoffentlich im nächsten Jahr wieder alles so, wie es früher war", so Buchmann zur dpa.
Wie viele Etappen gibt es bei der Tour 2021?
Insgesamt 3.414 Kilometer müssen bei der Tour de France 2021 vom Startpunkt Brest bis zum Zielort Paris zurückgelegt werden, aufgeteilt auf insgesamt 21 Etappen, davon sind acht Flachetappen, sechs Bergetappen mit drei Bergankünften, fünf Mittelgebirgsetappen und zwei Einzelfahrten. Die Etappen im Überblick:
- 1. Etappe: 26. Juni 2021 Brest – Landerneau – 197,5 km
- 2. Etappe: 27. Juni 2021 Perros-Guirec – Mûr-de-Bretagne – 183,5 km
- 3. Etappe: 28. Juni 2021 Lorient – Pontivy - 182,9 km
- 4. Etappe: 29. Juni 2021 Redon – Fougères – 150,4 km
- 5. Etappe: 30. Juni 2021 Changé – Laval Espace Mayenne (Einzelzeitfahren) – 27,2 km
- 6. Etappe: 1. Juli 2021 Tours – Châteauroux – 160,6 km
- 7. Etappe: 2. Juli 2021 Vierzon – Le Creusot – 249,1 km
- 8. Etappe: 3. Juli 2021 Oyonnax – Le Grand-Bornand – 150,8 km
- 9. Etappe: 4. Juli 2021 Cluses – Tignes – 144,9 km
- 10. Etappe: 6. Juli 2021 Albertville – Valence – 190,7 km
- 11. Etappe: 7. Juli 2021 Sorgues – Malaucène – 198,9 km
- 12. Etappe 8. Juli 2021 Saint-Paul-Trois-Châteaux – Nîmes – 159,4 km
- 13. Etappe 9. Juli 2021 Nîmes – Carcassonne – 219,9 km
- 14. Etappe 10. Juli 2021 Carcassonne – Quillan – 183,7 km
- 15. Etappe 11. Juli 2021 Céret – Andorra-la-Vielle – 191,3 km
- 16. Etappe 13. Juli 2021 Pas de la Casa – Saint-Gaudens - 169 km
- 17. Etappe 14. Juli 2021 Muret – Saint-Lary-Soulan Col du Portet – 178,4 km
- 18. Etappe 15. Juli 2021 Pau – Luz Ardiden – 129,7 km
- 19. Etappe 16. Juli 2021 Mourenx – Libourne - 207 km
- 20. Etappe 17. Juli 2021 Libourne – Saint-Emilion (Einzelzeitfahren) – 30,8 km
- 21. Etappe 18. Juli 2021 Chatou – Paris Champs-Élysées – 108,4 km
Wer gehört zu den Favoriten?
Klar: der Titelverteidiger. Vorjahressieger Tadej Pogacar (UAE Emirates) ist gut in Form, bereitete sich intensiv auf die Tour vor. Und war auch erfolgreich: Der 22-jährige Slowene gewann zuletzt die Slowenien-Rundfahrt, dazu auch Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie Tirreno-Adriatico. Pluspunkt: Auch sein Team präsentierte sich stark. Wer die Tour gewinnen will, muss an ihm vorbei. Auch wenn er selbst meint, dass die Strecke ihm nicht so liege. Doch eine Bilanz von sieben Siegen bei 14 Profi-Etappenrennen kann sich sehen lassen.
Das will vor allem Primoz Roglic (Jumbo-Visma): Ihm hatte Pogacar 2020 im letzten Zeitfahren den sicher geglaubten Gesamtsieg noch entrissen. Lächerliche 59 Sekunden fehlten ihm damals. Er dürfte aus der Pleite gelernt haben. Der 31-Jährige hat im Frühjahr die Baskenland-Rundfahrt gewonnen, bei der Vorbereitung aber auch auf zwei Höhentrainingslager gesetzt und sich ein Stück weit zurückgezogen. Experten sagen ganz klar: Die Etappen kommen vor allem ihm entgegen. Und Pogacars Landsmann selbst? Sieht insgesamt 20 Fahrer im Favoritenkreis.
Ganz so viele sind es dann wohl nicht, aber der Waliser Geraint Thomas, Sieger von 2018, gehört definitiv dazu. Er hat seine gute Form mit dem Sieg bei der Tour de Romandie und Platz drei bei der Dauphiné bestätigt, er hat die Tour nach einer sportlichen Durststrecke voll im Blick. Er ist aber nicht der einzige Mitfavorit aus der starken Ineos-Mannschaft.
Seinen Teamkollegen Richie Porte (Australien) und Richard Carapaz (Ecuador) wird ebenfalls eine gute Rolle zugetraut, sollte Thomas schwächeln. Porte zum Beispiel gewann 2021 die Dauphiné und wurde 2020 Dritter hinter den slowenischen Topstars. Auch Carapaz ist in Topform. Sie scheinen bereit, in die Bresche zu springen.
Er ist der Weltmeister und große Hoffnungsträger der Gastgeber: Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quickstep). Er gewann in diesem Jahr zum dritten Mal nach 2018 und 2019 die Fleche Wallone. Und irgendwie scheint es auch bei der Tour perfekt zu passen, denn sie ist ziemlich gut auf ihn zugeschnitten. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" sollte man den 29-Jährigen bei gerade einmal drei Bergankünften fragen. Hinzu kommt: Er ist kürzlich Vater geworden, für ihn möglicherweise ein zusätzlicher Turbo.
Und was ist mit den deutschen Fahrern?
Zwölf sind am Start, sie sind in diesem Jahr vor allem als Helfer gefragt. Buchmann tritt nach seinem Sturz beim Giro doch für das Bora-hansgrohe-Team als eine Art Joker an, Kapitän ist dort aber der Niederländer Wilco Kelderman. "Ich werde mich nicht absichtlich abhängen lassen", sagte Buchmann, weiß aber auch: "Der Kurs liegt mir nicht wirklich und Wilco (Kelderman) ist unser Leader. Er hat sich perfekt vorbereitet und hat die Rolle auch verdient."
Buchmanns Herangehensweise: "Ich werde einfach mal schauen, wo ich nach dem Zeitfahren und den ersten Bergetappen stehe." Ein Etappensieg ist zumindest möglich. Eine wichtige Rolle hat Tony Martin (36) bei seiner 13. Teilnahme als Helfer von Tour-Favorit Roglic. Er rechnet sich bei den Einzelzeitfahren etwas aus. Simon Geschke arbeitet beim französischen Team Cofidis in erster Linie für Guillaume Martin, könnte aber in den Bergen für eine Überraschung sorgen.
Bei den deutschen Sprintern sieht es eher mau aus mit Etappensiegen oder gar dem Grünen Trikot: Routinier André Greipel (38) kommt zwar mit der Vita eines elfmaligen Tour-Etappensiegers, für ihn dürfte es aber schwer werden, seiner Bilanz weitere Siege hinzuzufügen. Roger Kluge ist Sprinthelfer für den Australier Caleb Ewan. Stattdessen könnte Max Walscheid für eine Überraschung sorgen. Der 28-Jährige ist Sprinter Nummer eins des Teams Qhubeka-Assos, hat aber keinen Sprinthelfer.
Verwendete Quellen:
- letour.fr: Die offizielle Strecke
- ovb-online.de: Emanuel Buchmann vor Tour de France 2021: "Mein Leistungslimit noch nicht ausgereizt"
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