Die neuen Medienrechte für die Bundesliga und 2. Liga sind vergeben und fast alle sprechen nur von Sky und DAZN. Doch auch RTL mischt eifrig im Fußballgeschäft mit – für den Sender ist es der nächste große Schritt.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Nach monatelanger Verzögerung war es Anfang Dezember schließlich so weit: Die Medienrechte für die Bundesliga und 2. Liga wurden vergeben. Im Anschluss dominierten vor allem die beiden größten Player auf dem Markt die Schlagzeilen. Sky und DAZN sichern sich die begehrtesten Pakete, unter anderem wechselt die beliebte Bundesliga-Konferenz am Samstag den Sender und ist künftig beim Streamingdienst DAZN zu sehen.

Mehr News zum Thema Fußball

Doch während es in den Medien und den Gesprächen der Fußballfans hauptsächlich um Sky, DAZN und die jeweiligen Änderungen geht, läuft mit RTL ein Sender in der Gemengelage etwas unter dem Radar. Denn auch der Kölner Privatsender spricht im Fußballgeschäft mittlerweile ein gehöriges Wörtchen mit – und macht zur kommenden Saison einen gewaltigen Schritt nach vorne.

RTL sicherte sich zwei DFL-Pakete

Bei der neuen Rechtevergabe durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) sicherte sich RTL gleich zwei Pakete: Mit dem Rechtepaket G darf der Sender ab der Saison 2025/26 immer das Topspiel der 2. Liga am Samstagabend (20:30 Uhr) im Free-TV zeigen, die Rechte im Pay-TV für die Partie hat Sky.

Für RTL ein enormes Upgrade in der nationalen Fußball-Berichterstattung. Durch eine Kooperation mit Sky konnte der Privatsender in der 2. Liga bislang lediglich an drei Spieltagen die Konferenz übertragen. Mit dem Samstagabend-Spiel kommt nun eine Vielzahl an Live-Übertragungen hinzu, genauer gesagt 33 Live-Spiele pro Saison.

Highlight-Paket: Jetzt macht RTL der "Sportschau" Konkurrenz

Deutlich weniger Beachtung findet in der Diskussion um die Vergabe der Medienrechte das Paket M, das sich ebenfalls RTL sicherte. Mit diesem ist es dem Sender erlaubt, Highlight-Clips von jedem Erst- und Zweitligaspiel sowie der Relegation und dem Supercup auf der hauseigenen Pay-Plattform RTL+ zu zeigen – und das "bis zu 15 Minuten pro Spiel direkt nach Abpfiff", wie es in der offiziellen RTL-Mitteilung heißt.

Zumindest beim Zeigen der Highlights ist RTL in Sachen Bundesliga und 2. Liga damit künftig das Maß aller Dinge. Voraussetzung dafür ist aber natürlich ein RTL+-Abo. Dennoch dürfte der Privatsender mit dem Highlight-Paket den Öffentlich-Rechtlichen ("Sportschau" in der ARD, "Sportstudio" im ZDF) gehörig Konkurrenz machen – vor allem bei der jüngeren Zielgruppe. Die Zahlen sind schonmal beeindruckend: RTL kann durch das Rechtepaket M die Highlights aus insgesamt 617 Spielen zeigen, und das ligen- und wettbewerbsübergreifend. Detaillierte Pläne zu den Fußball-Highlights auf RTL+ gibt es bislang noch nicht, auf Nachfrage unserer Redaktion wollte RTL nicht genauer darauf eingehen und verwies auf die verschickte Pressemitteilung.

"Unser Ziel ist es, den schnell wachsenden Streamingdienst RTL+ weiter zu stärken und ab dem Jahr 2026 nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften – die Bundesliga-Rechte sind dabei in unseren Planungen ein wichtiger Baustein."

Inga Leschek, Chief Content Officer RTL Deutschland

In dieser freut sich RTL natürlich über die beiden Pakete. Man könne ab der kommenden Saison "noch mehr Live-Sport der Extraklasse" anbieten, wird Inga Leschek, Chief Content Officer RTL Deutschland, in der Mitteilung zitiert. "Durch dieses attraktive Recht schaffen wir uns größtmögliche Flexibilität über all unsere Ausspielwege."

Mit dem Erwerb der Highlight-Rechte könne man Leschek zufolge "die erste und schnellste Sportshow des Spieltages" machen, den Fans wolle man damit "ein individuelles und modernes Fußball-Angebot" machen. "Unser Ziel ist es, den schnell wachsenden Streamingdienst RTL+ weiter zu stärken und ab dem Jahr 2026 nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften – die Bundesliga-Rechte sind dabei in unseren Planungen ein wichtiger Baustein", so Leschek.

Auch Sky profitiert von der Kooperation mit RTL

Tatsächlich hat RTL bereits ein recht großes Sport-Portfolio, mit dem "wichtigen Baustein" Bundesliga und 2. Liga wird dieses nun massiv erweitert. Auch aktuell ist der Privatsender bei der Fußball-Berichterstattung stark vertreten: Auf RTL sind immer wieder Spiele der deutschen Nationalmannschaft zu sehen, außerdem besitzt der Sender die Übertragungsrechte für die Uefa Europa League und die Uefa Conference League – dieses Jahr mit den deutschen Teilnehmern Frankfurt, Hoffenheim und Heidenheim. Für die beiden Wettbewerbe hat der Sender die Rechte noch bis 2027 inne.

Zudem gibt es – wie oben schon beschrieben – durch die Kooperation mit Sky die Zweitliga-Konferenz an drei Spieltagen zu sehen, durch die Partnerschaft kann RTL zudem eine Partie der englischen Premier League pro Spieltag bei RTL+ zeigen. Im Gegenzug kann Sky dafür zwei Spiele der Europa League oder der Conference League pro Spielwoche zeigen.

Während der Heim-EM im vergangenen Sommer sorgte RTL mit einer anderen großen Kooperation für Aufsehen: Durch die Zusammenarbeit mit der Telekom und dem hauseigenen Sender Magenta TV konnte RTL insgesamt zwölf EM-Spiele live im Free-TV übertragen – darunter ein Achtel- und ein Viertelfinale. Die Beteiligten beschrieben die Zusammenarbeit im Vorfeld als "TV-Allianz des Jahres".

RTL mischt auch in der NFL und Formel 1 mit

Doch nicht nur beim Fußball hat RTL inzwischen wichtige Übertragungsrechte inne, der Sender ist der große deutsche Player in der NFL-Berichterstattung. Zuvor zeigte die ProSieben-Gruppe die Football-Spiele am Wochenende, seit dem Draft 2023 liegen die Rechte bei RTL. In der vergangenen Jahren wurde die US-Sportart in Deutschland immer beliebter, vor allem auch bei jüngeren Menschen. Zudem profitiert RTL davon, dass ein NFL-Spiel pro Saison mittlerweile in Deutschland ausgetragen wird, erst kürzlich fand ein Spiel in München statt. Der Football-Hype in Deutschland bleibt weiter bestehen, RTL spielt das natürlich in die Karten.

RTL kooperiert seit diesem Jahr nicht nur beim Fußball mit Sky, sondern auch in der Formel 1 – früher eines der großen Sport-Steckenpferde des Kölner Senders. Durch die "strategische Partnerschaft" konnte bzw. kann RTL sieben Formel-1-Rennen pro Saison auf RTL zeigen. Zudem waren und sind die Qualifyings auf RTL+ zu sehen. Die Kooperation ist vorerst auf zwei Jahre ausgelegt – gut möglich, dass sie im Anschluss weiter verlängert wird.

Und was sagen die Quoten?

Doch wie gut kommt das Sport-Angebot wirklich bei den Zuschauern an? Was sagen die Einschaltquoten? Die EM auf RTL stieß bei den Zuschauern auf großes Interesse. Wenig überraschend hatte das übertragene Viertelfinale zwischen der Niederlande und die Türkei die beste Quote aller EM-Spiele auf RTL. In der Spitze sahen der Bertelsmann-Gruppe zufolge 13,2 Millionen Menschen das Spiel. In der relevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen hatte RTL einen Marktanteil von 57,6 Prozent.

"Wir freuen uns riesig über die phänomenale Heim-EM bei RTL Deutschland", sagte Leschek anschließend. "Allem voran mit hervorragenden Reichweiten für unsere Live-Übertragungen, gekrönt durch das spannende Viertelfinale mit einem überragenden Turnierbestwert für RTL. Insgesamt hat die Heim-EM unsere Erwartungen komplett übertroffen."

Auch die Übertragungen der Europa-League-Spiele im linearen TV sind für RTL ein voller Erfolg. Erst kürzlich, am 12. Dezember, gewann die erste Hälfte zwischen Frankfurt und Lyon die Prime Time bei den 14- bis 49-Jährigen. Laut "Meedia" sahen sich 0,73 Millionen Menschen den ersten Durchgang an, in der zweiten Hälfte waren es immerhin noch 0,66 Millionen. Macht einen starken Marktanteil von 14,9 bzw. 16.9 Prozent.

Überragende Quoten bescherte RTL vor allem das Europa-League-Endspiel in der vergangenen Saison mit deutscher Beteiligung. Das Finale zwischen Atalanta Bergamo und Bayer Leverkusen sahen laut Senderangaben in der Spitze bis zu 8,76 Millionen Menschen an, im Schnitt waren es 7,82 Millionen. Beim Gesamtpublikum erreichte das Spiel einen Marktanteil von 32,4 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es sogar 44,6 Prozent!

Formel 1 wird für RTL zum Quoten-Flop

Bei der NFL kann RTL trotz des anhaltenden Football-Hypes nicht vom ganz großen Erfolg sprechen. Was hier auffällt: Das erste Abendspiel läuft im Normalfall deutlich schlechter als das zweite Spiel ab 22 Uhr. Ein Beispiel von Anfang November: Während das erste Match zwischen den Dallas Cowboys und Atlanta Falcons nur Marktanteile zwischen 6,1 und 8,2 Prozent in der relevanten Zielgruppe brachte, waren es beim zweiten Spiel zwischen den Los Angeles Rams und den Seattle Seahawks im Schnitt 10,5 Prozent. Je weiter das Spiel voranschritt, desto höher wurde der Marktanteil: Nach Mitternacht lag er dann zeitweise bei 15 Prozent.

Deutlich besser dürften die NFL-Übertragungen dann aber auch wieder laufen, wenn die Playoffs und die entscheidenden Spiele um den Super Bowl anstehen. Das NFL-Endspiel 2024 machte bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen laut RTL zeitweise einen Marktanteil von 60,5 Prozent aus.

Doch nicht jede Sport-Übertragung bei RTL startet bei den Zuschauern durch. In der abgelaufenen Formel-1-Saison hatte der Sender "formel1.de" zufolge mit dauerhaft niedrigen Quoten zu kämpfen.

Große "Sport-Offensive" bei RTL?

Es wird deutlich: In den vergangenen Jahren hat RTL das sendereigene Sportangebot sukzessive ausgebaut und war bei den Zuschauern dabei größtenteils erfolgreich. Der Sender scheint das große Quotenpotenzial von Sport-Übertragungen – vor allem Live – erkannt zu haben. Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte sich RTL nicht weiter zu einer möglichen "Sport-Offensive" äußern – zumindest vorerst.

Was ist in Zukunft geplant? Wird das sportliche Angebot im linearen TV weiter ausgebaut? Und was ist eigentlich mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2026? All das ist noch unklar. Bleibt abzuwarten, ob der Sender in den kommenden Monaten möglicherweise weitere Sport-Angebote ins Portfolio aufnehmen wird. Der Trend ist jedenfalls klar erkennbar.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.